Chat zum Sonntag, No. 40 – Meyer&Meyer


04.10.2014                       12:25 – 13:40

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Santa: Hallo Anna!

Anna: Guten Morgen, liebe Santa! Na, wie lief die erste Woche als Alltags-Klimaschützerin?

Santa: Guten Morgen, Anna! Die Woche lief unspektakulär, aber ich glaube, gut im Sinne von CO2-arm. Ich bin nur gelaufen, habe plastikfrei und weitestgehend verpackungsfrei eingekauft (Ausnahme eine Packung Dinkel-Nudeln).

Anna: Auch meine Woche war sehr schön und entspannt. Entspannt spart man auch leichter Emissionen. Ich hatte einfach mehr Muße, um viel selbst zu machen und mich zu Fuß oder mit dem Rad fortzubewegen. Obwohl… gestern habe ich mit dem Auto einen kleinen Besuchsmarathon gemacht. Damit gehen 23 Auto-Kilometer auf mein Emissionskonto. Durch zwei, da wir zu zweit gereist sind. So rechnet man das doch, oder?

Öffentliche Emissionen

Santa: Ja, ich glaube schon, dass man es so rechnet. Direkt zum Thema Emissionsrechner: Claudia hat einen sehr interessanten Kommentar zu unserem Auftaktartikel hinterlassen: „Auch wenn ihr den öffentlichen Anteil weg rechnet wird das Ziel kaum mit diesem „minimalen“ fixen Konsumwert erreichbar sein! Allein die Ernährung im optimalsten Fall (nur regional, keine Tiefkühlprodukte, vegan, hauptsächlich Bio, ausschließlich saisonal) mit nur wenig Sport und leichter Tätigkeit hat so ca. 0,7 t als Minimum. Auch frag‘ ich mich warum das UBA so einen aufwendigen Rechner erstellt, wenn eh klar ist das 2,5 t / Jahr und je Bürger aufgrund dieser fixen minimal Werte nie erreicht werden kann. Da stimmt doch schon was an der vorgegeben Messlatte nicht um überhaupt Anreize zum eigenen Handeln zu schaffen. Ich meine, klar ist: Kleinvieh macht auch Mist!“

Anna: Ja, ich war ehrlich gesagt auch ein wenig erschrocken davon, dass 1,08 Tonnen pro Jahr schon für unsere „öffentlichen Emissionen“ drauf gehen. Klar, die Erklärung leuchtet ein: Emissionen entstehen z.B. durch Verwaltung, Organisation des Sozialwesens, Infrastruktur oder Bildung und werden jedem Bürger mit einem gleichen Anteil automatisch zugerechnet. Neben den offiziellen Aufgaben des Staates werden hier zusätzlich Emissionen zur Wasserversorgung sowie Wasser- und Abfallentsorgung berücksichtigt, da diese Dienstleistungen allen Bürgern zur Verfügung stehen. Aber, uff,… in diesem Fall ist unser Einfluss wohl eher gering. Obwohl man sich dafür einsetzen kann, dass die öffentliche Beschaffung wenigstens ein wenig auf Umwelt- und Sozialstandards achtet. Dennoch… ein ganz schöner hoher Wert diese +- 1,08 Tonnen.

Santa: Ja, Claudia hat Recht. Dass es fast unmöglich ist, sein Soll zu erfüllen. Allerdings muss man dazu sagen, dass der UBA-Rechner nicht auf Verpackungsmüll eingeht und auf die Option des „Nicht-Konsumierens“. Da werden einfach Durchschnittswerte angenommen. Und ich glaube, es liegt sehr viel Macht und Potenzial in der Entscheidung, seinen Konsum ganz allgemein stark einzugrenzen.

Anna: Ja. Diese Erfahrung haben wir ja schon zu genüge machen dürfen, in den letzten Monaten. Und dass im Verzicht auch ein gewisser Genuss liegen kann, haben wir ebenfalls am eigenen Leib erfahren.

Santa: Du hast Recht. Und ich finde, in dieser Challenge geht es vor allem darum, was der Einzelne für sich schaffen kann.

Überraschungs-Post

Santa: Ich habe in meinem Briefkasten eine mega-tolle Überraschung gefunden. Du kennst ja unsere Stephanie. Und Stephanie hat zwei Schwestern, die beide auch sehr talentiert sind. Eva, die unheimlich gut näht und strickt und den Handarbeits-Blog Lady Margolotta betreibt, hat mir ganz spontan folgende Säckchen geschickt für meinen Markteinkauf. Ich nehme zwar schon immer Taschen mit, aber Salate und Tomaten und Co. wusste ich bisher nicht so gut unterzubringen. Von diesen Säckchen habe ich mal gehört, aber da ich bisher keine Zeit zum Nähen hatte, war es nur ein frommer Wunsch von mir.

