Sind Leih-Weihnachtsbäume nachhaltig? Interview mit Jan und Sebastian von „Happy Tree“


Ein Mann, ein Baum! Nein. Zwei Männer, viele, viele Bäume… und die nicht nur für eine Nacht. Solche Männer haben wir besonders gern. Jan und Sebastian sind bindungsfähig. Sie sind Weihnachtsbaumverkäufer der besonderen Art. Sie pflegen ihre Zöglinge, bis sie bei Euch im Wohnzimmer den Heiligen Abend verbringen, und holen sie im neuen Jahr wieder ab. Im Anschluss pflegen sie Eure neuen Familienmitglieder, um sie auf das nächste große Fest vorzubereiten. Die Bäume haben sogar Namen: Waldemar und Tanneliese, zum Beispiel. Klingt romantischer und besser als tote Weihnachtstannen am Straßenrand?

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Dachten wir uns auch! Außerdem sind Jan und Sebastian aus Düsseldorf und es ist mir eh ein Rätsel, dass wir uns noch nicht im Grafenberger Wald über den Weg gelaufen sind. Jetzt aber: Endlich habe ich sie kennenlernen dürfen! Und damit Ihr auch etwas davon habt, hier unser Vorweihnachts-Gespräch zusammengefasst:

Anna: Glückwunsch erst einmal! Eure Geschäftsidee ist ein gutes Zeichen dafür, dass Konsum gestaltbar ist. Und so sehen es auch die Medien. Das Greenpeacemagazin, Enorm, Utopia und auch die Süddeutsche sind bereits auf Euch aufmerksam geworden. Es ist allerdings so, dass sich zu jeder Menge Lob für Eure Arbeit auch Kritik gesellt. Die NGO Robin Wood glaubt zum Beispiel nicht daran, dass Eure Bäume die aufgeheizten Weihnachtsnächte wirklich überleben. Ihr sagt, dass es ¾ der Bäume schaffen. Was tut ihr alles, um diesen hohen Wert zu erreichen?

Sebastian: Wir halten den Mietzeitraum relativ kurz und geben eine Pflegeanleitung an unsere Kunden. Da die Bäume bereits in den Töpfen gepflanzt wurden, haben sie ein anderes Wurzelwerk ausgebildet, das generell bereits die Chance erhöht, dass sie überleben. Kritik nehmen wir übrigens ernst, wir würden uns aber freuen, wenn die Kritiker direkt auf uns zukämen und wir gemeinsam mit ihnen das Konzept weiterentwickeln können, so dass noch mehr Bäume es schaffen.

Anna: Ja, so sehe ich das auch. Ein echter Robin Wood sollte sofort zur Tat schreiten und seine Hilfe anbieten. Aber Eure Quote finde ich auch jetzt schon sehr beachtlich. Wenn also alles gut geht und der Baum überlebt, ist es dann möglich, denselben Baum im neuen Jahr wieder zu sich einzuladen?

Jan: Das möchten wir zukünftig anbieten, allerdings haben wir im letzten Jahr gemerkt, dass die Bäume zwei Jahre brauchen, um sich zu erholen. Wir arbeiten aber weiter an dieser Möglichkeit.

Anna: Ein Jahr Waldemar, ein Jahr Taneliese, das wäre ja auch eine Option. Aber was genau hat Euch motiviert, Happy Trees zu gründen und dem Weihnachtsbaumsterben den Kampf anzusagen?

Sebastian: Die Idee kam uns vor einigen Jahren relativ spontan, als wir nach Weihnachten die ganzen toten Bäume auf der Straße haben liegen sehen.

Anna: Oh ja, diese Bilder kenne ich auch. Ich wohne an einer Straße mit sehr vielen Mehrfamilienhäusern in Düsseldorf-Pempelfort. Im Januar liegen vor jedem Eingang Berge von Bäumen.

