Challenge No.4: Bilanz – ein plastikfreier Monat


Ja, dieser Monat war nicht ohne, so ohne Plastik.  Irgendwie war es verrückt… truly, madly, deeply und auf einmal sieht meyer nur noch Plastik. Es ist überall. Durchschnaufen – keine Panik! Das Ganze sollte ja zu einer positiven Erfahrung werden.  Einfach war es aber wirklich nicht. Na gut, ihr lieben Challenges, ihr sollt uns ja schließlich auch herausfordern.

Was haben wir eigentlich alles gemacht?

Erst einmal bezogen wir Stellung zu dem Spiegel Artikel, dass vegane Produkte salzig, fettig und ungesund seien und beruhigten Spiegel-Autor Nils Klawitter, dass eine vegane Lebensmittel vor allem oder zumindest auch Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte, etc. sind und man mit diesen doch tatsächlich gesund leben kann. Hier ist unser Artikel.

Meyer trifft auf Meyer: Anfang April

Weiter mit Chat No.14. Da waren wir gerade von Freitag bis Sonntag zusammen bei der Think Tank 30 Tagung, teilten uns sogar ein Zimmer und hatten die ganze Zugfahrt Zeit zum Chatten. Es war schon lustig, so nebeneinander zu sitzen und trotzdem schriftlich miteinander zu komunizieren. Es soll ja Paare geben, die es genauso machen, warum also nicht wir? How very professional! Bei der Tagung konnten wir einander auch unter die Lupe nehmen. Anna blieb zuerst noch bei ihren alten Produkten, aber machte trotzdem fleißig ihre Hausaufgaben und bestellte sich unter anderem eine Deocreme von Wolkenseifen. Außerdem kaufte sie sich auf der Tagung direkt vom Gründer Georg Tarne persönlich eine Soulbottle, chic, chic! Hat er sie eigentlich signiert, die schöne Soulbotte? Santa hatte schon selbstgemachtes Deo,Zahnpasta und Creme (Rezepte sind hier) dabei und schaffte es sogar auf Teebeutel zu verzichten, da diese in Plastik verpackt waren. Eine Karaffe mit Leitungswasser anstelle von Plastikflaschen zu bekommen, war kein Problem. Fragen hilft!

Nachhaltigkeitschallenge 2014

Das Beste kommt noch: auf der Tagung konnten wir den  Think Tank 30 von unseren Challenges begeistern und die Nachhaltigkeitschallenge 2014 wurde geboren. Unser Meyer&Meyer in groß sozusagen, bei dem alle mitmachen können. Das wird fantastisch – macht unbedingt mit! Am 1.Mai geht es los!

Eat, Pray, Love

Santa und Anna sind beide von einer hauptsächlich veganen auf Gemüse und Obst, Getreide und Hülsenfrüchten beruhenden Ernährung begeistert. Thank God! Denn sobald es an Fleisch oder Fleischersatz geht, ist Verpackung fast unvermeidbar. Wir haben nachgefragt und einige kleinere Läden würden auch Käse und Fleisch in mitgebrachte Behältnisse füllen, allerdings sollte man die Produkte dann schneller verbrauchen. Anscheinend hat z.B. Käsepapier unsichtbare Löcher, durch die Käse atmen kann. Eier hat Santa diesen Monat direkt aus dem Hühnerstall auf dem Biohof, auf dem Caroline arbeitet, bekommen. Die Hühner sind dazu auch glückliche Hühner, die nie geschlachtet werden.

Anna kommt spätestens ab Chat No.15 so richtig in Schwung, hat sich Baumwollwattepads gekauft, macht in Chat No.16 ihre eigene Hafermilch-Produktion bekannt und erzählt von einem großartigen plastikfreien Picknick. Wow, diese Frau! Sie sagt im Chat No. 17, dass sie überrascht ist,wie wenig sie Tofu, Saitan und Co. sie vermisst. Allerdings wird sie sich nach der Challenge ab und an doch noch welchen gönnen, aber viel weniger, betont sie. Überrascht sind wir, dass man Saitan auch gut selber machen kann, siehe hier. Geärgert hat Anna, dass sie kein gutes Müsli gefunden hat, das nicht extra nochmal in Plastik verpackt war. Haferflocken findet man in Papier… und sie schmecken deshalb nicht weniger frisch. Auch Trockenfrüchte hat Anna in Plastik gekauft… es gab also Ausnahmen. Dafür hat sie jetzt auf dem Balkon Kräuter gepflanzt. Go, Anna, go!

