Mikro- und Nanoplastik – Claudia will’s wissen


Das Thema Nachhaltigkeit wird beim heutigen Beitrag zum Phänomen „Mikro- und Nanoplastik“ nicht nur gesundheitlich, sondern auch umweltbezogen deutlich. Wie es um die gesundheitlichen Aspekte vieler Plastikarten steht, habe ich bereits vor ein paar Wochen beschrieben.

Was aber ist Mikro- und Nanoplastik?

Mikroplastik in der TütePlastikteilchen werden ab einer bestimmten Größe als Mikroplastik bezeichnet. Die Definition ist abweichend. Bei einer Größe von 5 Millimetern geht bund.net davon aus, Wikipedia allerdings erst ab dem Mikrometer Bereich. Mikroplastik findet man schon in Alltagsgegenständen wie in Zahnpasta. Diese Teilchen sollen einen Reibungseffekt beim Zähneputzen bewirken.

Nanoplastik ist dann die Größe im Nanometerbereich zu der man definitiv mehr als eine Lupe benötigt. Hier die Umrechnung zur Vorstellungserleichterung.

Und was hat das mit alterndem Plastik zu tun?

Durch das Altern und den Gebrauch wird Plastik beschädigt. Die Weichmacher verflüchtigten sich über die Zeit hinweg in die Biosphäre und wir atmen sie ein oder nehmen sie zusammen mit anhaftender Nahrung zu uns. Durch den Plastikzerfall verliert zwar der Weichmacher seine Gefahr, aber wer nutzt schon zerbröselndes Plastik weiter? BPA kann unabhängig von der Spröde des Plastiks vorhanden sein. Wie das z.B. bei Polyvinylchlorid (PVC) und Polycarbonat (PC) der Fall wäre. Die gefährlichen Bestandteile leben in jedem einzelnen Plastikteil weiter. Es zerbröselt zu Mikroplastik und irgendwann sicher auch zu Nanoplastik.

Wie kommt das Mikroplastik in unsere Nahrungsmittel?

Ein Kunststoffschneidebrett zeigt deutlich Kerben. Diese fehlenden Plastikteilchen sind mit dem Nahrungsmittel mitgekocht oder mit kalter Nahrung in unseren Körper gelangt. Oder nutzt irgendwer beim Schnippeln eine Lupe?

2 Scheidebrett Mikroplastik

Bei mir sollte nicht nur das Plastiknudelsieb aus dem letzten Beitrag, sondern auch dieses Plastikschneidebrett längst entsorgt sein, denn Holzbrettchen sind ja vorhanden. Allein der Gedanke an den Aufwand, der dadurch entsteht, dass ich meine Holzbrettchen immer mit der Hand spüle, hat dieses unansehnliche Plastikteil überleben lassen. Glas wäre eine Alternative, doch gebe ich zu, dass das Gefühl beim Schneiden auf Glas, bei mir Gänsehaut hervorruft. Das Gerücht, dass Holz unhygienisch wäre, wird hier entkräftet. Der Link enthält darüber hinaus nützliche Tipps. Bei der Reinigung von Holzbrettern, Holzkochlöffeln und Holzschabern per Hand im Spülbecken gab es bei uns noch nie Schwierigkeiten. Bei schlimmen Verkrustungen hilft es Holz in Spülmittel einige Minuten einzuweichen. Wir benutzen nicht eingeölte Holzgegenstände und sie dürfen bei uns an der Luft trocknen.

Aber nicht nur durch Plastikschneidebretter nehmen wir Mikroplastik zu uns, mittlerweile auch durch unsere Nahrung. In Bier, Wasser, Honig und Milch sind diese nachgewiesen worden. Doch wie kam Mikroplastik da hinein? Das Video geht der Sache auf den Grund „Mikroplastik in Mineralwasser und Bier“ aus der Sendung Markt vom NDR, 2014. Auch in Kosmetika wie Duschgel und Zahnpasta ist Mikroplastik enthalten wie man in der NDR Sendung Markt 2013 „Plastik in Elmex“ sieht. Als Quelle für Mikroplastik wurden auch Textilien wie Fleece genannt. Der Beitrag des BR „Mikroplastik: Plastik in unserer Nahrung?“ behandelt dies noch genauer.

