Chat zum Sonntag, No. 28 – Meyer&Meyer


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13.07.2014          08:31 – 09:37

Anna: Hallo Santa, how is life treating you?

Santa: Danke, life is treating me well! Bei mir ist gerade viel los: Die Paris-Zeit neigt sich zum Ende hin und ich organisiere uns gerade ein Wohnung in Norwich. Ich habe mir auf jeden Fall vorgenommen: nur so viel wie nötig und so wenig wie möglich mitzunehmen.

Anna: Und wie läuft es bei Dir bezüglich unserer Regional-Challenge?

Santa: Regional läuft, um ehrlich zu sein, so neben her. Also, wir kaufen nur vom regionalen Stand auf dem Markt und das, was es da gibt, gibt es bei uns zu Hause zu essen. Ich habe mich daran gewöhnt, keinen Kaffee zu trinken und auch kein Stück Schokolade zu essen. Überhaupt ist Essen nicht mehr so vorderrangig bzw. meine Bedürfnisse haben sich geändert. Grundsätzlich genieße ich immer noch sehr, aber mittlerweile eher leichtere Kost.

Anna: Ja, bei mir ist’s ähnlich. Ich glaube, wir haben uns dran gewöhnt und lieben es jetzt! Dieses leichtere, wesentlichere Essen. So nenne ich es jetzt einfach mal.

Santa: Ja, ich weiß was Du meinst. Vielleicht haben Vegan, Plastikfrei und Bio on a Budget mich schon so geprägt, dass ich den regionalen Aspekt gar nicht so stark wahrnehme.

Kräuter – soon growing

Santa: Und wie geht es dir in deinem regionalen Leben? Ich bin ja ganz gespannt auf dein Kräuterbeet.

Anna: Na klar, das Kräuterbeet! Am Dienstag habe ich den Blumenkasten gestrichen. Zweimal schon. Und ich muss noch ein drittes Mal ran. Habe so eine Bioallwetterfarbemit mittelprächtiger Deckkraft. Aber das wird schon. Und dann bevor es ans Pflanzen geht, muss ich mich erst einmal bilden. Das ist meine Aufgabe für nächste Woche.

Santa: Richtig toll! We want photos – we want photos!

Anna: Ja, in Arbeit!

Santa: Mal sehen, was ich so machen werde, wenn ich mal sesshaft bin. Ich habe auf jeden Fall Lust auf einen Komposthaufen. Hier in der Pariser Wohnung regt es mich schon ziemlich auf, dass ich keine Verwertungsmöglichkeiten für meinen Bio-Müll finde. Auch wenn ich ihn durch #Stephanies Gemüsebrühe und Verwertung von Kernen im Vitamix ziemlich gering halte. Windeln stellen nach wie vor den größten Waste-Faktor bei uns dar. Falls es ein zweites Kind geben sollte, dann würde ich es auf jeden Fall mit Stoffwindeln versuchen.

Anna: Bei mir ist’s ganz ähnlich. Bisher habe ich noch keinen Extra-Aufwand betrieben. Aber das hab ich mir für die zweite Monatshälfte fest vorgenommen. Wirklich auch mehr außergewöhnlich Regionales zu entdecken. Caroline macht da mit ihrem Beitrag zu regionalen Gewürzen den besten Anfang. Im Moment ist’s eher: eating as usual minus….

Santa: Was ich übrigens auch an mir gemerkt habe: Früher brauchte ich bei meinem
Essen sehr viel Vielfalt. Das hat sich total verändert. Ich esse morgens und mittags meistens einfach nur Buchweizenpfannkuchen mit Salat und evtl. Sauce vom Vortag. Ich fühle mich am Tag auch sehr frisch und unbeschwert. Gestern Mittag waren aber meine Tochter und ich Pommes frites zusammen essen und haben dabei frischen Saft aus Möhren und Äpfeln getrunken. Gott habe ich das genossen.

Anna: Eine lustige Kombi.

Nussöl-Butter oder Getreidekaffe gefällig?

Anna: Ich vermisse Kaffee, grünen und schwarzen Tee, Avocados und Ingwer… Obwohl, hört, hört… Gestern habe ich es endlich geschafft, Getreidekaffee zu kaufen und der schmeckt sogar.

