Dialog „Konsum und Lebensqualität“ – Stadt Duisburg/Frauennetzwerk Agenda 21


Im Rahmen der Duisburger Umwelttage hatten wir, Santa und Diana, am 10.6.2015 das große Vergnügen eine Dialogveranstaltung zu gestalten. Sie wurde vom Amt für Umwelt und Grün der Stadt Duisburg zusammen mit dem Duisburger Frauennetzwerk Agenda 21 organisiert und drehte sich um die großen Themen „Lebensqualität und Konsum“. Wir berichteten von unseren Challenge-Erfahrungen und erzählten von Tipps und Tricks zur Umsetzung nachhaltiger Lebensstile.

Dies geschah, während Anna FindingSustainia bei der WWF Night in Berlin präsentierte. Uns zu Ehren hatte das Frauennetzwerk einen schönen Raum im Kultur- und Stadthistorischem Museum in Duisburg reserviert. „Ihr sollt euch wohlfühlen“, betonte Doris Freer, als engagierte Sprecherin des Frauennetzwerkes.

Dialogveranstaltung Finding Sustainia (2)

Als wir eintrafen warteten bereits viele interessierte Frauen (und ein paar Männer) verschiedenen Alters und unterschiedlicher Herkunft auf uns. Eine wunderbare Mischung, wie sich im Laufe des Abends herausstellte. Das Frauennetzwerk beschäftigt sich bereits seit Jahren mit ökologischen Themen, betonte Frau Freer in ihrer Willkommensrede.

Der Austausch war rege, wir berichteten von unserem Blog, dem Team, „kein Zeug“, „kein Plastik“ („Aber das geht doch nicht!“ – „Doch das geht ganz gut, wenn man umdenkt“…) , Veganismus, hörten von Problemen mit der städtischen Abfallwirtschaft (es gibt keine braune Tonne in Duisburg, zumindest nicht für jeden) und einem Repaircafé, das zu selten geöffnet hat. Besonders betonten wir, dass es bei unseren Challenges nicht um ein „ganz oder gar nicht“ ging, sondern darum, mehr und mehr nachhaltige Entscheidungen aus verschiedenen Sektoren für sich zu entdecken und einige davon im eigenen Leben zu implementieren. Uns wurde wieder klar, wie sehr auch interessierte Menschen erst einmal vor radikal klingenden Lebensweisen wie plastikfrei oder Veganismus zurück schrecken. Wenn man ihnen jedoch konkrete Punkte nennt, reagieren sie oftmals sehr offen und begeistert. Wie man z.B. mit Stoffbeuteln bewaffnet, lose auf dem Markt einkauft oder aber auf Dianas Schokoladenkuchen-Rezept, das wir hier als Hommage im p.s. abdrucken werden.

Was wir an diesem Abend konkreter besprachen – unsere 10 Lehren:

1. Wir glauben daran, dass durch das Fokussieren einer Lebensweise für einen gewissen Zeitraum (in unseren Challenges ist das meistens ein Monat), bestimmte Dinge bei einem haften bleiben und man sie im Anschluss als viel weniger schwierig empfindet. Ja, sogar als gewinnbringend.

2. Du musst nicht alles umsetzen. Der erste Schritt besteht darin informiert zu sein. Es ist nicht notwendig, dass jeder gleichzeitig vegan, plastikfrei, regional, rein biologisch, nach den Kein Zeug- Prinzipien und nur mit DIY lebt. Aber über vieles Bescheid zu wissen und sich immer wieder weiterzubilden, hilft einem, informierte Entscheidungen zu treffen und Alternativen eine Chance zu geben. Wissen ist wirklich Macht.

3. Live without a domain restriction: Durch ein Mix&Match von Aspekten verschiedener Lebensweisen kommt eine viel bessere Bilanz zustande, als nur einen einzigen Bereich für sich zu erschließen.  Sei kreativ und fang mit Aspekten an, die dir nicht so schwerfallen. Zum Beispiel: Viele tierische Produkte wie Eier und Milch, die man zum Kochen und Backen verwendet, kann man sehr gut ersetzen – auch wenn man sonst nicht so gerne auf sein Sonntagsei oder ein Steak verzichten will.

4. Nachhaltige Entscheidungen sind gut für dich – nicht nur für die Umwelt. Wer Plastikverpackung spart, hat weniger Bisphenol A und andere ungute Substanzen in seinem Essen (und dem seiner Kinder). Wer seinen Konsum von tierischen Produkten drastisch reduziert, auf ihn verzichtet und vor allem auf hochwertige Produktion achtet, nimmt keine Antibiotika und ungesunde, wie auch krebserregendene Hormone auf, die durch das Fleisch und die Milch aus konventioneller Haltung in unser System dringen. Klar ist: wer sich nachhaltig entscheidet und im Zuge dessen besser und weniger konsumiert, profitiert in vielerlei Hinsicht. Man lebt gesünder, spart Geld, hat eine bessere Figur und Haut und gewinnt an Bewusstsein und Wohlbefinden. So empfinden wir Sustainians es mittlerweile jeden Tag.

5. Sei niemals dogmatisch oder mach Anderen ein schlechtes Gewissen! Am besten man lebt vor und beginnt bei sich selbst.

Dialogveranstaltung Finding Sustainia (3)

6. Früher war vieles besser! Orientiert euch für eine gesunde und umwelt- und geldbeutelschonende Lebensweise an alten Zeiten. Damals sprach man nicht von Nachhaltigkeit, aber stopfte ganz natürlich seine Socken, machte viel selber, konsumierte wenig Fleisch.

