Warum ich kein Plastik mag – Claudia will’s wissen


Vielleicht hat der eine oder andere meine Kommentare und Gedanken gelesen, die diese Seite mit den News bei mir verursacht haben. Konnte mir einiges einfach nicht verkneifen 🙂 Darum hier mal ein dickes Lob an das Nachhaltigkeitsteam Meyer&Meyer, dass Ihr so zum Weiterdenken, Mitmachen und Ausprobieren anregt. Noch dazu mit einer so breiten Ausrichtung und der Aufforderung: „Just go and try it!“. Ich habe mich mit einigen Themen beschäftigt, die mir sicher so nicht in den Sinn gekommen wären. Bei einigen Monatsthemen stellte ich mich dem Selbstversuch und bin um deren Bereicherung dankbar.

Mir kamen oft weitere Fragen, die nach Antworten suchten. Und anstelle sie nun weiterhin nur für mich zu recherchieren, landeten einige auch auf der Facebookseite und andere im Maileingang. So hätte das nun auch weitergehen können, oder meine schriftlichen Gedanken wären einfach irgendwann versiegt. Doch Santa fragte vor zwei Tagen mal nach, ob ich nicht selbst etwas schreiben möchte. Hier also das, was mich besonders bewegt und was ich zum Thema Nachhaltigkeit beisteuern möchte.

Das Thema, das mich hierher brachte, war eigentlich der wöchentliche Plastikmüll, der mich vor mehr als einem Jahr total resignieren lies. Ich erwischte mich bei dem Gedanken im Supermarkt an der Gemüseauslage und war über die Wurschtigkeit meines sich verselbstständigten Ichs geschockt. „Ach, die Paprika nimmst jetzt doch in der Plastikpackung mit.“ „Die Pappverpackungen ohne Folie / Netz gibt’s ja schon lange nicht mehr.“ „Die Losen musst auch erst aussuchen und landen letztendlich in der dünnen Plastiktüte. Reine Zeitverschwendung!“ Da hat mich also das veränderte Angebot nach Jahre langem Suchen von Alternativen langsam, aber beständig ausgenockt. Auch die Bequemlichkeit und Hetze trugen noch dazu bei. Etwas überspitzt, aber doch nah an der Wahrheit, war dieser Artikel in der Süddeutschenzeitung 24.9.2012 mit dem Titel: Nackte Bananen sind erst der Anfang.

Ab Januar 2014 rüttelte mich der Film „Plastic Planet“ wieder auf und ich wurde aktiver.  Der Link zu diesem Video auf dem Youtube Acoount „Dokus & Reportagen“ ist allerdings in einer sehr niederen Qualität erneut hochgeladen worden und enthält viele englische oder französische Interviews mit Untertitel. Eine gute Alternative ist der ebenso bewegende 10 minütige 9 Teiler von ARTE aus 2010 mit dem Titel: „Eine Welt aus Plastik“ auf Youtube unter dem Account „The Real Stories“.

Die Aussage, dass Plastikwerte schon im Blut nachweisbar sind, führte mich dann weiter. Ich fand Videos und Berichte von Familien, die im Selbsttest plastikfreie Wochen lebten. Das Experiment der Familie Wagner, die von der Expertin für Toxikologie Fr. Dr. Kolossa vom Umweltbundesamt begleitet wurde, findet man auf dem Youtube Account: „Doku Free“ mit dem Titel: „Das Experiment – Leben ohne Plastik (2013)“

Weiter ging es mit Beiträgen, dass diese Plastikwerte bei jedem Europäer gefunden werden. JEDEM! Wie kommen denn diese Plastikwerte ins Blut? Der Fisch alleine kann es doch nicht sein. Ist die Verpackung wirklich alleine daran schuld? Mikroplastik in Bier, Wasser, Honig und Milch? Flureszierende Planktonkrebse nach Gabe von Nanoplastik? Unisex Mäuse durch Plastikboxen? Unter anderem Sterilität und Übergewicht als Folge des Östrogen imitierenden Plastiks? Fragen über Fragen… Und eine stand ganz oben auf meiner Liste: „Warum wird heutzutage von Supermärkten fast ausschließlich in Plastik angeboten? Früher ging es doch auch mit weniger bzw. ohne extra Tütchen.“ Dazu Stellungnahmen einzelner Supermarktketten, siehe hier.