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Anna: Wow, das ist ja wirklich toll! Lässt sich aber doch vielleicht auch irgendwo kaufen, oder? Für alle, die nicht so dicke sind mit Eva. Oder kann man sie beauftragen? Um das Ganze recherchieren zu können, bräuchte man jedoch den korrekten Begriff. „Gemüsesäckchen“ hat mich auf die Schnelle zu Gerichten für Gemüse im Teigmantel geführt. Auch nicht schlecht.

Santa: Ich werde sie fragen. Es wäre ja toll, wenn meyer sie bei ihr kaufen könnte. Ich habe schon sehr viel Glück mit meinen Schnitker Connections (Eva ist allerdings eine Frau Schmidt). Stephanies DIY Kulturtasche, die sie mir zum Geburtstag geschenkt hat, und die mein Mann dann direkt auch haben wollte und gekriegt hat (Stephanie hat ein weiches Herz), leisten uns auch sehr treue Dienste.

Santa: Aber zurück zum Alltag. Regionales Obst und Gemüse, vorwiegend vegane Kost, alles zu Fuß (das geht hier für mich gut, ist aber wohl nicht überall durchführbar), kein Konsum bzw. Zeug sind gerade meine Devise. Ich freue mich übrigens riesig, dass Andrea bzw. @yelliorange mitmacht, auch wenn sie einen lange geplanten Langstreckenflug diesen Monat in Anspruch nimmt. Es geht ja um Reduktion und nicht um ein „Ganz oder Gar Nicht“.

Anna: Ja, natürlich sind Langstreckenflüge so ungefähr das Schlimmste für unsere Klimabilanz. Und selbst ein Flug nach Wien ist ein ziemliches No-Go. Ich werde als mal wieder eine über 10-stündige Bahnfahrt in Kauf nehmen diesen Monat. Aber in unserer Challenge soll es vor allem darum gehen, Alltagsgewohnheiten zu verändern. Deshalb: Great, Andrea! Und auch Diana, und, und, und… wir freuen uns sehr, dass ihr dabei seid!

Santa: Ich auch!!!

Autokilometer und Fleischkonsum im Verhältnis

Anna: Ach, und noch eine Mini-Klimasünde habe ich zu verzeichnen. Einmal haben wir uns diese Woche Pizza liefern lassen. Da dieser Pizzabote allerdings nicht nur zu uns fährt, sind es wohl 2 Kilometer geteilt durch all die anderen faulen Pizza-Konsumenten… tja, gefragt habe ich nicht, wieviele Kunden er beliefert im Umkreis. Unsere Bilanz wird also einige Ungenauigkeiten beinhalten.

Santa: Lustiger Zufall. Ich habe mir diese Woche auch Gedanken zu Takeaways gemacht. Vielleicht wünsche ich mir irgendwann mal eine Tiffinbox, also so eine mehrstöckige indische Metall-Konstruktion für Mahlzeiten, und gehe mir damit mal Takeaways abholen. Ich esse schon ab und an gerne nicht selbst-gekochtes Essen zu Hause und bin etwas abgestoßen von den Plastikbergen upon delivery.

Anna: Oh ja, I loved my Tiffins in India!!!! Ein großartiges System. Und Du hast Recht. Hier kann man es eigentlich auch mal damit versuchen. Bei uns gibt es sogar eine „Kantine“ um die Ecke, die zur Werbeagentur Grey gehört. Dort gibt es das Essen JEDEN Tag VOR ORT (also nicht nur zum Mitnehmen) in Styropor-Schalen. Unglaublich, wirklich! Da kann ich einfach nicht mehr hingehen. Sie sparen sich das Spülen… oh well…

Santa: Ja, ja… das passiert auch in einigen Kaffee-Ketten, dass die Mitarbeiter einem gerne Papptassen geben, damit sie nichts einsammeln und spülen müssen. Montags gibt es eine Spielgruppe für Kinder in einem Costa Café hier. Da muss ich auch immer explizit um eine Tasse für mein heißes Wasser mit Zitrone und ein Glas für Leitungswasser fragen. Sie finden mich dafür, glaube ich, ein wenig exzentrisch. Ein gewisses Umwelt-Bewusstsein scheint eindeutig noch nicht flächendeckend verbreitet zu sein.

Anna: Ja, und passend zum Thema habe ich noch ein paar Insights, die auch mir neu waren. Weißt Du, dass eine 1.600 Kilometer lange Autofahrt dieselbe negative Klimawirkung hat wie ein Kilogramm Rindfleisch aus Brasilien. Ein Kilogramm Geflügel aus Deutschland ist klimafreundlicher und entspricht „nur“ 31 Auto-Kilometern. Aber, hey, das sind schon krasse Zahlen, oder? Eindeutig besser ist also unser fast-veganer Lebensstil.