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Anna: Die Zapfen zur Züchtung neuer Bäume kommen sehr oft aus Georgien. Dieses Jahr war ich zweimal dort, um Trainings für junge Blogger im Südkaukasus zu geben. Die Region liegt mir sehr am Herzen und ich weiß, dass die Arbeitsbedingungen der meisten „Zapfenpflücker“ schlecht sind und die Pestizidbelastungen sehr hoch sein können. Woher stammen Eure Zapfen und wie stellt Ihr sicher, dass nicht schon im Geburtsstadium von Tanneliese etwas schief läuft?

Sebastian: Wir beziehen unsere Bäume von Marianne und Lars Bols, die den Fair Trees Fund gegründet haben, genau aus den von Dir genannten Gründen. Marianne ist zudem die georgische Konsulin in Dänemark. Sie engagiert sich seit vielen Jahren stark in Georgien und hat dort Projekte für Schulen, Gesundheitsfürsorge und bessere Arbeitsbedingungen für die Zapfenpflücker ermöglicht.

Anna: In Deutschland ist Euer Konzept, soweit ich weiß, einzigartig. Habt Ihr Mitstreiter im Ausland, mit denen Ihr Euch austauschen könnt? Und gibt es Unterschiede zwischen „den deutschen Kunden“ und anderen?

Jan: Es gibt ähnliche Konzepte bspw. in der Schweiz, in Österreich und in Frankreich. Dieses Jahr haben wir die ersten Kontakte hergestellt und werden uns weiterhin mit den Mitstreitern austauschen, um voneinander zu lernen. Es gibt definitiv Unterschiede, gerade in Bezug auf die bevorzugte Baumart.

Anna: Seid Ihr mit der Resonanz auf Euer Angebot zufrieden?

Sebastian: Wir sind sehr zufrieden, haben unglaublich viel positives und vor allem sehr viel konstruktives Feedback bekommen. Und auch mit den Bestellungen sind wir zufrieden. Wir wollen langsam wachsen, genau wie unsere Happy Trees, und jedes Jahr ein bisschen besser werden.

Anna: Muss ich irgendetwas beachten, wenn ich dieses Jahr Waldemar zum ersten Mal in den Kreis der Familie aufnehme?

Sebastian: Nett zu ihm sein, ihn regelmäßig, aber nicht übermäßig gießen. Auch über ein paar Spritzer Wasser auf die Nadeln freut er sich.

Anna: Und was sind Eure Weihnachtswünsche?

Jan: Ich bin gerade Vater geworden, mein größter Wunsch ist also schon in Erfüllung gegangen.

Anna: Woooooow! Das ist ja großartig und eindeutig das allerschönste Geschenk! Herzlichen Glückwunsch! Na dann… wenn es nach dem Weihnachtsgeschäft etwas ruhiger für Dich wird, empfehle ich Dir unsere unzähligen Artikel zum Thema Green Parenting. Ich schätze mal, Du gehörst zu unserer Zielgruppe.

Happy Tree Interview Finding Sustainia

 

Vielen, vielen Dank Euch!!! Wirklich toll, dass Ihr gerade in diesen Tagen noch Zeit für mich locker machen konntet.

Unsere Leserin, Andrea, ist bereits Kundin von Euch. Vielleicht erzählt sie uns ein wenig davon, wie es so ist mit Waldemar oder Tanneliese….

Und frohe, frohe Weihnachten Euch und Euren Familien!

 

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5 Antworten zu “Sind Leih-Weihnachtsbäume nachhaltig? Interview mit Jan und Sebastian von „Happy Tree“”

  1. Hallo Anna,
    wir waren sehr zufrieden mit unserem Happy-Tree ‚Baumgard‘.
    Anlieferung und Abholung haben prima geklappt und es ist ein schöner Baum geliefert worden. ‚Baumgard‘ hat super durchgehalten und war nachher in einem guten Zustand. Ich kann mir gut vorstellen, dass er ‚überlebt‘. So einen lebenden Baum betrachtet man ganz anders als einen, der nach wenigen Tagen entsorgt wird. Wir haben ihn also fleissig gegossen und seine Spitzen mit Wasser besprüht. Insgesamt waren wir super zufrieden und werden auch im nächsten Jahr einen bestellen.
    Tolles Geschäftsmodell, dass sich hoffentlich weiter verbreiten wird.
    LG, Andrea

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