Chat zum Sonntag, No. 22 – Meyer&Meyer


chat advanced

09:03 – 10:27

Santa: Hallo Anna Meyer, it’s time to chat again! Wie geht es dir post Bio on a Budget? Gehst du heute richtig dick Essen und gibst mehr als 35 Euro aus?

Anna: Guten Morgen, Frau Meyer! Lass mich überlegen…

Santa: Ohne Scherz, heute ist ja Bio-Markt und für mich eine der wenigen Momente Karottengrün zu kriegen und mich auch sonst frisch, direkt vom Bauern und natürlich bio zu ernähren. Der innere Schweinehund wollte jedoch heute lieber irgendetwas Anderes machen als zum Markt gehen. Im Café sitzen war so eine meiner Optionen, aber dann dachte ich mir, nein-nein-nein, so fängst du nicht an. Meyer hat also jetzt über den Schweinehund gesiegt.

Anna: So früh und schon ein Sieg!? Glückwunsch!

Santa: Ja, der frühe Meyer fängt, äääähm, doch zu müde, das Sprichwort sinngemäß zu übertragen, aber du verstehst mich schon. Am Morgen im Bett, als ich mich schon im Café sah, kam mir dann der Gedanke, dass ich doch das Karottengrün retten möchte, das ja sonst vergammelt. Musste dann über mich selbst lachen und war gleich wieder fit.

Anna: Humor hilft.

Santa: Muss mich aber auch auf dem Markt ein wenig zügeln. Letzte Woche habe ich zwar nur für uns alle 70 Euro für Lebensmittel ausgegeben, aber ich habe z.B. zu viel Salat gekauft, obwohl das Karottengrün gereicht hätte. Das kocht jetzt gerade auf meinem Herd, um Stephanies Gemüsebrühe zu werden. Ich finde immer mehr heraus, wie ich genau so einkaufen kann, dass wir gut über die Woche kommen, ohne dass es ein Zuviel oder Zuwenig gibt.

Anna: Siehst Du! Mal wieder haben wir gelernt.

Santa: Was ich auf jeden Fall aus Bio on a Budget übernommen habe, sind die tägliche Reste-Brühe, Karottengrün und Knoblauchpesto-Buchweizen Pfannkuchen am Morgen und Smoothies aus wertvollem „Abfallgrün“. Darüber hinaus freue ich mich aber auch mal auf ein Schälchen Bio Erdbeeren oder grünen Spargel. Wie Andrea ja mal geschrieben hat, sind die Preise deswegen so hoch, weil die Ernte intensiv ist, also nicht unbedingt so ein hoher negativer Impact auf die Umwelt. Da habe ich also kein schlechtes Gewissen.

Anna: Genau! In unserem neuen veganen Café hier, Carrot Cake, ist es auch eher der Tortenaufwand, der den Preis macht… Mmmhhh, ich habe ein gewisses Bedürfnis nach einem Sonntagskaffeeklatsch ohne Bio- und Budgetrestriktionen! Und morgen werde ich mir ein neues Matcha-Pulver gönnen, zum Beispiel… einen so köstlichen grünen Tee bekommt man on a Budget einfach nicht hin. Es wird aber bei wenigen Ausnahmen bleiben, glaube ich. Für’s Abendessen ist auch heute noch Bio on a Budget Programm. Ich will versuchen, dabei zu bleiben. So im Grundsatz. Die Challenge hat mir gut gefallen. Weil man sich aufs Wesentliche konzentriert.

Minimalismus

Santa: Und das ist natürlich ein guter Übergang zu unserer jetzigen Challenge. Challenge No.2: Kein Zeug bzw. für uns: Kein Zeug reloaded – die Minimalismus Challenge. Ich bin so richtig gespannt auf die neuen Erkenntnisse. Erst einmal möchte ich die Mai-Challenge weiterführen, obwohl ich sagen muss, dass ich seit unserer Vegan-Challenge eh schon in diesem gewissen Sinne koche. Jetzt muss ich nur aufpassen, dass ich mich nicht zu oft den Verlockungen von Cafés und Restaurants hingebe. Aber das weitere Weniger von gastronomischen Services habe ich mir sowieso vorgenommen innerhalb der Minimalismus Challenge. Und je mehr man es macht, umso mehr gewöhnt man sich ja auch dran.

Anna: Oh ja, das stimmt! Früher bin ich auch immer einfach aus dem Haus gegangen mit der Gewissheit, dass ich am Bahnhof, etc. schon etwas Gutes finde. Naja, gut in meinem früheren Maßstab. Mit unserer Vegan-Challenge angefangen musste ich dann vordenken und habe mir leckere Snacks vorbereitet. Ein wenig wie meine Oma. Ohne Verpackung musste ich das Ganze weiterführen, on a budget sowieso… ja und jetzt ist’s irgendwie verinnerlicht! Magic.