Santa: Na klaro!

Anna: Und um es noch anschaulicher zu machen: Eine bio-vegane Ernährung ist emmissionstechnisch vergleichbar mit 281 Auto-Kilometern im Jahr. Während „Alles-Esser“, die nicht auf bio-zertifizierte Lebensmittel achten, bei 4.758 Auto-Kilometern im Jahr liegen: es geht also ungefähr um die Strecke Düsseldorf-Frankfurt versus Lissabon-Moskau.

Quelle: Foodwatch (Autokilometer zurückgelegt mit einem BMW 118d bei 119g CO2 pro km)

Werbe-Emissionen

Santa: Hier in Norwich habe ich mehrfach täglich irgendwelche Werbung gekriegt, ob für Credits oder Takeaways und die haben alle meine Recycling Tonne gefüllt, obwohl ich ja hart daran arbeite, so wenig wie möglich an Verpackung zu verwenden. Jetzt habe ich einfach ein Schild angebracht mit „No Ads Please“ und es hat funktioniert. So einfach kann es manchmal gehen. Genauso wie mit dem kleinen Satz „Bitte kein Eis oder Strohhalm in mein Getränk“.

Anna: Ja, das haben wir auch schon lange am Briefkasten. Klappt! Wir haben den Schriftzug selbst auf Klebefolie gedruckt und gleich ein paar Aufkleber mehr produziert, die wir im Hausflur ausgelegt haben. Ist super angekommen und mittlerweile ist fast unser ganzes, großes Haus werbefrei.

Santa: Toll! Wollte es eigentlich auch drucken lassen, aber irgendwie hat sich das so lange hingezogen, dass ich dachte, dass Pappe in einem durchsichtigen Plastikfolientüten-Rest herhalten muss. Mann fand es hässlich – und Recht hat er! Aber es erfüllt seinen Sinn. Bin leider nicht sehr organisiert und durch die Reiserei allgemein eher schlecht ausgestattet.

Überraschungs-Smoothies

Anna: Letzte Woche habe ich meinen Kollegen im Büro „Green Smoothies“ statt Geburtstagskuchen mitgebracht. Sicherlich gewagt. Aber eine schöne Abwechslung, wie ich fand. Ich hatte auch einen guten Grund. Sie haben mir nämlich ein Buch geschenkt, das Dir auch gefallen würde: Wildkräuter und ihre giftigen Doppelgänger.

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Santa: Es ist wirklich nett, wie sich deine Kollegen in dich hineinzuversetzen versuchen.

Anna: Ja, das stimmt! Ich habe großartige Kollegen!

Santa: Total schön, wie unser Umfeld immer wieder auf uns eingeht.

Anna: Ich hatte sogar den Eindruck, dass einige ganz angetan waren. Einer meiner Kollegen hat das Gebräu jedoch nicht runterbekommen.

Santa: Green Smoothies sind wirklich nicht jedermanns Sache, aber es sind dann doch mehr Leute, als man für möglich hält. Sogar der Sohn einer Freundin von mir hat jetzt damit begonnen und meidet verarbeitete Produkte und Weißmehl…vor allem, weil er keine Pickel will. Ein sehr valides Argument. Das hätte bei mir als Teenager auch gewirkt.

Anna: Stimmt! Aber ich hatte auch extra ein Rezept „für Einsteiger“ gewählt. Mit Banane, Birnen, Limette, ein wenig Spinat, ein wenig Minze und Wasser. Ich selbst nehme Bananen gar nicht mehr für Smoothies. Viel zu wertvoll. Mit Südfrüchten geht es mir eigentlich genauso wie mit Milchprodukten. Extrem-genießen oder verzichten! Einfach so… ist nicht mehr.

Wert-volles

Santa: Irgendwie schön, dass man den Wert selber, ohne externe Zwänge, für sich steigern kann. Für mich nimmt gerade der Wert meiner Familie auch sehr stark zu, seitdem ich mich häuslich etwas mehr mit dem identifiziere, was ich so tue (oder tun muss). Ich freue mich auf gemeinsame Mahlzeiten zu Hause und gebe mir mehr Mühe.

Anna: Das klingt gut.

