Challenge No.8: Bilanz – Ein Monat am Ursprung + plastikfrei


Schon wieder neigt sich ein Monat dem Ende zu. Und was haben wir gelernt? Welche Erfahrungen haben wir gemacht, die uns helfen unseren individuellen Lebensstil am Ursprung auszurichten? Und welche Systemfehler haben wir identifiziert?

Eigentlich sind immer genau das unsere Fragen. Diesen Monat haben die beiden Meyer’s, Santa und Anna, im Vergleich zu denjenigen, die erst mit der Nachhaltigkeitschallenge 2014 eingestiegen sind, einen gewissen Vorsprung. Plastikfrei war für uns schließlich schon der April. Aus diesem Grund haben wir uns für einen weiteren Aspekt entschieden: uns so ursprünglich wie möglich zu verhalten. Die Schlussfolgerungen, die wir im damals formuliert haben, passen auch jetzt – und werden einfach um die neuen Erkenntnisse dieses Monats ergänzt. Aber wer die Quintessenz schon im ersten Absatz zum Besten gibt, riskiert sicherlich, das Leser-Interesse zu verlieren, oder? Also – wie hat sich der Monat für uns gestaltet? Einfach war’s nicht. Aber Einfaches würde ja den Namen „Challenge“ auch nicht verdienen. Hilfreich, nicht nur für uns, sondern wie wir hörten auch für eine Menge unserer Mitstreiter, waren die Tipps, die wir für unseren Monatsauftakt zusammengetragen haben. Außerdem natürlich all die guten Gründe, die uns motivierten, uns näher mit der Thematik zu befassen. Schließlich produzieren wir allein in Deutschland 19,5 Millionen Tonnen Plastik pro Jahr. Naja, sagen wir so – befasst haben wir uns auch beruflich schon mit der Argumentation rund um die Notwendigkeit, Verpackung einzusparen, mit den Möglichkeiten des Recyclings und all den Konsequenzen, die der enorme Ressourcenverbrauch, der oftmals mit den Produkten, die wir konsumieren möchten, gar nichts zu tuen hat, sondern der einfach als Beiwerk gilt, als „non-product-output“ in der Fachsprache. Verpackung, Plastik an sich, Materialien, die bei der Produktion anfallen… Aber zu tatsächlichen Konsequenzen für unseren alltäglichen Konsum, hat all das Wissen dann oftmals doch nicht geführt. What a shame…

Diesen Monat haben wir unser Bewusstsein beim Einkauf geschärft, wir haben uns mit dem Wunder des Einkochens beschäftigt (verewigt sogar in Teil 1 und Teil 2) um größere Mengen mit weniger Verpackung zu produzieren und überhaupt um weniger verarbeitete Produkte einkaufen zu müssen. Denn auch die Ursprungs-Idee hat ja ihre guten Gründe. Zum Thema „ursprünglich“ haben wir außerdem Clara interviewt, die Teil der Initiative „Weltacker“ ist. Wieviel steht jedem von uns eigentlich zu? Und wie müssen wir umgehen mit unseren Ressourcen? Ein sehr inspirierender Austausch, für den wir uns herzlich bedanken! Außerdem haben wir einige Blogs entdeckt, die sich bereits vor uns diesem wichtigen und spannenden Thema zugewandt haben. Um nur drei Beispiele zu nennen: Kein Heim für Plastik, Leben ohne Plastik und Widerstand ist zweckmäßig. Außerdem blicken wir voller Anerkennung auf Initiativen wie die Petitionen gegen eine Plastikhülle um Werbeheftchen und gegen Plastiktüten. Ja, auch wir haben die Bundeskanzlerin diesbezüglich angeschrieben und möchten uns mit ihrer Antwort nicht einfach zufrieden geben.