Santa war diesen Monat in Duisburg, Auhausen, Neuhaus, München und Paris. Plastikfrei gelang ihr eigentlich gut, ja sogar verpackungsfrei war sie weitestgehend. Sie hat eine vegane Bambuszahnbürste ( die Naturborsten sind, so weiß sie nun, auch Bambus) eingeführt und Kosmetik selber gemacht, siehe hier. Nur Kontaktlinsenflüssigkeit hat sie sich nicht zu machen getraut – noch nicht. Und die Kontaktlinsen sind halt auch weiter drin. Im Bioladen gab es dann wegen dieser eingepackten Smoothies, die sie sonst mal für die Reise kauft, große Szenen von der süßen Kleinen. Aber Santa ist hart geblieben, zumal sie die Verpackung für so ein bißchen Smoothie eigentlich schon immer gestört hat. Die eingepackten veganen raw chocolate bars, die sie noch auf Vorrat hatte, hat sie dann trotzdem mal eingesetzt, wenn es im Restaurant Dessert gab – um Herzbluten beim Kleinkind, das plastikfrei noch nicht versteht, zu vermeiden. Hmmmm – ach, diese ständigen Kompromisse. Außer in München hat Santa entweder selbst gekocht oder eingekauft oder hatte in unserer Kräuterfrau Caroline und ihrer Mutter super Mitmacherinnen. Trotzdem waren Anna und auch Santa, besonders auf Reisen, immer wieder mal essen, meistens bio-regional, aber da wären wir trotzdem wieder bei der guten alten Blackbox. Sie wissen also nicht, wieviel Plastik das Restaurant und somit sie dabei verbraucht haben.

Beauty&Cosmetics

Anna testet nun auch fleissig die von Santa und Stephanie hergestellte Gesichts- &Körpercreme und die Lippen- &Handcreme. Santa schwört darauf und findet sie sogar besser als Weleda und Co. We love it! Und noch mehr, weil es so schön einfach geht. Stephanie hat jetzt auch noch einen Lippenbalsam nachgeliefert, den man sogar farbig gestalten kann. Meyerleicht und schnell muss es sein, sonst brauchen wir gar nicht erst damit anfangen. Im selben Artikel findet sich auch ein plastikfreier Green Smoothie für umme, mit gesammelten Wildkräutern von der Wiese. Denn Schönheit kommt eben auch von innen und man fühlt sich so gut. Regional, on a budget, plastikfrei, vegan… hach, toll ist das Selbersammeln. Und beim Selbermachen ist es ähnlich. Man weiss, was drin ist, kann schauen, dass man vorwiegend Zutaten nimmt, die von nicht so weit herkommen und spart sehr sehr viel Geld. Denn Naturkosmetik und auch viele herkömmliche Produkte kosten wirklich viel.

Die Bahn: Papptassen und mysteriöser Kaffeehintergrund

Da wir außerhalb unserer vier Wände aber nicht immer in eine Blackbox schauen möchten, schrieben wir zusammen einen Brief an die Deutsche Bahn und fragten, wieso wir eigentlich nur unter großen Umständen eine normale Tasse anstelle einer Papptasse für unseren Kaffee bekommen haben und uns der nette Mitarbeiter auch gar nichts über den Hintergrund des Kaffees sagen konnte und ob er überhaupt fairtrade ist. 4,60 für einen doppelten Espresso sagen wir nur! Da möchten die Meyerinnen gerne biofair inklusive.

Vegan vs. Plastikfrei

Unser Auftaktartikel sorgte doch für einige Furore. In diesem Artikel finden sich viele plastikfreie Varianten; unter anderem eine Wildschweinborstenbürste, die die Haare sehr gut reinigt und den Einsatz von Schampoo beim Haarewaschen reduziert. Dafür wurden wir von einem Mitglied der veganen Community kritisiert, weswegen wir doch ein ganz schön schlechtes Gewissen bekamen. Wir Meyerinnen versuchen weiterhin größtenteils vegan zu sein, aber auch situativ zu entscheiden, welches Nachhaltigkeitsprinzip, z.B. Müllvermeidung vs. Tierschutz, wir in dem Moment für subjektiv wichtiger halten und ja, auch für den Genuss (und auch mal aus Höflichkeit) machen wir Ausnahmen. Auf die scharfe Kritik hin schrieben wir einen Artikel über unsere inneren Dilemmata, schlechtes Gewissen und die Frage, wie stark wir uns positionieren sollten. Hier ist er, dieser Artikel.

Unsere Lehren

Und jetzt kommen mal wieder ein paar Fazitpünktchen, die Lehren aus dieser intensiven, emotionsgeladenen Challenge. Anna hat unser veganes Fazit letzten Monat so schön formuliert. Mal schauen, ob wir das wieder so gut hinkriegen.

1. Plastik ist überall: es verseucht unsere Meere, ist in Muttermilch und Blut bereits nachweisbar und schadet uns und unserer Umwelt. Unmerklich, aber erheblich. In einigen Kontexten mag es unabdingbar sein, in vielen Anderen aber eben nicht. Angefangen bei Spielzeug, Haushaltswaren und vielem mehr hat man in plastikfreien Varianten aus Holz oder Stahl langlebige, elegante und wunderbare Alternativen (oder ist Plastik die Alternative zu Holz und Stahl?). Auch viele Lebensmittel, sowohl konventionelle als auch biologische, sind viel zu oft in Plastik verpackt, auch wenn es in Papier ginge. Haltet die Augen offen und ihr werdet sehen, wieviel man plastik-, ja sogar, verpackungsfrei kaufen kann.