Laut Wikipedia findet man im Abwasser der Waschmaschine bis zu 1.900 kleinste Kunststoffteilchen nach jedem Waschgang.

Zusammenfassend kann man sagen, dass die Fusseln der synthetischen Bekleidung nicht im Sieb der Waschmaschine gefiltert werden. Mit den Mikroplastikkügelchen aus Kosmetika und den im Spülwasser gelösten Plastikschadstoffen verschwinden sie in unseren Abwasserrohren und sammeln sich in den Kläranlagen. Die Anlagen können diese Mikroplastikpartikel noch nicht filtern und so gelangen sie ins aufbereitete Trink- und Nutzwasser. Und durch weitere Verwendung des Klärschlamms auf Feldern und Wiesen. Nach der Trocknung verteilt sie der Wind weiter. Auch der normale Abrieb unsere „Kunststoffkleidung“ oder Kunststoffgegenständen wie Schuhe, Taschen etc. findet sich im Hausstaub oder beim Trocknen an der Leine und verbreitet sich wie oben erwähnt.

Schwant Euch etwas? A never ending storry.

Die Gefährlichkeit von Chemikalien hat normalerweise etwas mit der Dosierung zu tun. Im Fall des Östrogen-imitierenden Plastiks (= BPA-haltige Arten) reicht allerdings schon eine ganz kleine Menge aus. Auch hat sich im letzten Beitrag gezeigt, dass man in einer Woche den BPA Wert NICHT senken konnte, indem man plastikverpackte Nahrungsmittel vermeidet.

Um es deutlicher zu machen: BPA ist in Mikroplastik weiterhin enthalten und unsere Recyclingsysteme für Plastik und Papier (Bedruckung durch Farben oder das Thermopapier) ermöglichen BPA immer wieder in anderen Produkten aufzutauchen. Auch wird es dank Reinigungsprozeduren (wie Abspülen) im Wasserkreislauf überleben.

Wie sieht das nun in unseren Meeren aus?

Von dem großen Müllstrudel im Nordpazifik (Great Pacific Garbage Patch) hat, glaube ich, jeder schon etwas gehört bzw. auch von den an Plastik verendeten Meeresvögeln. Doch es gibt nicht nur diesen einen gigantischen Müllstrudel, der mittlerweile einer Größe von Mitteleuropa gleicht.

5 Müllstrudel existieren laut diesem ZDF Video von 2013 „Plastik: Der Fluch der Meere“. Nur zwei dieser Strudel sind bislang erforscht.

Bei Wikipedia war zu lesen: „…Für den Great Pacific Ocean Garbage Patch werden eine Million Teilchen Kunststoff pro Quadratkilometer angenommen. Anfang 2008 wurde berichtet, dass etwa 100 Millionen Tonnen Kunststoffmüll (mit steigender Tendenz) in dem Müllstrudel zirkulieren. …“

Der Chemiker Katsuhiko Saido stellte fest, dass Plastikwerte, unter anderem BPA, an Stränden nachweisbar sind. Dabei fand er heraus, dass schon bei einer Temperatur von nur 30° C BPA aus Plastik gelöst wird und sich im Salzwasser verteilt. Auch wenn BPA demnächst verboten ist, im Meer schwimmt es aufgelöst oder als Mirko- oder Nanoplastik weiter.

Aber das ist noch längst nicht alles. Plastik ist ein Magnet für Giftstoffe, es zieht sie an und speichert sie. Durch Nahrungsaufnahme werden diese Gifte dann konzentriert wieder abgeben. Man nennt das Bioakkumulation der Gifte.

Längst verbotene Gifte (wie z.B. PCB, das weltweit 2001 verboten wurde) oder DDT und Polychlorierte Biphenyle entdeckte man an Mikroplastikpellets, die am Strand oder im Meer gesammelt und untersucht wurden.

Am Ende der Welt sammelt sich das Mikroplastik mit seinen Giften an entlegenen Orten. Unbemerkt und unbeobachtet. Die Auswirkungen auf das dortige Ökosystem sind noch unbekannt.