Santa: Früher habe ich auch zweierlei gekocht. Besonders gesund fürs Kind und dann einen Kompromiss für meinen Mann. Das mache ich mittlerweile anders. Hauptsächlich vegane Kost für uns alle, mit besonderen Ausnahmen. Südfrüchte bzw. Produkte sind für mich auch ganz besonders. Bananen mag ich nicht so gern, aber ab und an eine Grapefruit oder Avocado habe ich schon sehr, sehr gerne. Ich warte schon darauf, dass bald welche aus Spanien verfügbar sind. Ansonsten bin ich hellauf begeistert vom Angebot des Bio-Obst und -Gemüsestandes hier in Norwich. Es wird sogar die genaue Gegend gekennzeichnet und so viel kommt von Bauern aus dem direkten Umfeld, mit denen langjährige Beziehungen bestehen.

Apfel-Ernte

Anna: Ach, übrigens. Vielleicht kann ich die Besuchs-Fahrten von gestern ja sogar kompensieren. Nicht mit CO2-Zertifikaten, dazu in einem folgenden Beitrag auf unserem Blog nochmal mehr. Nein, ich meine damit, dass ich bei meinen Eltern Äpfel geernet habe. Sie haben mehr Äpfel als sie selbst bewältigen können. Und ich habe zwei Tüten und ein kleines Körbchen Äpfel mitgenommen. Auf meinem Foto kannst Du sie bewundern! Über 50 Äpfel. Damit habe ich mindestens 230g Emissionen x 50 eingspart. Im Vergleich zum Apfelkauf im Supermarkt. Und dieser Wert gilt nur zwischen August und Oktober, wenn Äpfel Saison haben. Ansonsten kommen noch Emissionen für die Lagerung, etc. hinzu. Habe sogar gelesen, dass außerhalb der Saison der Kauf von Übersse-Äpfeln klimafreundlicher sein kann. Ist aber auch alles mit Ungenauigkeiten behaftet… Lagerung verläuft schließlich sehr unterschiedlich. Auf jeden Fall habe ich nun ein schönes Apfel-Reservoir. Und ich habe sie bereits für Smoothies, mein Müsli und Apfelmuß eingeplant. Nächste Woche werde ich außerdem mit meiner Oma eine große Portion einkochen.

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Santa: Hey, das ist ja großartig. DIY Apfelmuss – lecker! Claudia hat jetzt auch Fotos von ihrer Quitten-Ernte gepostet und beschreibt es so: „Langsamkeit bei der Quittenernte. Unglaublicher Duft! Man kann den Duft ja nicht im Bild festhalten, aber wer ihn kennt, weiss was ich meine. Die Belohnung bei der Weiterverarbeitung… jedes Jahr wieder ACHTSAMKEIT pur.“ Da wären wir wieder bei dem schönen Wort „Achtsamkeit“, das du ja auch gerne verwendest!

Anna: Das ganze Emissions-Thema ist leider nicht einfach. Aber manche Einzelheiten/Verhaltensumstellungen sind einfacher als man gemeinhin so denkt.

Wochenend-Aktivitäten

Santa: Heute ist übrigens Durga Puja, ein vor allem von Bengalen gefeiertes hinduistisches Fest, zu Ehren von Ma Durga, einer Art Mutter Erde. Wir werden heute als Familie zusammen hingehen – und das Schöne ist, dass auch heute meine Mutter zu Besuch kommt für eine Woche. Ich muss mich schon ganz schön anstrengen, dass ich unsere Traditionen nicht vergesse, zumal ich in Deutschland aufgewachsen bin und mir zugegebenermaßen Weihnachten vertrauter ist als Hindu Festivitäten.

Anna: Wow! Toll, dass man Durga Puja in Norwich feiern kann. Ich muss nun schon wieder ins Auto steigen. Winterfeste Pflanzen für unseren Balkon besorgen. Ohoh… aber wenn wir sie gut pflegen, ist unser Balkon dann auch wirklich fertig! Grüß Deine Mom! Und macht es Euch schön!

Santa: Ein Kollege von meinem Mann, auch Bengale, hat uns eingeladen. Ich hätte es sonst mal wieder verschlafen. Er ist übrigens mit einer Koreanerin verheiratet und seine kleine Tochter spricht nun Bengalisch mit einem koreanischen Akzent. Internationale Welt!

Anna: Ah, nice.

Santa: Fand es früher zwar ganz lustig, aber auch ein bisschen uncool. Heute freue ich mich riesig.

Anna: Also, ganz viel Spaß Euch!

Santa: Habt heute einen schönen Balkontag! Und bis ganz bald, Anna!

Anna: Danke!!!

 


 

tt30-logoWeitere Infos und jede Menge Interaktion findet Ihr auch auf der Facebookseite „Die Nachhaltigkeitschallenge 2014„, über Twitter unter @Finding_S und über den Blog der Deutschen Gesellschaft des Club of Rome. Und ja, einen Hashtag gibt’s auch:#FS_NC14

 


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