Die gesundheitlichen Risiken des Verpackungsplastiks hatten mein Interesse geweckt, endlich dieser Verpackungsart beim Nahrungsmitteleinkauf den Kampf anzusagen. Null Plastik war also ab Februar mein Bestreben! Wie schwer das wird, wird einem erst bewusst, wenn man es angeht. Doch als Mutter von zwei Söhnen, die Ihre Kindheit überwiegend mit Plastikspielzeug verbrachten, war es mir einfach zu wichtig, wenigstens in Ihrer Pubertät die kunststofffreie Nahrung wieder auf den Tisch zu bekommnen. Eigentlich ist es gar nicht so schwer, man muss nur, wie hier auch berichtet wurde, bewusster und geplanter vorgehen.

Doch sei nicht verschwiegen, dass nach Monaten mit Stolz der Vermeidung sich wieder ein beklemmendes Gefühl ausbreitete, als ich über die Info von Kunststoffwerten in recycelter Pappe stolperte. Dachte ich bis dahin vielleicht zu naiv? Wie: „Super, suchst du halt nach reinen Pappverpackungen oder Glas dann ist eine gewisse Lücke im Supermarkt doch zu schließen und die, die nicht zu schließen ist, gehst du halt aktiv bei den Herstellern an.“ Mails, Mails, Mails mit Fragen wie: „Warum verpacken Sie Ihr Produkt erst in Plastiktüte und dann in Karton? Ist das noch zeitgemäß, so viel Müll zu produzieren? Ökologisch und ökonomisch? Besonders wenn man über die gesundheitlichen Risiken von Kunststoffverpackungen bei Nahrungsmitteln bzw. auch der Entsorgungsprobleme wie Mikroplastik und Recycling seit Jahren Kenntnis hat?“ Ja, so dachte ich. Zu diesem geplanten Mailaktivismus bin ich gar nicht mehr gekommen, zu frustrierend fand ich diese Info.

Erst mit meiner Frage: “Was macht unsere Regierung eigentlich so stolz auf Ihr Duales System“, bekam ich wieder Mut dazu, mit Mails die Unternehmen zu löchern und hoffte auf produktive Antworten. Was ich dabei so alles erfahren habe, werde ich hier demnächst zur Verfügung stellen.

Meine Familie meint mittlerweile ironisch, ich hätte quasi meinen „Doktor“ in Plastik gemacht. Doch irgendwie fühlt sich das gar nicht danach an. Zuviel ist da noch offen und fordert mich heraus weiterzufragen. In diesem Sinne bis demnächst …

Grüße Claudia

P.S. Besteht eigentlich zu den gesundheitlichen Risiken bei Plastik noch Informationsbedarf? Z.B. Was sind Weichmacher/ Bisphenol A? Welche Kunststoffarten sind davon betroffen? Ein sehr komplexes Thema das im Beitrag Gesundheitliche Implikationen von Plastik & Vermeidungstipps diesen Fragen nachgeht.

Kann man den Kunststoff als Konsument selbst erkennen, wenn er nicht explizit auf der Verpackung vermerkt ist?

Was ist Mikroplastik und wie kommt er in Honig oder Milch? Im Beitrag über Mikro- und Nanoplastik wirst Du fündig.

Warum sind in anderen europäischen Ländern bestimmte Weichmacher oder Bisphenol A schon verboten und warum kommt ein Verbot bei uns in Deutschland einfach nicht wirklich in Gang? Im Beitrag Plastikschadstoffe: Gesetze, Auskunftspflicht und Informationsmöglichkeiten gibt es darauf Antworten.

 


 

tt30-logoWeitere Infos und jede Menge Interaktion findet Ihr auch auf der Facebookseite „Die Nachhaltigkeitschallenge 2014„, über Twitter unter @Finding_S und über den Blog der Deutschen Gesellschaft des Club of Rome. Und ja, einen Hashtag gibt’s auch:#FS_NC14

 

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7 Antworten zu “Warum ich kein Plastik mag – Claudia will’s wissen”

  1. Juhu, noch eine Kämpferin gegen Plastik! 🙂

    Ich finde es besteht auf jeden Fall mehr Informationsbedarf! Denn umso mehr man damit konfrontiert wird, desto stärker wir das öffentliche Bewusstsein dafür.

    Lieber Gruß,
    Philipp

    • Keine Sorge es sind noch 2 weitere Beiträge zum Thema Plastik fertig und noch weitere geplant. Da das Thema Plastik aber nicht in das Monatsthema passt, kann ich nicht alle in einer Woche hochladen. Der nächste kommt aber in den nächsten Tagen. Es geht um die Gesetzeslage zu Plastikschadstoffen in Eu-Ländern und die Auskunftspflicht zu verwendetem Plastik bei den Herstellern.

      • Tja, ist wohl ein Fehler in der Reihenfolge passiert, nun kam der Mikroplastikbeitrag doch noch vor der Gesetzeslage.

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