Santa: Ich habe ja letztens gedankenverloren beim Abdecken einen Rest Kaffee von meinem Mann getrunken. Mir war wirklich nicht so gut danach. Da war auch Zucker drin. Ich hätte nicht gedacht, dass ein großer Schluck so einen Effekt bei mir haben könnte.

Anna: Bei mir ist’s nicht so sehr Koffein, was mir fehlt sondern dieses Gefühl: an einem guten Nachmittag brauche ich einen guten Kaffee. Oder abends nach dem Essen wenn ich mir noch ein wenig Kreativität vorgenommen habe. Ich glaube, bei mir ist’s wirklich eher das Konzept Kaffee, das mir fehlt. Dennoch, es könnte klappen mit DIESEM Getreidekaffe.

Santa: Ich finde Getreidekaffee zwar auch lecker, aber ich glaube, ich trinke Kaffee wirklich eher wegen des Koffeins und Ersatz bringt mich meistens dazu, das Original mehr zu vermissen oder es zumindest damit zu vergleichen. Essigwasser ist der neueste Renner bei mir. Es gibt mir so ein Frische-Gefühl. Meine Haut ist seit Regio wirklich schöner geworden. Da ich auch sonst wenig Zucker zu mir nehme, aber doch mal zu Kaffee und Schokolade greife, kann es wohl sowohl an dem Verzicht als auch an dem neuen Faktor Apfelessig liegen.

Anna: Mmmhhhh, was genau ist das Beauty-Regio-Geheimnis? Einfach wie Santa leben! ?

Beauty Geheimnisse

Santa: Rubina hat mir ein Rezept geschickt, wie man Malzkaffee und Löwenzahnwurzelkaffee und einen Oldschool Löwenzahnsalat macht. Das lade ich bald hoch.

Anna: Ja, bitte! Mmmhh, auf Dein Löwenzahnspecial freue ich mich schon! Wir haben jetzt auch einen neuen Grill und ich muss dringend herausfinden, welche veganen Köstlichkeiten man so zaubern könnte. Vielleicht schreibe ich auch dazu mal ein Special! Und falls jemand Tipps hat: immer her damit!

Santa: Auf jeden Fall Gemüse wie Pilze und Zucchini in vielen Kräutern, wie Thymian, Rosmarin, Dill und natürlich Knoblauch und Salz marinieren. Eventuell kann man auch etwas aus Lupinen hernehmen als Tofu-Ersatz. Und Kartoffeln, Paprika und Tomaten kann man auch gut in Folie grillen.

Santa: Ich habe übrigens auch schon länger aufgehört, Sahne zu ersetzen, sondern nehme gar nichts mehr dergleichen. Ist ja auch überall Palmöl drin. HerrGruenKocht, dem wir übrigens nochmal zum 1. Geburtstag gratulieren, hat deswegen gestern eigens eine vegane Kakaobutter-Butter mit Kräutern hergestellt. Ich würde gerne wissen, ob man nicht sogar auch etwas mit unseren heimischen Ölen machen könnte. Z.B. eine vegane Nussöl-Butter stelle ich mir richtig lecker vor. Habe aber leider keine Gefriertruhe, um es auszuprobieren.

Pfefferminz Eis am Stiel selber machen

Quelle: www.herrgruenkocht.de

Anna: Wow, Santa! Das ist eine tolle Idee! Das würde ich gerne mal machen! Vielleicht bekommen wir ja auch noch weitere Tipps… Und ein Gefrierfach habe ich. Ist auch immer rege befüllt mit kleinen Gläschen von allem was ich übrig habe. Und ach, kennst Du schon das frische Minz-Eis von Herrn Grün? Mmmmhhh…


Bonding Experiences

Santa: Übrigens hatte ich gestern, als du unseren 6 Monate Meyer Artikel hochgeladen hast, tatsächlich eine Gänsehaut vor Rührung. 6 Monate sind ja gar nicht so lang, aber es kommt mir vor, als würde ich dich schon ewig kennen, so krass verbindend waren die Challenges.

Anna: Oh ja, es ist wirklich verrückt. Auch wenn’s jede Menge Arbeit ist, empfinde ich unser Projekt irgendwie als ein Geschenk!

