Begegnung im Second-Hand-Laden


second hand

Stichwort: Wertschätzung

Ich habe viel Gutes von dem Second-Hand- Laden in Nördlingen gehört, einer Einrichtung des Roten Kreuzes.

Eines Tages war es soweit: Ich ging hinein. Das Erste, was mich überraschte, war die übersichtliche Anordnung der Waren. Schilder vor und am Ständer zeigten auf einen Blick, welche Artikel in welcher Kleider- oder Schuhgröße erhältlich waren.

Ich bin als Kind damit aufgewachsen, dass Second-Hand-Kleidung nur etwas für „Sozialschwache“ sei. Die Kleidung war jedoch sauber, ordentlich und zum Teil auch elegant. Vor allem war sie erstaunlich preiswert.  Verkäuferinnen grüßten freundlich, fragten nach oder ließen Kunden einfach herumschauen. Ich empfand die Stimmung als sehr angenehm.

Ein älteres Ehepaar herein. Sie suchten nach einer Winterjacke für den Mann. Er probierte verschiedene Kleidungsstücke. Beide strahlten eine Hoffnung verbunden mit innerer Ruhe für mich aus. Später gesellte sich eine Verkäuferin zu dem Ehepaar, um helfend auf Fragen der beiden einzugehen. Diese Situation dauerte etwa eine viertel Stunde. Immer wieder besprachen die Zwei, ob das erwählte Kleidungsstück auch das Richtige sei: Wärmend und in der richtigen Größe sollte es sein. Eine Jacke war dem Herrn mindestens zwei Kleidergrößen zu groß, doch genau diese Jacke gefiel ihm besonders gut. Ich stand in der Nähe, wir hatten schon Blickkontakt und eine Begrüßung ausgetauscht.

Als er die große, schöne Jacke trug und ganz weit vom Bauch wegzog, machte ich eine Bemerkung. Der Mann schaute mich an und antwortete zwinkernd: „Wenn ich mit meiner Frau spazieren gehe, können wir die Jacke gemeinsam tragen.“ Wir alle lachten.

Ich war positiv berührt. Ja, in diesem Laden sind Verkäufer/in und Kunde innerlich verbunden.

Mein Fazit zu diesem Vormittag:

Was macht gebrauchte Kleidung zur minderwertigen Ware? – Eigentlich nur unsere Einstellung,oder?

Eigentlich ist der Gedanke sogar einfach nur schön: Kleidung, die jemand nicht mehr will, wird sinnvoll weiter genutzt, ohne sinnlos entsorgt zu werden.  Dafür ist dieser Laden ein gutes Beispiel. Hier wurde sowohl mit dem Kunden als auch mit den Kleidungsstücken nachhaltig umgegangen.


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