Magic

Santa: Yes, it is magic indeed. So eine pappige Semmel ist auch irgendwie ein schlechter Deal, wenn man selbstgemachte Bratlinge essen könnte. Das, was ich sowieso schon für meine Tochter immer gemacht habe, bin ich mir mittlerweile auch selbst wert. Ich will nicht, dass sie Junk isst und ich selbst will es eigentlich auch nicht, es sei denn ich habe mal ehrlich richtig Lust darauf.

Anna: Ja, weißt Du noch, dass Armin vom tt30 uns erzählt hat, dass fast alle Babybreis in Bioqualität gekauft werden? Und dann nach ein paar kostbaren Lebensjahren ist der Zauber vorbei und man geht zu „konventioneller“ Ernährung über. Schon komisch irgendwie. Mir gefällt Deine Aussage, dass Du es Dir nun genauso wert bist, leckere Kleinigkeiten statt teure und eher minderwertige Snacks zu essen.

Santa: See! We’re learning.

Anna: Ich habe ein Ayurveda-Buch „Ayurvedisch kochen mit den Jahreszeiten“, darin heißt es, dass man sich 80% nach den Grundsätzen des Ayurveda ernähren soll, und 20% nach Belieben. Das finde ich eine ganz nette Regel.

Santa: Ja, das macht auch absolut Sinn. Sonntags ein Pain au Chocolat z.B. Heute hatte ich keins, aber immer wieder habe ich richtig Lust darauf und dann soll es das auch sein.

 

pareto prinzip

Quelle: Amir Zukanovic

Anna: Zu unserer Minimalismus-Challenge passt das Vorbereiten auch, finde ich. Und ansonsten bin ich einfach gespannt, was wir diesen Monat lernen werden. Nach unserer Erfahrung springt ja eigentlich immer ein Schatz an Erkenntnissen bei so einer Challenge heraus.

Santa: Das Schlagwort „Budget“ ist mir immer noch etwas fremd, aber Minimalismus und einen Blick auf die Ressourcen raisonieren in mir direkt. Und Selbstliebe! Ich tue ja schließlich mir selbst einen riesigen Gefallen, so leicht zu essen. Da hat man auch mehr Platz zum Denken, Fühlen und Staunen, so kitschig das auch klingen mag. Nach drei Gängen fühle ich mich so pappsatt, dass ich gar nicht mehr richtig denken kann.

Anna: Was natürlich zur Abwechslung auch mal ganz nett sein kann. 80-20… Das Pareto-Prinzip, sage ich nur…

Weniger

Santa: Ich sehe die Minimalismus Challenge als Deckmantel für ein Weniger in jedem Lebensbereich. „Weniger“ als Synonym für: Bio on a budget, Gesundheit, Selbstliebe…man kann einfach schauen, wo man gerade gerne ansetzen möchte. Ich finde auch ein „Weniger“ an Vorwürfen gut, oder dass man mehr Komplimente macht und, und, und.

Anna: Okay, mal sehen… weniger Verabredungen, auf die man auch verzichten könnte… dafür mehr Freiraum. Weniger Beliebigkeit in SMS und am Telefon, dafür echte und durchdachte Briefe! Ah, habe von einer Freundin gehört, dass Dankbarkeit einen riesengroßen Entspannungsfaktor hat. Sie sollte in einem Seminar einen Dank formulieren an irgendjemanden. Das haben alle gemacht und danach waren sie entspannter als nach jeder anderen „Anwendung“. Also, MEHR Dankbarkeit!

Santa: Wie gesagt. Jede nach ihrem Gusto!

Die Vier-Stunden Woche

Anna: Kennst Du das Buch „The four hour work week„?

Santa: Nein, erzähl mir mehr, mein belesener schlauer Meyer!

Anna: Es ist ein wenig extrem, da man in vier Stunden natürlich kaum auf eine besonders freundliche Art und Weise Geld für eine ganze Woche verdienen kann, aber es hat mich einiges gelehrt. Kritisch gelesen, ist es die Lektüre auf jeden Fall wert.

Santa: Und wie soll es funktionieren? Wahrscheinlich hängt viel davon ab seine Ansprüche zu senken bzw. zu verändern.

Anna: Der Autor möchte reisen, tanzen, in der Sonne liegen… also überlegt er, wie er all seine Verpflichtungen los werden kann um dafür mehr Zeit zu haben. Zu Beginn glaubt er noch nicht, dass er es in vier Stunden pro Woche schaffen würde… aber er glaubt daran, dass sein Leben besser sein kann als eine klassische 5-Tage-Woche mit zwei Tagen Erholung-von-der-Arbeit.