Santa: Ich auch. Ich glaube, sonst könnten wir das ja gar nicht machen. So einen
Drive hatte ich noch nie bei etwas, wofür ich so viel oder wenig machen kann, wie ich will. Wir haben einfach Feuer gefangen, aber es brennt sich nicht so aus. Es ist natürlich auch großartig, dass wir so viele interessante Leute kennen lernen. Rubina, zum Beispiel, schreibt mir regelmäßig Emails mit tollen Infos und Robert @MeinWalkAbout möchte sich auch mal bei uns als Autor beteiligen.

Anna: Ja, eine gute Idee! Mir gefallen seine Texte sehr. Twitter ist wirklich ein tolles Medium, um eine Vernetzung mit Menschen zu schaffen, die wir sonst niemals erreicht hätten und die genau das interessiert, für das wir brennen.

Santa: Ja, was mich auch beeindruckt, ist, dass Diana und Andrea mitmachen, obwohl es nicht immer leicht ist. Und hast du Moritz Frage an uns gesehen: Er ist gerade viel unterwegs, ißt in der Mensa und hat kaum Möglichkeiten zu Kochen und möchte trotzdem so regional wie möglich sein. Ich finde es toll, dass er es trotzdem versuchen möchte. Und darum geht es ja auch: Mitmachen, so gut es geht.

Anna: Genau! Und wir haben auch lange noch nicht alle Probleme gelöst. Essen ist eine Blackbox, wenn man nicht gerade in regionalen Restaurants unterwegs ist. Dabei lohnt sich eine Internetsuche, ob es im Umkreis eine regionalere Essensvariante gibt. Einfacher ist es auf Produkte zu verzichten, die womöglich frisch eingeflogen werden müssen. Tropenfrüchte zum Beispiel. Außerdem sind allgemein tun kannst: auf Kaffee, Schokolade oder Tropenfrüchte Salate, Mehlspeisen oder Kartoffelgerichte in der Regel regionaler als ein Thai Curry oder Apfelkuchen als eine Mousse au Chocolat.

Santa: Ja, so würde ich die Sache auch sehen.

Anna: Die Bereitschaft uns Tipps zu geben und Interviews ist auch riesig. Gerade hat Rosa Wolff auf unsere Interviewanfrage reagiert.

Santa: Ja, auf ein Interview mit Rosa Wolff – die „Arm, aber Bio“ geschrieben hat – bin ich sehr gespannt.

Anna: War gerade am Bahnhof und hatte es nicht geschafft mir Proviant mitzunehmen. Und mal wieder: Auf vegane Ansprüche ist die “ganz normale Welt“ einfach noch nicht eingestellt.

Anna: War gerade am Bahnhof und hatte es nicht geschafft mir Proviant mitzunehmen. Und mal wieder: Auf vegane Ansprüche ist die “ganz normale Welt“ einfach noch nicht eingestellt.

Santa: So komisch es mir früher vorkam, bio on a budget zu leben, aber mittlerweile passiert es mir fast automatisch, dass ich fast weiterhin on a budget lebe, ohne es zu versuchen. Die vegane, plastikfreie, regionale Kost macht das wohl aus. Allerdings reicht nur ein Restaurant-Besuch in der Woche aus und es ist überschritten.

Anna: Ja, stimmt. Aber überleg mal: früher haben wir viel mehr Schnick-Schnack gekauft UND sind essen gegangen. Und das nicht zu knapp.

Santa: Es ist allerdings etwas Anderes, arm zu sein und zu versuchen, bio zu kaufen, als es anders zu können. Ich weiß nicht, wie ich mich fühlen würde, tatsächlich weniger als 5 Euro am Tag zur Verfügung zu haben.

Anna: Ja, ich glaube, das können wir nur schwer leisten. Ich meine, das Gefühl nachempfinden. Aber einige Produkte sind auch wirklich extrem teuer obwohl man sie nicht wirklich braucht.

Santa: Ja, ich finde es auch sehr wichtig, dass man versucht, vor allem wenn es um Super Foods geht, zu schauen, was bei uns wächst. Und vielleicht findet man es ja sogar in der Natur. Man braucht kein Moringa aus Indien oder Goji Berries, wenn man auch Gerstengras nehmen kann. Ich glaube fest daran, dass alles, was wir brauchen, um gesund, schlank und schön zu sein, direkt bei uns wächst, es uns sogar viel idealer auf die hiesigen klimatischen Bedingungen vorbereitet. Ich hoffe, regional zu leben (nicht nur zu essen) wird auch mal wieder zum Hype.

Anna: Ganz bestimmt! Wir pushen ja schon!