Und wie Marcus Eriksen (Meeresforscher und Aktivist) zum Schluss des Videos sagte „…Niemand übernimmt die Verantwortung …“ „…Du musst glauben, dass das, was du tust einen Unterscheid macht. Jedes bisschen zählt. Jede Strandsäuberung bewirkt etwas. Ich habe aufgehört Plastiktüten zu verwenden und nehme Stofftaschen. Es macht einen Unterschied. So können wir die Welt verändern. Es ist schwer zu messen, aber unsere Kultur kann sich ändern. Ich hoffe durch mein Handeln noch während meines Lebens etwas bewirken zu können. Das ist die Hoffnung.“

Das Gefühl, nur ein kleiner Tropfen auf einem heißen Stein zu sein, empfand ich im letzten Urlaub auch. Ich sammelte an jedem Strandtag 30-45 min Plastik auf 2 km Länge ein. Wir waren immer am selben Abschnitt eines über 11 km langen naturbelassenen Sandstrands in Südfrankreich.

Strand Frankreich 2014
Auf den ersten Blick wunderschön: Sauber, fast leer und mit vielen großen Muscheln.

Plastikbecher Mikroplastik box

Plastikflasche Plastikflasche

Viele Leute sammelten Muscheln, ich sammelte Plastik. Jeden Tag entstand aus Teilen des gesammelten Plastikmülls ein Bild

Hai Krake

Plastik Seestern Einkaufstüte mikro

Und jeden Tag brachte ich einen 20 bis 30 Liter Sack voll mit Plastikmüll zum Mülleimer. Neben uns gab es Leute, die Ihren Müll an Ort und Stelle vergaßen. Mein Aufklauben hat ihnen nicht einmal dazu verholfen, ihren eigenen Plastikmüll mitzunehmen. Trotzdem werde ich es wiederholen, denn es hat auch Spaß gemacht. Irgendwie war es eine Schatzsuche. Ich wusste nie, was ich so aus dem Sand ziehe und wie sich das Plastik verhält. Manches zeigte Form- und Farbveränderungen. Anderes zerbröselte bei der ersten Berührung zu Mikroplastik. Plastik so zerbrechlich wie ein verkohltes Papier. Ein unglaubliches Gefühl, das nicht mit unseren Erfahrungen von Plastik übereinstimmt. Bizarr und unbegreiflich.

Im nächsten Beitrag dreht sich alles um Bioplastik. Ist Bioplastik nun die Lösung?

Bis dahin, viel Freude mit der einen oder anderen neuen Erkenntnis aus diesem Beitrag und der starken Hoffnung, dass das eigene Handeln einen Unterschied macht.

Grüße

Claudia

 

Quellen: Informationen stammen aus Wikipedia, den bereits verlinkten Artikeln und den in Summe genannten 11 Videos.

 

tt30-logoWeitere Infos und jede Menge Interaktion findet Ihr auch auf der Facebookseite „Die Nachhaltigkeitschallenge 2014„, über Twitter unter @Finding_S und über den Blog der Deutschen Gesellschaft des Club of Rome. Und ja, einen Hashtag gibt’s auch:#FS_NC14

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24 Antworten zu “Mikro- und Nanoplastik – Claudia will’s wissen”

  1. Ich habe meine Plastikschneidebretter bereits vor über einem Jahr entsorgt und bin sehr glücklich darüber.

    Als Ersatz verwenden wir mehrere verschiedene Holzschneidebretter, je nachdem, was geschnitten wird. Für Fleisch und stark färbendes verwende ich entweder ein Glasschneidebrett oder einfach einen Teller (z.B. rote Rüben)

    lg
    Maria

    • Hallo Maria, benutzt wird dieses einzige Plastikbrett bei mir auch schon seit 11 Monaten nicht mehr. Ich hatte und habe ja genug Holzbrettchen zur Hand. Stimmt ein Teller geht auch, Ich bekomme auch da ne Gänsehaut beim Schneiden, aber was sein muss, muss halt sein . 🙂

    • Hallo Anna, meine liegen noch hier, aber ganz weit unten. Vielleicht brauch ich sie noch für ein Foto beim Thema Duales System oder Recycling. und danach geht ein großer Schwung Plastikutensilien zum Wertstoffhof. Aber ganz geheuer ist mir die Nutzung dieses einen Brettes über die wenigen Jahre echt nicht mehr. Man sieht ja deutlich die Schnittrillen. Wir haben Plastik sicher mitgegessen.

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