7. Taste your waste! Wie auch Dr. Yousef an dem Abend betonte: vieles, was man wegschmeisst, kann man sehr gut verwenden wie wir auch schon bei unserer Koch-Kooperation mit dem Sophie-Scholl-Berufskolleg gezeigt haben.  Aus Karottengrün entsteht z.B. wunderbares, fast kostenloses Pesto. Allgemein ist es wichtig, darauf zu achten, dass man wenig wegwirft. Ein besseres Kühlschrank-Management ist Gold wert. Wir Deutschen werfen mehr als 20% unserer Lebensmittel weg, also landen 82kg Lebensmittel in der Tonne. Lose, kleinere Mengen einkaufen hilft dabei ungemein und man spart Geld, auch wenn die Kg-Preise (aber oftmals auch die Vitamin-Anteile) höher sind als beim Discounter. Auch Kleidung sollte man nicht achtlos wegschmeißen. Man kann sie umschneidern lassen oder verschönern (lassen).

8. Lebst du schon deine #NahZeit? Warum in die Ferne schweifen…? Wir finden es wichtig, dass man Entspannung nicht immer nur in der Ferne sucht, sondern sich zu Hause und in seiner Umgebung Nah-Erholungsmomente, also #NahZeit, gönnt und sich einen passenden Rahmen gestaltet, um sich wohlzufühlen. Ein Spaziergang allein, mit Freunden oder der Familie am See oder im Grünen kostet nichts, aber entspannt. Oder wie findet ihr eine Reise in der Region, ohne Jetlag, Klimaanpassung, lange Flugreise, aber dafür mit Direkt-Entspannung?

9. Indem man weniger und besser konsumiert, hat man auch mehr Geld bzw. man braucht weniger Geld. Frag dich, ob du nicht einfach weniger arbeiten willst?  Oder du schenkst dir anstelle des neusten Smartphones ein paar schöne Restaurant-Besuche oder statt eines Autos eine Putzhilfe.

10. Genieße deinen Konsum #bewusstmit und #bewusstohne. Ob du eine Fernreise machst oder deinem Kind ein plastikverpacktes Quetschie kaufst – genieße es als etwas Besonderes.

An dem Abend wurde diskutiert, von Erfahrungen berichtet, gelacht und zum Schluss verließen wir alle inspiriert und zufrieden das Museum. Wir haben den Austausch mit verschiedenen Frauen, wie Frau Freer sehr genossen. Santa hatte eine spannende Unterhaltung mit Adalet von der Fraueninitiative Empathie, die als Muslima aufgrund ihres Glaubens, nachhaltige Entscheidungen als wichtig empfindet. Diana sprach angeregt mit Susanne Feind, die in ihrer Photographie-Reihe „Huhn“ auf interessante Weise die Persönlichkeit einzelner Hühner portraitiert. Also viel food for thought. Und damit ein großer Dank an alle Beteiligten!

Die Veranstaltung hat uns  sehr gefallen und wir hatten den Eindruck, dass auch unser Publikum sehr interessiert war. Mindestens soviel wie wir selbst mitgenommen haben, ist hoffentlich auch bei unseren Zuhörerinnen und -hörern angekommen. Wir freuen uns auf die nächste Gelegenheit eines so intensiven Austauschs! Denn eins haben wir festgestellt: Wir schreiben zwar gerne, aber wir lieben es auch, tatsächlich hinaus in die Welt zu gehen mit unseren Erfahrungen. Gerne mehr!

Santa und Diana

p.s. Bevor wir es vergessen. Hier ist das versprochene Dianasche (naja…eigentlich nach Marie Laforêt) vegane Birnen-Tarte Rezept:

Ofen auf 180° C vorheizen (Gas Temperatur 6)
Teig: 150g Weizenmehl, 50g hellen Rohrzucker, 30g gemahlene Mandeln, gesiebt, 1/4 TL Backpulver,1 Prise Salz, 1 Messerspitze gemahlene Vanille,3 EL Traubenkernöl,5 EL Sojamilch
Alles in dieser Reihenfolge vermengen und verkneten. Dann Teig ausrollen und in eine Tarteform (Quiche) legen.
Belag: 200 g dunkle (vegane) Schokolade,200 ml pflanzliche Sahne, 35g gemahlene Mandeln,65g Rohrzucker,2 EL Maisstärke,75 ml pflanzliche Milch, 3 Birnen, eine Handvoll gehobelte Mandeln
Tarteform mit Teig auslegen und ca. 10 Minuten blindbacken.
Im Wasserbad Schokolade schmelzen lassen, mit Sahne, Mandelmehl, Zucker, Stärke und Planzenmilch vermengen. Die Mischung auf den Teig gießen. Die Birnen schälen, in dünnen Lamellen auf dem Boden fächerartig verteilen und mit den gehobelten Mandeln bestreuen.
Das Ganze ca. 30-40 Minuten in den Ofen.

Bon appétit!

 

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Weitere Infos und jede Menge Interaktion findet Ihr auch auf der Facebookseite “Finding Sustainia“, über Twitter unter @Finding_S und über den Blog der Deutschen Gesellschaft des Club of Rome.

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