Wir haben nur diese eine Welt! Nachhaltige Gedanken zu: „Der Marsianer“


Sicher kennt ihr auch dieses „Was wäre wenn“-Gedankenspiel.  Besonders beliebt ist die Vorstellung des Gestrandetseins auf einer einsamen Insel. Was brauche ich zum Überleben, was sollte ich dabei haben und wie packe ich es an?  Der derzeit laufende Kinofilm Der Marsianer hat mich am letzten Wochenende zu diesem Beitrag inspiriert.  Jetzt werdet ihr euch sicher fragen, was das mit Nachhaltigkeit zu tun hat. Ist doch klar, dass da ein Haufen Müll auf dem Mars liegen bleibt. Oder, dass ohne ausreichende Nahrungs- und Wasserreserven, sowie ohne genügend künstlichem Sauerstoff jeder weitere Gedankengang doch unnötig ist. Abgesehen davon ist die Wahrscheinlichkeit, dass jemals einer von uns dort ums Überleben kämpfen muss, sehr, sehr unwahrscheinlich.

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Soussousvlei in Namibia – © Claudia Ludwig

Ja, genau so dachte ich mir das auch als ich die Kinokarte in der Hand hielt. Alles nur Fiktion mit unrealistischen Details, etwas Action, Spannung und ein netter unterhaltsamer Abend mit genau diesen Überlegungen, die diese Inselsituation beschreiben. Also nichts besonderes! Doch sonderbarerweise hatten einige Bilder bleibende Eindrücke und Gedanken-Tretminen ausgelöst, die ich hier neben der Empfehlung, sich diesen Film anzusehen, betrachten möchte.

Dead’s Gorge bei Zakros auf Kreta © Claudia Ludwig

Bild 1  orangene, lebensfeindliche Stein- und Sandwüste

Schlimmer geht echt nicht. Da wächst nichts! Absolut nichts! Ein lebensfeindliches Gelände, das in einem sonderbaren einheitlichen orangenen Farbton erstrahlt. Wie oben schon erwähnt kein Wasser, kein Sauerstoff und von einem annähernd geeigneten Ackerboden kann man auch nicht ausgehen. Nach Wasser buddeln und weite Ausflüge zur Suche unternehmen, wissen wir, hat gar keinen Zweck. Der Mars ist einfach nicht zu besiedeln! Ein Überleben auf mehrere hundert Tage, also Jahre, zu planen und das auch anzugehen, ist sicher die gewaltigste psychologische Herausforderung eines Gestrandeten, aber auf dem Mars sicher nicht das einzige große unüberwindbare Hindernis. Sind vielleicht diese Voraussetzungen schon die Basis, um auf dem „Mars“ zu überleben?

  • wir haben doch genug biologische und technische Erfahrung
  • auch passendes theoretisches Wissen dazu
  • sind gesund und kräftig um anzupacken
  • und die Hoffnung stirbt als Letztes

Bild 2 Der fitte Marsianer

Er ist quasi stark wie Arnold Schwarzenegger, technisch versiert wie Mac Guyver und ein wandelndes Lexikon wie Albert Einstein oder ein ähnliches Genie. Nein, der Marsianer verkörpert nicht ganz dieses Klischeebild. Er zweifelt, er erarbeitet sich einzelne Schritte peu à peu, hungert, magert sichtlich ab und hat auch unter massiven blutigen Hautproblemen zu leiden, da er kein Wasser zur Körperhygiene hat.

Ich möchte jetzt nicht weiter über diesen Film schreiben, sonst verrate ich zu viel und der eine oder andere braucht sich den Film nicht mehr anzusehen. Ich picke also nur noch Teilbilder heraus, die eine Betrachtung auf nachhaltige Gedanken beinhalten.

Wie sahen also meine nachhaltigen Gedanken-Tretminen dazu aus, die wieder eher im realen Leben zu finden sind?

Weitere Bilder, Symbolik und deren Nachhaltigkeitsaspekte

Diese karge orangene Landschaft hat eine parallele Situation auf der Erde als Vergleichsbild bei mir ausgelöst. Nämlich die Welt nach einer nuklearen Verseuchung, die allerdings bildlich grau, schwarz und trübe wäre. Also eher demotivierend. Die Landschaft liegt unter Asche, die eigentlich als Dünger einen positiven Aspekt hätte bieten können, doch bei nuklearer Verseuchung spielt dieses Wissen auch keine Rolle mehr. Es geht also um den Erhalt unserer Umwelt als grüne Lunge und Boden für Nahrungsmittel, sowie Lebensqualität, einer optischen Vielfalt und Abwechslung.

Dann die Kartoffel, die als Symbol für so vieles und unter anderem auch für die Hoffnung im Film steht.  Sollten wir wirklich die Kartoffel als wichtigste Nahrungsquelle in Betracht ziehen oder gibt es da noch andere Superfood-Pflanzen die ähnliche unkomplizierte Problemlöser sein könnten? Wenn man den Gedanken „Was wäre wenn“ weiterspinnt, dient sie nicht nur als sättigendes und gut lagerfähiges veganes Nahrungsmittel, sondern ist auch leicht durch einfache Teilung zu vermehren. Die Stärke der Kartoffel kann auch als natürliches Reinigungsmittel und als genialer, natürlich haftender Kleber genutzt werden. Man muss nur wissen wie. Die Kartoffel ist echt stark und übertrifft so manch anderes Nahrungsmittel.

Der biologische und stinkende Abfall hat als Dünger eine bedeutende Rolle im Kreislauf und sollte wirklich mehr von uns geschätzt werden, denn „Kleinvieh macht auch Mist“.

