Challenge No.6: Bilanz – Minimalismus und Alltag ohne Zeug


Vor genau einem Monat haben wir aufgehört.

Womit? Mit dem Konsum von Zeug. Lebensmittel und wirklich notwendige Drogerie-Artikel waren erlaubt. Ansonsten aber gab es klare Regeln: verzichten, reparieren, tauschen, leihen… aber nicht KAUFEN! Für die Nachhaltigkeitschallenge 2014 wurden die Gründe noch einmal genau beschrieben und auch unsere Ideengeber, die Initiative „Good matters – goods don’t“, gelobt. Es ist gar nicht so selbstverständlich, auf den Gedanken zu kommen, dass man durch einfachen Nicht-Konsum einen wirklich wertvollen Beitrag zum Leben auf unserem Planeten leisten kann. Hier also nochmal unser Auftakt zum nachlesen, was uns eigentlichen geritten hat, als wir auf unsere „Kein Zeug“-Idee kamen.

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Quelle: good matters

Zum Einen möchten wir Impulsgeber sein, zum Anderen durch unsere individuellen Konsum- oder auch Nicht-Konsumentscheidungen wirklich etwas bewegen. Klingt schon nicht schlecht, oder? Als Bonus haben wir noch einen obendrauf gesetzt. Unser Nicht-Konsum soll uns im besten Fall auch noch gut tuen. Und das nicht nur aus reiner Selbstliebe – nein, wir glauben fest daran, dass sich Verhaltensmuster langfristig leichter ändern lassen, wenn neben der guten Tat für eine bessere Welt auch ein sehr persönlicher Nutzen oder eine Lebensphilosophie damit verknüpft werden können. Und so bekam unsere Juni-Challenge „Kein Zeug“ den liebevollen Zusatz der inneren Nachhaltigkeit. Voilà! Die Erklärung ist hoffentlich geglückt. Nun möchten wir von unseren Erfahrungen berichten:
Erst einmal ist uns aufgefallen, dass wir einfach mehr Zeit hatten so ganz ohne die Option in irgendwelchen Läden oder Online-Shops nach Dingen zu suchen… oder uns in Fußgängerzonen dem kurzen Glück uneingeschränkten Konsums hinzugeben. Was fiel uns dabei auf? Man muss erst einmal nachdenken, was man sonst so in einer Stadt überhaupt machen kann. Genau diese Problematik, also die fehlende Aufenthaltsqualität ohne Konsum, ist auch sehr schön in einem Artikel der Süddeutschen zusammengefasst. Aber lest selbst!
Wir haben uns auch gefragt, ob man nicht einmal in einen Buchladen gehen darf diesen Monat? Naja, gehen durfte man eigentlich überall hin… aber man kommt natürlich sehr leicht in Versuchung, wenn man erst einmal dort ist. Also die Frage: sind Bücher auch Zeug? Auf Twitter konnten wir über den Hashtag #FS_NC14 eine lebhafte Diskussion über dieses Thema angezettelt – merci, Diana! Und was haben wir für uns mitgenommen… ja, auch für die Produktion von Büchern werden Ressourcen verbraucht und erst einmal sollten wir stets versuchen zu tauschen, zu verleihen, online zu lesen, etc. Dafür, und für viele andere Dinge gibt es neben Flohmärkten, Repair Cafés und Second Hand Läden auch tolle Online-Angebote wie Tauschticket, Pumpi-Pumpe, Lifethek, Alle Nachbarn, und, und, und. Dennoch, wir messen echten Büchern nach wie vor einen hohen Wert zu. Außerdem haben wir uns diesen Monat mit dem Sustainability Action Framework befasst. Ganz im Sinne der Konzepte „Killing the Dragon“ und „Winning the Princess“ haben wir uns überlegt, wie man mit die begrenzten Ressourcen unserer Erde am besten erhält. Und gelernt haben wir, dass es sehr viele Wege gibt, die irgendwie zusammenwirken müssen…
Der Think Tank 30 der Deutschen Gesellschaft des Club of Rome hat grundsätzlich den Anspruch, positive Wege aufzuzeigen… und so würde unser geschätzter Michael Braungart auch entschieden unsere Idee des Nicht-Konsums zurückweisen und uns von „Cradle to Cradle“-Produkten erzählen, die konsumiert werden können, ohne einen negativen Fußabdruck zu hinterlassen.