Konsequent sein

Anna: Es wundert mich, dass vielen sehr wichtig ist, absolut konsequent zu sein. Und falls das nicht möglich ist, gar nicht erst beginnen, sich auf Veränderungen einzulassen. Ist das eine deutsche “Tugend“, eine Ausrede? Oder ein tatsächliches Problem à la Kognitive Dissonanz?

Santa: Ich weiß es nicht. Ich merke, dass viele zu perfektionistisch sind und es viel über „Ganz oder gar nicht“ geht. Ich habe auch schon viele absurde
Diskussionen in meinem Leben geführt. Wieso ich das tue und jenes obwohl ich doch auch mal Schokolade esse etc..

Anna: Ja, es ist schon manchmal kurios.
Santa: Vor 6 Monaten war ich wirklich ganz anders unterwegs, auch wenn ich da schon einiges versucht habe. Ich bin mittlerweile überzeugter und handle viel weniger aus schlechtem Gewissen. Viele Erkenntnisse unserer Challenges sind zu Automatismen geworden. Aber es geht ja hier auch nicht um vornehmlich um Prinzipien, sondern darum, dass jedes Stück Fleisch, jede Tropenfrucht, jedes bißchen Kokosöl oder jede Waschnuss, die man nicht verwendet, gut für die Klimabilanz ist.

Anna: Warum sollte man keine Waschnüsse verwenden? Ist das nicht viel besser als der Chemiecocktail in Standardwaschmittel?

Santa: Waschnüsse sind tatsächlich besser als ein Standardwaschmittel – und sie sind sehr gut für unsere Umwelt (in Deutschland). Allerdings haben wir hier als vergleichbare Möglichkeiten Kastanien oder das Seifenkraut, weichen aber trotzdem auf indische Waschnüsse aus. Dabei geht es mir nicht nur um den klimaschädlichen Transport, sondern darum, dass durch den Hype der Waschnüsse die Preise in Indien dafür in solche Höhen geschnellt sind, dass Inder nun zu Standardwaschmittel greifen müssen. Ähnlich ist es mit Kokosölprodukten. Das Fett ist tatsächlich gut und ersetzt Butter sehr gut und es werden keine Tiere gequält, aber Import, vor allem im großen Umfang, hat einen nicht vernachlässigbaren Impact auf die Nachhaltigkeit im Herkunftsland.

Anna: Schwierig, schwierig….

Und sonst so…

Santa: Die Internetdiät mache ich weiterhin. Ist alles viel effizienter so für mich. Ich dachte früher, dass Routine tödlich ist, aber wenn Routine einem noch genug Zeit und Raum gibt, dann finde ich sie sehr befreiend.

Anna: Oh ja, habe auch gestern im Enorm-Magazin gelesen: Wenn man viel arbeitet hat man wenig Zeit für ein nachhaltiges Leben. In gewisser Weise ist da etwas dran! Aber das haben wir à la #Minimalismus ja auch schon festgestellt.

Anna: Bin jetzt angekommen, bei einer Freundin in Bonn. Ausflüge bin ich nach der langen Masterarbeitszeit gar nicht mehr gewöhnt. Dieses Treffen ist schon ewig geplant. Wir wollen Fotos machen! Yippeah!!!

Santa: Grüß mir Bonn. Ich habe da mal kurz Jura studiert.

Anna: Bin gerade am Juridicum ausgestiegen. Liebe Grüße von Santa, liebe Fakultät!!!

Santa: Haha, es gibt in Bonn zum Glück schönere Orte als das Juridicum.

Anna: Habe hier auch studiert. Post-graduate in 2008. Entwicklungspolitik. Bonn ist großartig.

Santa: Auf jeden Fall! Ich wusste gar nicht, dass du auch in Bonn warst. Wieder eine Gemeinsamkeit.

Anna: Alles Liebe! Bin jetzt in Gesellschaft. Shut down dringend erforderlich.

Santa: Enjoy! Bis bald, Annalein! Zeit statt Zeug – juhu!

 


 

tt30-logoWeitere Infos und jede Menge Interaktion findet Ihr auch auf der Facebookseite „Die Nachhaltigkeitschallenge 2014„, über Twitter unter @Finding_S und über den Blog der Deutschen Gesellschaft des Club of Rome. Und ja, einen Hashtag gibt’s auch:#FS_NC14

 


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