Nachhaltiger Schmuck – Interview mit Irene von Hummel&Wolf


Wer sich mit dem Thema Nachhaltigkeit und fairem Handel auseinandersetzt, beschäftigt sich wahrscheinlich erst einmal nicht mit der Herstellung und dem Vertrieb von Schmuck. Warum es wichtig ist, auch bei Schmuckstücken auf Herkunft und Produktionsbedingungen zu achten, erfahren wir heute von Irene von Hummel&Wolf.

HUMMEL&WOLF

Liebe Irene, wie kamt ihr darauf, einen fairen Schmuckshop zu eröffnen?

Wir – das sind Daniela und Irene – haben uns vor Jahren bei der Arbeit kennengelernt und angefreundet. Nach einigen beruflichen Auf und Abs war uns beiden klar: Wir wollen uns beruflich noch einmal komplett verändern! Wir wollten gerne etwas im Bereich Nachhaltigkeit  machen – aber auch davon leben können. Da wir ausgefallenen Schmuck und Accessoires lieben, kauften wir früher immer auf jeder Fernreise etwas ein oder baten Freunde, uns etwas Besonderes mitzubringen. Dadurch entstand eine Kollektion an wunderbaren Schmuckstücken und Taschen, auf die wir immer wieder angesprochen wurden. Doch bisher konnten wir leider nicht weiterhelfen. Die meisten Schmuckstücke konnte man bislang nicht in Deutschland kaufen, denn den wunderbaren Kunsthandwerkern fehlt oft die Anbindung an den internationalen Markt. Und so nahm die Idee langsam Form an, einen Onlineshop aufzubauen, der fair produzierte Accessoires und Schmuck anbietet.

as_oringe_rund_tuerkisWarum sollte man auch bei Schmuck auf Fair(ness) achten?

Wenn man sich für nachhaltigen und bewussten Konsum interessiert, erstreckt sich das natürlicherweise auf alle Bereiche des Lebens und hört bei Schmuck nicht auf. Hinter den Schmuckstücken und den Accessoires stehen Kunsthandwerker, die mit viel Liebe und Können wunderschöne Dinge in Handarbeit herstellen – und dafür sollen sie natürlich auch fair bezahlt werden und unter faire Arbeitsbedingungen arbeiten können. Dafür bekommen unsere Kunden/innen handgearbeitete Einzelstücke!

Was ist die Geschichte hinter den Ohrringen?

Hinter den beiden Modellen stecken zwei unserer Lieblingsproduzenten: Calypso aus Chile und Quazi Design aus Swasiland.
Beide arbeiten mit völlig unterschiedlichen Materialien, aber beide eint, dass sie aus einfachen Ausgangsstoffen wunderschönen Schmuck upcyceln. Und beide haben beeindruckende Geschichten…

Calypso aus Chile

Marcela Cofré, die Gründerin und der kreative Kopf von Calypso, suchte – nachdem ihre Schuhfabrik wegen Billigimporten aus China nicht mehr konkurrenzfähig war,  einen neuen Weg, ihre Familie zu ernähren und ihren vier Kindern eine Ausbildung zu ermöglichen. Sie schaffte sich einen Brennofen an und begann mit geschmolzenem Glas zu experimentieren und daraus entstanden immer schönerer gläserner Schmuck und Accessoires. Das Familienunternehmen hatte einiges zu verkraften: Einbrüche in die Werkstatt, ein schweres Erdbeben 2010 und ein darauf folgender Geschäftszusammenbruch. Aber zum Glück haben sie sich davon erholt und arbeiten heute mit sieben festangestellten Handwerkern, die alle als ungelernte Arbeiter angefangen und eine handwerkliche Ausbildung erhalten haben. „Fair Trade ist keine Wissenschaft, es ist eine Form zu leben. Wir stehen für fairen Handel, da wir auf diese Art und Weise aus der Rückständigkeit herauskommen“, lautet der Grundsatz von Calypso. Das Unternehmen arbeitet nur mit recyceltem oder recycelbarem Material, hauptsächlich mit recyceltem Glas. Wir haben die Gründerin bereits mehrmals getroffen und sie ist eine tolle Frau, die sich wahnsinnig für den fairen Handel engagiert. Sie ist eine totale Netzwerkerin, der sehr daran liegt, anderen Fair Trade Firmen den Zugang zum europäischen Markt zu ermöglichen.

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Quazi Design aus Swasiland

Dass Altpapier und innovatives Design durchaus gut zusammengehen, beweisen die originellen Schmuckstücke von Quazi Design, die allesamt aus Zeitschriften gefertigt sind.  Zwei einheimische Magazinvertreiber und ein Designer aus Großbritannien kamen 2009 auf die Idee, etwas für die Frauen in Swasiland zu tun: Mit dem Recyceln unverkaufter Magazine. Jedoch sollte aus dem Altpapier kein neues Papier entstehen, sondern Schmuck. Hochwertiger, von Hand gefertigter Schmuck mit unverwechselbarem Design. Alleinerziehende Frauen aus Swasiland ernähren mit diesem Upcycling-Kunsthandwerk ihre Familien. Das Fairtrade-Unternehmen will ökologische, soziale und nachhaltige Standards in Swasiland setzen. Alle Frauen sind fest angestellt, erhalten bezahlten Urlaub und Mutterschutz und sind kranken- und rentenversichert. Wir sind immer wieder überrascht und begeistert von diesen Schmuckstücken, da sie das Ausgangsmaterial so verfremden, dass es überhaupt nicht mehr wie Papier aussieht.

Vielen Dank für diesen Einblick in eure Arbeit und die vielfältigen Einflüsse auf die Herkunftsländer. Es ist unglaublich beeindruckend, welche Schmuckstücke die Künstlerinnen und Künstler aus Glas- und Papierabfällen zu zaubern verstehen.

Wollt ihr euch gerne mit den fairen Ohrringen von Hummel&Wolf nachhaltig verschönern? Dann geht doch gleich mal mitbieten.

 

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Weitere Infos und jede Menge Interaktion findet ihr auf unserer Facebookseite “Finding Sustainia“ und bei Twitter unter@Finding_S.Wir freuen uns auch, wenn ihr euch in der rechten Spalte unseres Blogs für unseren Newsletter anmeldet. So bleiben wir gut verbunden.

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Eine Antwort zu “Nachhaltiger Schmuck – Interview mit Irene von Hummel&Wolf”

  1. Hallo ihr Sustainians, ich finde es super, dass ihr Sustainians Werbung macht ohen Hintergedanken, sondern um nachhaltigen Firmen eine Plattform zu geben. Das Interview und die Geschichten finde ich richtig toll. P.s. Wie finanziert ihr euch als Idealisten, Anna und Santa? Hut ab!

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