Tomaten müssen mit Flüssigdünger versorgt werden. Beete und Reihen sollten in Nord-Süd-Richtung angelegt werden. Gießen bei praller Sonne schädigt die Blätter. In „Gelassen gärtnern. 99 Gartenmythen und was von ihnen zu halten ist“ geht Charles Dowding diesen und weiteren überliefertem Gärtnerwissen auf den Grund.

Charles Dowding gärtnert seit 35 Jahren und ist einer der Vorreiter der ökologischen Gartenbaubewegung in Großbritannien. Er betreibt eine Bio-Erwerbsgärtnerei, in der er ganz ohne umgraben auskommt. Und er hinterfragt gern. Aus seinem reichen Erfahrungsschatz entstand das Büchlein, das erklärt, woher viele Gartenmythen stammen und dann detailliert untersucht, welche dem Praxistest standhalten und welche bei näherer Betrachtung getrost verworfen werden können. Dabei fordert Dowding seine Leserinnen und Leser immer wieder dazu auf kritisch zu sein. Ohne zu verurteilen erklärt der Autor, warum Dieses oder Jenes ein Mythos ist.
Die Einteilung in verschiedene Themenbereiche erleichtert die Nutzung des Buches.

Das Büchlein bietet genug Details, um einen wirklichen Unterschied in der Gartenpraxis zu machen. Dabei ist es in leicht lesbare Häppchen zerlegt (ich kann mir das Büchlein gut als Toilettenlektüre des passionierten Gärtners vorstellen). Blutigen Gartenanfängern werden viele der Mythen nicht geläufig sein… in diesem Fall empfiehlt es sich als Begleitlektüre zu anderen Gartenbüchern, in denen sich die Mythen noch hartnäckig halten.

„Gelassen gärtnern“ ist ein Buch voll kompaktem, praktischen Wissen. Das Buch ist als Hardcover mit Schutzumschlag erschienen, ansprechende schwarzweiß Zeichnungen illustrieren die jeweiligen Gartenmythen. Lobenswert ist auch, dass das Buch klimaneutral hergestellt wurde. Es ist anschaulich und erfrischend un-Lifestyle-y in einer Zeit, in der Gartenbücher vor allem hübsche Bilder der Autoren zeigen, sonst aber wenig Neues bieten.
Daija hat viel gelernt (und wird das Buch diesen Sommer im Badezimmer behalten).
Caroline, Hobbygärtnerin und Landwirtschaftsmeisterin auf einem Biobetrieb, fand, dass sich viele ihrer eigenenExperimente und Erfahrungen mit denen des Autors decken.

 

Zum Abschlus noch ein Beispiel:
Mythos 55
S92, Flüssigdünger aus Blättern haben einen üblen stechenden Geruch

Charles Dowding schreibt, dass diese Aussage teilweise richtig sei.
„… Flüssigdünger aus Beinwell- und Brennnesselblättern wird nachgesagt, dass sie stinken, und zwar aus gutem Grund.
Dann machte ich ein Experiment. Ich ließ die Blätter sich ohne Zugabe von Wasser zersetzen, indem…..“
„… nach ein paar Wochen fand ich eine ausgezeichnete Pflanzennahrung vor, ohne üblen Geruch.“
Die angesetzten Brühen, haben tatsächlich oft üble Gerüche. Das bejaht der Autor. Alternativ beschreibt er seinen Versuch, das Blattgrün bestimmter Pflanzen in anderer Weise als Dünge-oder Stärkungsmittel zu benutzen. Ich selbst habe damit ähnlich experimentiert und kann Herrn Dowding in seinem Ergebnis bestätigen.

Das Buch „Gelassen Gärtnern“ von Charles Dowding ist im Oekom Verlag erschienen. Das Hardcover Buch hat 144 Seiten und kostet 14.95 €, ISBN: 978-3-86581-769-3.

 

Weitere Infos und jede Menge Interaktion findet ihr auf unserer Facebookseite “Finding Sustainia“ und bei Twitter unter @Finding_S.Wir freuen uns auch, wenn ihr euch in der rechten Spalte unseres Blogs für unseren Newsletter anmeldet. So bleiben wir gut verbunden.