Santa: Vielleicht wenn man in einer Art selbstversorgenden Kommune lebt, könnte es gehen. Oder aber als Berater. Man könnte sich zügeln, da der Stundensatz relativ hoch ist.

Anna: Wait a second! Also er baut sich nebenher einen kleinen Online-Versand auf. Mit geringen ersten Einnahmen kündigt er seinen Job, lebt erst einmal auf kleinerem Fuß (Minimialismus lässt grüßen!), entwickelt das Ganze immer weiter und als es droht anstrengend zu werden, beginnt er mit dem Out-Sourcing von Aufgaben. Immer mehr und mehr… bis er sich selbst fast überflüssig macht. Also kann er mit dem reisen, tanzen und in der Sonne liegen beginnen.

Santa: Was ich schön finde, ist, dass er tatsächlich ausgestiegen ist.

Anna: Ja, aber nun hat er hat eindeutig keinen Anspruch mehr an seinen Job. Er hat auch keinen Bezug zu den Produkten und Kunden. Das ist das Extreme. Mit dem ich mich niemals anfreunden könnte.

Santa: Hm.

Freizeitglück

Anna: Man kann aus vielen Büchern eben immer nur ein wenig lernen! Die Summe macht’s! Ah, ich könnte noch einmal auf eins meiner Lieblingsbücher hinweisen. Habe ich ja auch noch nicht allzu oft, stimmt’s? Das Hapiness-Project. Dort fragt sich Gretchen, so heißt die Autorin, was ihr wirklich, wirklich Spaß macht. All die Dinge, an die man so denken würde, gefallen ihr zwar, aber so richtig, richtig, richtig?! Kino, Essen gehen, Wochenendstädtetrips, Shopping… Also überlegt sie tagelang… Und sie braucht wirklich lange, weil sie nicht gleich drauf kommt… weil sie es absurd findet… und vollkommen verdrängt hat… SIE LIEBT KINDERBÜCHER!!! Und stell Dir vor, sie gesteht es sich ein und sie macht es über ihren Blog öffentlich und sie findet ein paar Leute, mit denen sie sich Freitagsabends trifft… wenn andere einfach „nur“ ausgehen. Und sie lesen sich gegenseitig vor, kochen die lustigen Fantasiegerichte nach, die in diesen Büchern vorkommen und haben den größten Spaß! Ein wenig hat das für mich auch mit Minimalismus zu tuen. Sich zu fragen: was möchte ich eigentlich wirklich, wirklich, wirklich… zum Beispiel: Was möchte ich wirklich in meiner Freizeit machen?

Santa: Wirklich eine wichtige Frage! Was möchtest du, Anna, wirklich, wirklich mit deiner Freizeit machen?

Anna: Frag mich nochmal gegen Ende des Monats. Ich spüre dann die nächsten Wochen ganz tief in mich hinein. Natürlich könnte ich Dir jetzt auch sehr, sehr viel aufzählen… aber ich versuche mal, zu reduzieren.

Santa: Ich selber werde auch mal darüber nachdenken. Spontan möchte ich eigentlich vor allem Yoga machen, lesen, mich ab und an massieren lassen und wenige, aber gute Freunde 1-2 mal die Woche treffen. Und natürlich auch mehr Zeit mit meinem Mann alleine verbringen. Ach ja, Schlafen mag ich auch sehr gern. Sonntags mal lange ungestört morgens mit einem Buch im Bett liegen. Aber ich muss auch mal tiefer in mich hineinhorchen. Ich erreiche immer wieder so ein Erschöpfungslevel, dass ich dann das Fragen vergesse.

Anna: Na, dafür haben wir ja nun diesen Monat. Und da wir à la Kein Zeug nichts kaufen dürfen, haben wir ja auch ein wenig Extra-Zeit. Wir können uns ja vornehmen, genau in den Momenten, in denen wir gerade gerne etwas kaufen würden, darüber nachzudenken.

Santa: Im Buchladen Shakespeare and Company gibt es oben einen Leseraum mit lauter alten Büchern und einem Klavier. Das ist ein guter Ort der Stille in dem doch sehr hektischen Zentrum Paris, in dem ich wohne.

Anna: Klingt fabelhaft. I need to visit!

Kein Zeug

Santa: Hihi, ich kaufe ja jetzt schon länger nichts. Ich hatte übrigens ein schönes Erlebnis mit meiner Schwiegermutter, die diese Woche kurz in Paris war. Schon zum Geburtstag meiner Tochter diesen Monat hat sie mich gefragt, was sie braucht und fand es richtig gut, ihr einfach nur Musikstunden zu schenken. Ich habe ja auch bald Geburtstag und sie ist von selber darauf gekommen, dass ich Kein Zeug brauche und hat mich gefragt, ob ich mir Yogastunden wünsche. Und genau die bedeuten mir hier in Paris so viel mehr als alles Zeug, das ich so haben könnte.