Quelle: 2000m2.eu, ARC2020

Und auch wenn wir unsere Challenge „plastikfrei“ genannt haben, geht es eben nicht nur um Plastik. Dank Ina haben wir unser Augenmerk noch einmal auf die Tatsache gerichtet, dass eine Einweg-Metall-Tube für Creme auch nicht wirklich besser, ja womöglich sogar schlechter ist. Schlechter zum einen, weil bereits für den Produktionsprozess in höherem Maße Energie und Rohstoffe aufwendet werden müssen, zum anderen, weil die Weiterverwendung schwierig ist. Aluminium, das im Restmüll landet, wird in Wuppertal und Düsseldorf jedenfalls nicht herausgefiltert und landet direkt in der Müllverbrennung. Dort führt es nach der Schmelzung zu einer starken Schlackenbelastung und teilweise auch zu Verstopfungen. Aluminium aus dem gelben Sack wird immerhin recycled, aber eher im Sinne eines down-cyclings, da natürlich Verunreinigungen entstehen. Fazit: Trust no type of packaging! Kosmetik selbst herzustellen ist besonders sinnvoll – alternativ sind aber auch Läden wie Lush, die verpackunsfreie Kosmetik anbieten, wie ausführlich in unserem Chat No. 33 beschrieben, oder Haarwaschseifen, etc. zu empfehlen. Auch beim Waschen und Putzen haben wir uns Omas Tipps zu Herzen genommen. Auch ein paar gute Produkte haben wir für Euch entdeckt, getestet und für gut befunden: Zahnseide, zum Beispiel, gibt’s im Glasröhrchen mit nachfüllbarer Naturseide statt dem Plastikfaden aus der Plastikdose zum Wegwerfen. Überhaupt ist die Vorstellung merkwürdig, so viel Plastik nicht nur an unsere Haut zu lassen, sondern sogar in den Mund zu nehmen. Zum Trotz haben wir eine Bambuszahnbürste und ein Erdöl-freies Kaugummi für Euch entdeckt.

Wir haben die Erfahrung gemacht, dass sich wirklich viel an Verpackung einsparen lässt. Gänzlich auf Plastik zu verzichten ist jedoch extrem schwierig. In der Industrie erst recht. Plastik lässt sich schnell, flexibel und vor allem kostengünstig einsetzen. Über Initiativen, zum Beispiel Bioplastik zu entwickeln, haben wir uns aus diesem Grund besonders gefreut. Aber, oh no, auch in diesem Bereich haben wir gelernt, dass Kunststoffe auf Biomasse-Basis nicht zwangsläufig abbaubar sind und biologisch abbaubare Kunststoffe nicht auf Biomasse basieren müssen. Beide Konzepte existieren nebeneinander. Wir sind also, auch in der Entwicklung, eher auf dem Weg als am Ziel wenn es um eine tatsächlich umweltschonende Alternative geht.

Auch politisch ist die Frage relevant, ob unsere Abhängigkeit von Materialien wie Plastik, das aus Erdöl gewonnen wird, nicht kritischer betrachtet werden muss. Vielleicht führt dieses Argument an dieser Stelle zu weit, aber ohne den wachsenden Fracking-Anteil in den USA, mit dem wir in der Regel möglichst wenig zu tuen haben wollen, bindet uns unser Erdöl-Bedarf an Länder wie Russland oder den Irak. Oh, oh… In einer Welt, die langfristig vielleicht in allen Sektoren stärker von Strom aus Erneuerbaren profitiert, können wir vielleicht hoffen auf zukünftige, eigene Produktionsmöglichkeiten. „Power to liquid“, wie man in der Branche sagt. Aber, ach, wir wollten doch bei den ganz konkreten Erkenntnissen und Konsummöglichkeiten bleiben, die dieser Monat uns eröffnet hat.

Geschäfte wie „Original Unverpackt“ sind extrem hilfreich. Aber erste Ableger gibt es bisher nur in Kiel, Berlin und Bonn. Für neuere Informationen sind wir dankbar! Das Schöne an diesen Läden ist nicht nur der Umweltnutzen, sondern die Tatsache, dass die Preise nicht höher sind, obwohl es sich noch um ein Nischendasein handelt. Grund: Kosten für Verpackung werden eingespart und man kann genau die Menge kaufen, die man tatsächlich braucht. Eine tolle Sache – schließlich verbraucht jeder Deutsche im Durchschnitt mehr als 200 Kilogramm Verpackungsmüll pro Jahr. Scary. Damen wie Susanne Eichholz-Klein vom Institut für Handelsforschung räumen derartigen Initiativen wenig Chancen auf Erfolg ein. Der Mensch sei so bequem und zu gestresst zugleich. Uuuhhh, tatsächlich eine schwierige Kombination. Aber „den Menschen“ mit derart einfachen Charakterisierungen zu beschreiben ist ziemlich kurz gegriffen, oder? Schließlich hat jeder seine Stärken und Schwächen – und schließlich sind doch auch Entwicklungen und Veränderungen möglich, n’est-ce pas?