Ja, ja, ja! Immer her mit solchen Wegweisern. Auch wir glauben ganz fest daran, dass eine solche Produktionsweise kommen muss. Aber in der Zwischenzeit darf man, unserer Meinung nach, auch ein wenig warnen… nicht anprangern oder missionieren… aber Bedenken äußern. Der Mensch ist das einzige Lebewesen, das Müll produziert und sich selbst seine Lebensgrundlage entzieht… klingt nicht gut, oder? Also brauchen wir einen gewissen Sinneswandel. Zum Beispiel haben Diana und Andrea   fleißig mitgemacht und einen alten Wäscheständer repariert oder Fahrräder in Repartur gegeben.. TT30 Kollege Moritz schrieb uns zu seinen Erfahrungen im Urlaub: Nun fällt einem mal so richtig auf, wieviel Schrott man eigentlich kauft, wenn man unterwegs ist. Von Museumsshop zu Museumsshop: man könnte und sollte kaufen. Selbst im nachhaltigen Eden Project in St. Austell wird man zum Dauerkonsum angeregt… Ersatzhandlung: hervorragend Essen!“ Nichts zu kaufen, kann in bestimmten Situationen ganz schön schwer sein. Anna hat den Geburtstag ihres Freundes ohne Zeug gestalten müssen und Santa hat einige Kleider von sich umschneidern und upcyclen lassen. Auch sie wurde  an ihrem Geburtstag mit lauter tollen „Kein Zeug“-Geschenken bedacht, wie z.B. eine DIY Kulturtasche (selbstverständlich mit lauter DIY Kosmetika) und selbstgestrickten Socken von Stephanie (you are crazy). Anna schenke ihr einen köstlichen veganen Brotaufstrich und einen wundervollerem Besuch trotz Verkehrschaos aufgrund der Pfingstgewitterschäden in NRW. Außerdem hat Santa säckeweise Kleider und Bücher aussortiert. Leicht fiel es ihr nicht, aber es war auch befreiend.Sie hat sich diesen Monat weiterhin in verschiedenen Tagebucheinträgen zum Beispiel mit der Frage beschäftigt, was wir wirklich brauchen (Muss es in einen Koffer passen?) oder wie wir im Leben unsere Prioritäten setzen um zu innerer und äußerer Nachhaltigkeit zu finden. Anna hat in ihrem Beitrag „Warum ist weniger mehr?“ zehn Punkte zusammengefasst, die definitiv zum Nachdenken und im besten Fall zum Nachahmen anregen.
Wir sind auch unglaublich gespannt darauf, zu erfahren, wie es Euch so ergangen ist ohne Zeug? Habt ihr vielleicht auch aussortiert, repariert, selbstgemacht? Twitter und Co sind großartige Plattformen über die wir unsere Erfahrungen diesen Monat schon sehr, sehr gut ausgetauscht haben. Trotzdem sind wir für weitere Berichte, Ideen und Anregungen dankbar.
Zum guten Schluss noch unsere Bilanz in Kurzform. Was haben wir gelernt und wie hat uns dieser Monat verändert?

1. Konsum ist nicht grundsätzlich schlecht, der Ressourcenverbrauch eines jeden Produktes ist jedoch nicht zu unterschätzen und erst recht nicht zu verdrängen. Let’s face it. So wie bisher geht es nicht weiter. We need to change. Everything within moderation please!

2. Es gibt viele schöne und kreative Alternativen zum Konsumrausch. Wir mussten sie erst einmal finden. Aber die Suche lohnt sich! Upcycling, Reparieren, Zeit statt Zeug usw. .

3.  Nicht zu konsumieren hat viele positive side effects: Mehr Zeit für Liebe, Luft, Musik und Gespräche, mehr Geld (zum Beispiel für mehr Zeit) und man verbraucht nicht unnötig Ressourcen.

4. Zeug muss man nicht immer selbst besitzen. Und neu sein muss es schon gar nicht. Alles das, was wir wirklich haben möchten, sollte langlebig sein und jede Menge Wertschätzung erfahren. Wenn schon Zeug, dann hegen und pflegen! Lieber tiefer in die Tasche greifen bei z.B. Küchengeräten, aber dafür länger etwas davon haben. Billige Geräte haben denselben Ressourcenverbrauch, müssen aber teilweise schon nach kurzer Zeit erneuert werden. Die Frage, was brauche ich wirklich, ist sehr wichtig dabei! Wir unterstützen alle Initiativen, die einen nachhaltigen Konsum erleichtern. Ob es durch das Angebot besserer Produkte oder das Entwickeln von zum Beispiel Online-Plattformen oder Treffpunkten ist, die uns das tauschen, leihen und reparieren erleichtern.

5. Weniger Besitzstand macht unabhängig und frei, regt die Kreativität an und den Wert von Gemeinschaften. Man braucht soviel weniger, als man denkt. Decluttern ist sexy!

6. Der DIY-Trend geht unserer Meinung nach genau in die richtige Richtung und löst hoffentlich bald unsere Schnäppchenmentalität ab. Im besten Fall führt die Entwicklung zu innerer und äußerer Nachhaltigkeit gleichermaßen.

7. Der Müll muss aus dem Meer und erst recht hat unser Müll nichts in anderen Ländern zu suchen, in denen sich zum Beispiel unser Elektroschrott türmt. Sich in diesem Themenfeld zu engagieren ist goldwert.

8. Beherztes Ausmisten in Keller und Kleiderschrank dient nicht nur uns selbst. Jemand Anderes wird sich vielleicht riesig freuen, über das, was bei mir nur rumliegt und verstaubt. Und verzichtet im Gegenzug auf Neuware.

9.  Schenke der oder dem Liebsten lieber eine Massage als ein T-Shirt, der süßen Nichte einen gemeinsamen Sommertag statt einem Kuscheltier und, und, und. Creativity is love(ly).
Sicherlich gibt es noch jede Menge mehr, was wir gelernt haben und was uns schon gar nicht mehr einfällt… aber das Wichtigste müsste gesagt sein. Was meint ihr?

Allerbeste Grüße

Euer tt30! Und Eure Meyer&Meyer!

Weitere Infos und jede Menge Interaktion findet Ihr auch auf der Facebookseite „Die Nachhaltigkeitschallenge 2014“ und über den Blog der Deutschen Gesellschaft des Club of Rome. Und ja, einen Hashtag gibt’s auch: #FS_NC14


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