2. Erst einmal tappt man immer wieder in eine Falle. Z.B ist das in scheinbar Papier verpackte Müsli doch noch in Plastik gehüllt. Dennoch, wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg und man findet am Ende doch meist eine gute Alternative und sei es, dass man sich sein Müsli lecker zusammen mischt.

3. Der Anfang ist schwer, aber danach freut man sich, wieviel weniger Müll man auf einmal produziert und man sich keine Gedanken über Bisphenol A und Co. machen muss.

4. Man muss doch immer wieder verzichten und findet auch nicht immer Ersatz. Es wird einem andererseits durch eine gewisse Begrenzung der Auswahl die Qual der Wahl genommen. Anhänger des Minimalsimus (oder die, die ihn anstreben) und/oder Veganer kennen dieses Gefühl, das besser ist als gemeinhin denkt. Gemüse, Obst, Getreide und Hülsenfrüchte findet man relativ leicht unverpackt. Milch und Joghurt kann man auch in Pfandsystemen kaufen (allerdings keine Soja- und Hafermilch… ahhh… Dilemma!) und bei Fleisch und Käse sind es vor allem Hofläden, Marktstände und kleine Lädchen, die sich flexibel zeigen. Hafer- und Mandelmilch kann man aber auch selbst machen. Das ist preiswert und garantiert plastikfrei möglich. Kreativität lohnt.

5. Je nach Angebot in deiner Stadt kann man mit einer in 4. beschriebenen minimalistischen Lebensweise fast gänzlich verpackungsfrei leben, denn es gibt Läden, die allerlei –ob Gewürze, Tees, Bonbons oder auch Schrauben- verpackungsfrei anbieten.

6. Man darf nicht dogmatisch oder paranoid werden oder sich selbst anklagen! Zuviel Schuldgefühl nimmt einem den Spaß. Wenn man sich gerade eine Passata in einer Flasche gekauft hat und merkt, dass der Deckel mit Plastik beschichtet ist, dann ist das einfach so! Let go, Meyer!

7. Jede Entscheidung, Plastik zu vermeiden, geht wie bei so vielen anderen Themenbereichen auch, in die Positivbilanz ein. Man muss für sich einen Weg zu finden, der für einen passt und der nicht nur mit einem Gefühl des Verzichts einhergeht. Wenn man z.B. riesig auf Hafersahne steht, aber die in kleine Tetrapacks verpackte Hafersahne wegen Verpackung (und Palmöl) vermeiden möchte, dann gibt es z.B. Hafersahnepulver, das zwar auch in Plastik verpackt ist, aber durch die Pulverform viel konzentrierter ist und man dadurch de facto viel mehr Plastik spart. Dasselbe gilt übrigens auch für Waschmittel und für viele andere Produkte auch!

8. Bombadiert Original Unverpackt mit der Aufforderung, überall in Deutschland einzuziehen. Denn das ist ein toller Laden, den es in Berlin und Kiel gibt, der gänzlich unverpackte Ware anbietet.

9. Auf der anderen Seite ist es gut,  nicht zu sehr seine Freunde zu bombardieren, wenn man sieht, dass ihr Müllsack überquillt. Ja, Plastik ist überall, aber es ist normaler, es zu benutzen, als es nicht zu tun. Ja, sogar Veganismus ist für die meisten Gastgeber zwar nervig, aber leichter umzusetzen als einen plastikfrei zu bekochen. Also, nicht auf den Müllsack schauen und die Mahlzeit und Gesellschaft geniessen!

10. Wenn Missionieren, dann auf die sanfte Tour: Man nehme Leute zum Shoppen mit, bekoche und beschenke sie plastikfrei, aber bitte nicht meckern. Man oder meyer bleibe normal, halt ohne Plastik.

11. Wenn man sich Zeit lässt und nicht alles gleich richtig machen möchte, dann kann man in der sorgfältigen Auswahl seiner Nahrungsmittel einen wunderschönen intrinsischen Wert finden und sich mehr im Reinen damit fühlen. Einkaufen kann zu einem netten (Familien-)Event in der Woche statt zu einer Pflichtübung werden.

Was wir auch gerne noch sagen würden: Challenges im Alltag sind nicht immer leicht, denn sie nehmen auf einmal sehr viel Plaz in unseren Leben und Köpfen ein. Wir sind deswegen unheimlich dankbar für all den Support und Input, den wir so kriegen. Immer wieder hören wir, wie viele von euch heimlich und ohne viel Aufhebens mitmachen und das gibt uns direkt viel mehr Elan und Schwung.

Eure Meyerinnen Santa und Anna

 


 

tt30-logoWeitere Infos und jede Menge Interaktion findet Ihr auch auf der Facebookseite „Die Nachhaltigkeitschallenge 2014„, über Twitter unter @Finding_S und über den Blog der Deutschen Gesellschaft des Club of Rome. Und ja, einen Hashtag gibt’s auch:#FS_NC14

 


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