Lange Rede, kurzer Sinn. Hier nun endlich unsere 10 Erkenntnisse des Monats:

– Plastik ist überall: es ist in uns, um uns herum und verseucht sogar unsere Meere. Darüber hinaus geht jede unnötige Verpackung mit unnötigem Ressourcenverbrauch einher. In einigen Kontexten mag es unabdingbar sein, in vielen anderen aber eben nicht. Jede noch so kleine „Vermeidungs-Entscheidung“, geht in die Positivbilanz ein.

– In Supermärkten konsumiert es sich schlechter als auf dem Markt. Aber ein waches Auge hilft und wir sehen erste, zarte Entwicklungen in Richtung eines verpackungsfreieren Angebots – noch in der Nische, aber mit Potenzial, je nachdem ob wir bereit sind unser Kaufverhalten zu verändern. Von unserer Seite gibt’s jedenfalls ein klares: Ja, ich will!

– Marktbesuche, bewappnet mit Taschen und Dosen, führen zum Ziel! Und man selbst gewöhnt sich ebenso daran wie die jeweiligen Verkäufer. Versprochen. Wir haben’s ausprobiert!

– Der Einkauf in größeren Mengen ermöglicht in der Regel eine Reduktion von Verpackungsmaterialien. Auch teilen hilft. Und die Anzahl an Einkäufen wird reduziert. Aber Vorsicht: natürlich sollte uns nichts schlecht werden.

– Gute Initiativen gegen den Einsatz unnötiger Verpackung gibt es bereits – es lohnt sich, diese zu unterstützen und in die Breite zu tragen.

– Die Bereitschaft, sich in Sachen Verpackungsvermeidung zu verändern, hat in der Regel nicht mit einem gefühlten Verlust an Lebensqualität oder der Einschränkung an Auswahlmöglichkeiten zu tuen. Im Vergleich zu anderen Challenges, die wir bereits hinter uns haben, sind wir auf weniger Widerstände gestoßen. Umso besser!

– Die Bedeutung von Verpackung ist für das Marketing von Unternehmen extrem hoch. Entsprechend hoch ist also auch die Macht der Industrie in diesem Bereich – aber, aber… der Grad des Ressourcenverbrauchs variiert zwischen Materialien und unsere Kundenmacht möchten wir in Zukunft gezielter einsetzen.

– Gänzlich auf Plastik zu verzichten ist extrem schwierig. Weder als Konsument noch in der Industrie. Neuen Entwicklungen zur Produktion in Richtung Bioplastik oder zugunsten alternativer Verpackungsmaterialien sehen wir sehnsuchtsvoll entgegen.

– Es lohnt sich, verlorenes Wissen zu reaktivieren, ob zum Einkochen von Lebensmitteln, zur eigenen Produktion von Kosmetik oder zum Selbstmachen ganz generell.

– Ein schöner Nebeneffekt, der sich bei unserer Beschäftigung mit dem Thema „ursprünglich“ ergeben hat: der Generationen-übergreifende Austausch und das neue Bewusstsein für Altbewährtes und Wesentliches.

Und, stimmt Ihr zu? Wir sind sehr gespannt zu erfahren, wie es Euch ergangen ist. Und über neue Erkenntnisse freuen wir uns wie früher über Lego – uuuppss… auch die wundervolle Erfindung Lego ist ja aus Plastik. Aber Lego wird immerhin nicht weggeworfen und schon geringe Mengen machen glücklich. Außerdem ganz wichtig: teilen, tauschen, verkaufen, wieder verwenden…
Naja, Ihr wisst schon!

Und für diejenigen, die immer noch nicht genug haben: Wir haben uns diesen Monat von Robert Lisac auch zum Thema Sport und Ursprünglichkeit inspirieren lassen. Lesen lohnt sich – und das Ausprobieren noch viel mehr!

 


 

tt30-logoWeitere Infos und jede Menge Interaktion findet Ihr auch auf der Facebookseite „Die Nachhaltigkeitschallenge 2014„, über Twitter unter @Finding_S und über den Blog der Deutschen Gesellschaft des Club of Rome. Und ja, einen Hashtag gibt’s auch:#FS_NC14

 


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