Die Abmagerung durch Nahrunsgmittelengpässe zeigt die Bedeutung der gesunden Ernährung über einen längeren Zeitraum deutlich. Mineralstoff- und Vitaminmangel wären Probleme die durch unnötig lange Transportwege, falsche Lagerung oder durch unnötiges Kochen verloren gehen. Regionalität, Ausgewogenheit und Resteverwertung werden also thematisiert. Der wichtige Aspekt der körperlichen Fitness bleibt auch nicht unerwähnt. Denn einerseits bleibt der ständig schuftende Marsianer mit minimaler Energiezufuhr in Bewegung, hält Körper und Geist fit und das macht ihn wohl auch in seiner fast ausweglosen Situation zufrieden. Zum anderen ermöglicht diese Mobilität das beständige Vorwärtskommen im Gesamtprojekt. Würde er bequem in einer Hängematte verweilen, womöglich Gedanken nachhängen wie die des „was wäre wenn“ anstelle sie anzugehen, wäre das Ziel sicher unerreichbar geblieben und hätte die Vogel-Strauß-Mentalität verkörpert.

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Spitzkoppe in Namibia – © Claudia Ludwig

Zu letzt das Wissen zur richtigen und maßvollen Nutzung der Technik mit Sonnenenergie oder „Bodenschätzen“, die  auch ihre Daseinsberechtigung haben, wenn dadurch Wasser zum Nahrungsmittelanbau oder Energie zur Fortbewegung bzw. Wärme das Überleben sichern. Die Anwendung dieses Wissens und auch deren Nutzung birgt Gefahren, die irrreparable Folgen haben können. Das zeigte die Explosion im Film deutlich. Und wie war das mit dem radioaktiven Kasten? Hat der vielleicht nur auf dem Mars eine Ausnahmestellung, oder sollen wir ihn wirklich als Notreserve in eine Überlebensplanung miteinbeziehen? Nee, lieber nicht, wir leben ja zum Glück auf der Erde und könnten ganz gut weitere Alternativen nutzen und unseren Energiebedarf wirklich mal drastisch reduzieren.

Mit all diesen Bildern hat dieser Film zum Nachdenken angeregt und deutlich gemacht:

Wir haben nur diese eine Welt, die unser Überleben sichert!

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Palekita Cave bei Kato Zakros auf Kreta – © Claudia Ludwig

Diese Welt sollte von jedem von uns mehr geschätzt und geschützt werden. Doch oft sehen wir nur negative Schlagzeilen von Dürre, Armut, Hunger, Kriegen und Naturkatastrophen. Dann noch der Müll des stetigen Konsumierens und das Gefühl der Machtlosigkeit, denn als Einzelperson kannst du ja eigentlich nicht viel daran ändern. Manch einer macht die Augen lieber zu und fängt gar nicht erst an etwas zu verändern. Was bewirkt schon eine eingesparte Plastikflasche, eine nicht gekaufte unfair geerntete Orange im Winter, ein regionaler Bioapfel, das natürliche DIY Putzmittel oder ein paar eingesparte CO2-Kilos?

Hätte der Marsianer auch so gedacht, hätte er sicher nicht sofort angepackt und versucht seine Lebensqualität zu verbessern. Oder handelte er doch nur, weil er alleine in diesem Schlamassel hockte und Unglaubliches in nur einigen hundert Tagen zu bewältigen hatte? Weil er auf keine politische Unterstützung oder tatkräftige Hilfe eines Gleichgesinnten hoffen konnte?  Ja, er war vielleicht in der „glücklichen“ Lage als einzelner zum Aktivismus verdonnert zu sein, aber er musste auch alleine die richtigen Entscheidungen treffen. Jede einzelne verrückte Idee barg das Risiko mega schief zu gehen. Unter anderem weil winzige Gedankenfehler und Fehlentscheidungen nicht auszuschließen waren. Auch zu viele Negativerfahrungen hätten ihn komplett entmutigen und ihm die letzte Hoffnung auf Rettung nehmen können.

Der Zuschauer sitzt also da und schmunzelt zu Beginn des Films über diesen naiven Aktivismus und freut sich zeitgleich über die optimistisch und tatkräftigen Handlungen so nach dem Motto „Ärmel hochkrempeln und einfach mal loslegen“.

Der Marsianer legte also mit kleinen Schritten und kleinen überschaubaren Projekten los und erfreute sich über jeden einzelnen gelungenen Abschnitt zur Verbesserung der Gesamtsituation. Eine Einstellung, die den Gedanken der Achtsamkeit und des Minimalismus in sich hat. Ein angenehmer Gedanke.

Sind wir nicht alle kleine Marsianer, die in unserem überschaubaren Bereich mit unseren eingeschränkten Möglichkeiten und kleinen Schritten einen positiveren Abdruck hinterlassen wollen und können? Wer erst einmal angefangen hat, ist schon auf dem Weg zum Ziel. Hat sich bewegt, macht Erfahrungen, vielleicht auch ein paar negative Erfahrungen aus denen man lernt und lässt bei Beharrlichkeit und Ausdauer die Hoffnung im eigenen kleinen Bereich sichtbar wachsen.

Last euch also vom Marsianer und den kleinen Schritten in die richtige Richtung inspirieren. Was sind eure  nächsten kleinen Schritte?

Ich bin dann mal weg … zu einem meiner kleinen Veränderungsprojekte.

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Grüße Claudia

P.S. Sollte ich noch etwas vergessen oder übersehen haben, dürft ihr gerne in den Kommentaren ergänzen.

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Weitere Infos und jede Menge Interaktion findet Ihr auch auf der Facebookseite “Finding Sustainia“, über Twitter unter @Finding_S und über den Blog der Deutschen Gesellschaft des Club of Rome


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