Anna: Kein Zeug – Geschenke finde ich auch großartig!

Santa: Ich wüsste gerade auch gar nicht, was ich so brauchen würde. Irgendwann mal einen richtig guten Mixer, aber sonst fällt mir wirklich nichts ein.

Anna: Mir fallen immer allzu viele Sachen ein. Bin auch schwer beeindruckt, dass Du das immer noch durchziehst. Ich habe gestern ein so schönes Eichenholz-Schneidebrett gekauft und eine noch schönere Auflaufform bestellt. Uuuuupppsss… erst danach fiel mir ein, dass ich sie ja dann im Juni gar nicht kaufen kann. Das muss nun mein Liebster machen, was eindeutiger Fusch ist, aber ich hatte gestern einfach noch nicht an heute gedacht… Du siehst, ich muss mich erst einmal mental drauf einstellen. Das ist gar nicht so einfach. Vielleicht sollte ich erstmal was essen.

Santa: Das kann ich absolut verstehen. Ich habe das auch noch nicht richtig realisiert, dass heute die neue Challenge anfängt. In meiner Lebenslage mit zwei Wohnungen und längeren Aufenthalten an anderen Orten wird es schnell zuviel. Habe keinen Platz und auch im Kopf keinen Raum für zuviel. In München lagern noch lauter tolle Le Creuset Töpfe, Pfannen, Backformen und, und, aber die müssen warten, bis wir wissen, wo wir uns niederlassen und dann freue ich mich sehr mich mal einzurichten. Dabei will ich mir vornehmen, dass ich nur Sachen habe, die auch belebt sind bzw. die ich auch wirklich nutze. In der Vergangenheit hat es mir oft die Idee von bestimmten Gegenständen angetan, aber in der Praxis habe ich sie dann doch nicht verwendet.

Anna: Davon habe ich meiner Meinung nach nicht viel. Nur einen Sandwichtoaster. Seit Jahren will Gero ihn loswerden, weil wir niemals Toast machen. Aber ich denke immer: Ach, so ein warmes Sandwich mit Nutella oder Käse ist doch sooooooo lecker. Den behalten wir. Kannst Du mir das erklären?

Ideen beleben

Santa: Du magst halt auch die Idee. Aaaaber, du kannst die Idee ja auch beleben. Jetzt, Heute! So ein warmes Sandwich z.B. mit Pesto…na, wäre das etwas für Sie?

Anna: Vielleicht kaufe ich diese Woche mal Toast, probiere es aus und dann treffen wir eine Entscheidung! I’m sure I’ll like it. Aber dann kaufe ich doch wieder jahrelang kein Toast… irgendwie psycho.

Santa: Es muss ja kein Toast sein. Du kannst auch anderes Brot nehmen

Anna: Ahhhhh, das wäre natürlich auch einen Versuch wert.

Santa: Und du kannst auch Waffeln darin machen, ja sogar herzhafte Waffeln. In den Teig kannst du Grün und Kräuter tun (ob püriert oder gehackt), Kerne und irgendein Mehl, z.B. Buchweizenmehl mit Kichererbsenmehl. Oder geraspelte Zucchini.

Anna: Waaaaaaaaaaaaaaas? Ich probiere es aus! So, nun schnell auf den Markt mit Dir!!!

Santa: Hihi, deswegen sind wir ja auch zwei Meyer! Andreas Tipp für veganes Mett aus Reiswaffeln werde ich diese Woche auch mal ausprobieren. Nächste Woche tauschen wir uns dann wieder aus, ob über Wunderwaffeln oder alles andere wunderbar Wunderliche.

Anna: Oh, das hast Du aber mal wieder sehr schön formuliert. Mett und das wunderbar Wunderliche in einem Satz. Well done.

Santa: Ich packe jetzt Taschen, Säcke, Mann und Kind und auf geht’s zum Marché Raspail biologique. Diesmal frage ich nur nach zwei Säcken Karottengrün anstelle von drein.

Anna: Karottengrün-Minimalismus im ersten Stadium, würde ich das nennen.

Santa: Ciao, Anna! Schön war’s -wie immer mit dir!

Anna: Oh jaaaaaaaaaaaaaaa!!! Grüße an Deine family.

Santa: Und du an Gero!

 


 

tt30-logoWeitere Infos und jede Menge Interaktion findet Ihr auch auf der Facebookseite „Die Nachhaltigkeitschallenge 2014„, über Twitter unter @Finding_S und über den Blog der Deutschen Gesellschaft des Club of Rome. Und ja, einen Hashtag gibt’s auch:#FS_NC14

 


Schreibe einen Kommentar zu Anonymous Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert