Slowfood & Gärtnern mit Kindern: Spaß und Ernährungsbildung für die ganze Familie 


Nachdem wir vor kurzem etwas zu Slowfood im Familienalltag gelernt haben, bereichert heute Dr. Ursula Hudson, Vorsitzende von Slowfood Deutschland unsere Green Parenting Challenge um folgenden Beitrag zum Thema Gärtnern mit Kindern.

Der Garten und die Küche sind das Herz der Slow-Food-Philosophie! Im Garten sind wir ganz nah dran an den Grundlagen unseres Lebens. Hier können wir begreifen, wo unser Essen herkommt. Hier können wir erfahren, wie viel Zeit und Sorgfalt nötig sind, bis man etwas zum Essen aus dem Garten in der Küche weiterverarbeiten kann.

Germering_14.11_Lotte Heerschop (155)Foto: Lotte Heerschop

Für junge Menschen sind Garten und Küche zudem Orte, an denen sie von anderen und nicht zuletzt der älteren Generation lernen können, wie Lebensmittel erzeugt und verarbeitet werden. Hier werden Lebensmitteltraditionen weitergegeben, bewahrt oder wiederbelebt und für den heutigen Lebensalltag nutzbar gemacht. Und all das in bunter Vielfalt, je nach der Kultur der Menschen, die die Gärten pflegen.

Kinder brauchen Gärten! 

In Essgärten kann „ökologische Lebenskunst“ geübt werden. In einem Garten können Kinder und Jugendliche die Zusammenhänge des Lebens erfahren: Säen, pflegen, ernten und Saatgut gewinnen für das kommende Jahr sensibilisieren für die natürlichen Lebensgrundlagen. Die Sorge um die eigenen Gemüsekulturen führt zu einem achtsameren Umgang mit der Ernte. Beim Gärtnern treten Kinder in engeren Kontakt mit der Natur, erfahren auf praktische Weise Ernährungsbildung, lernen Verantwortung zu übernehmen und das alles mit Spaß und Vergnügen für die ganze Familie.

Germering_14.11_Lotte Heerschop (165)Foto: Lotte Heerschop

Mit Kindern  gärtnern! 

Mit Kindern gemeinsam zu gärtnern bedeutet, bereit zu sein, sie am „Gartenleben“ teilhaben zu lassen und ihnen eigene Erfahrungen und Erlebnisse im Garten zu ermöglichen. Zügeln Sie nach Möglichkeit ihren „erwachsenen Perfektionsdrang“. Ja, es geht auch in einem Essgarten für Kinder um die Ernte von Gemüse, Obst und Kräutern – aber es geht mindestens genauso um den Prozess „Gärtnern“. Zwischen diesen beiden Ansprüchen besteht in mancher Hinsicht ein Widerspruch: zwischen Anleitung und Ausprobierenlassen, zwischen Spiel und ernsthaftem Gärtnern, zwischen kindlicher Neugier und Ernteergebnis. Diese Widersprüche gehören zum Gärtnern mit Kindern dazu. Sich als Erwachsener darauf einzulassen, ist bereichernd. Es befreit von einer rein zielorientierten Perspektive und ermöglicht den Blick auf den Garten als Ort zum Leben und Lernen. Und als Lohn gibt es noch oben drauf von Kinderhand zusammengestellte Kräuterlimonaden oder einen Dessertteller mit Erdbeeren, liebevoll mit Minzblättern garniert.

Trauen Sie den Kindern etwas zu! Viele Gartenarbeiten wollen gelernt sein – zum Beispiel das vorsichtige Gießen von Sämlingen. Aber lernen heißt eben nicht nur zuschauen, sondern selber machen und auch die ersten Male selber falsch machen. Eine bewährte Lösung für Familiengärten sind Kinderbeete. Viele Kinder haben sehr gerne ihr eigenes Beet: Eine kleine Fläche oder auch einen Balkonkasten nur für sich alleine, wo sie selbständig entscheiden, anbauen und pflegen können.

Teller statt Tonne_Projekttag Köln_Lotte Heerschop (170)Foto: Lotte Heerschop

Was  und  wo 

Egal ob im privaten Garten, auf dem Balkon, der Terrasse, der Schule oder im Gemeinschaftsgarten, es gibt viele Möglichkeiten, um einen kleinen Nutzgarten zu realisieren. Auf dem kleinsten Balkon und auf dem Fensterbrett findet sich ein Plätzchen für ein paar Kräuter und vielleicht eine Tomatenpflanze. Lassen Sie sich nicht abschrecken: Auch ohne den berühmten grünen Daumen finden sich sicher passende Möglichkeiten, das Gärtnern auszuprobieren. Gärten – große wie kleine – sind Orte, um Vielfalt zu leben, zu feiern und zu genießen.

Danach sollte man sich aber trotzdem fragen: „Was mögen die Kinder?“ Auf den Beeten und in den Töpfen sollten natürlich die Kräuter und Gemüse wachsen, die die Kinder mögen. Dass die meisten Kinder Beerenobst mögen, ist klar. Sehr beliebt sind meist auch alle Gemüse, die man frisch essen kann. Zu diesem „Naschgemüse“ zählen Cocktailtomaten, Paprika, Gurken, Erbsen, Kohlrabi, Möhren und Zuckermais. Von den Gemüsesorten, die gekocht werden, mögen viele Kinder Kartoffeln, Zucchini und Bohnen meist besonders gern. Im Kräutergarten ernten sie oft mit Vorliebe Schnittlauch, Basilikum, Sauerampfer und Bronzefenchel. Aber diese Aufzählung ist nur als Anregungen zu verstehen. Was Kinder mögen, ist eine Frage ihrer Geschmackserfahrungen in Garten und Küche. Die Frage, „was mögen Kinder?“, kann der Ausgangspunkt von spannenden Entdeckungsreisen in die Welt der Aromen von Obst, Gemüse und Kräutern sein – wenn die Antwort darauf gemeinsam mit den Kindern gesucht wird.

Mit Kindern Samen zu ernten schließt den Kreis: Säen, pflegen, ernten, die Ernte genießen – aber einen Teil der Ernte übrig lassen für die Samengewinnung, den „Samenschatz“ aufbewahren und im folgenden Jahr wieder aussäen. Der Kreislauf des Lebens versinnbildlicht durch ein Samenkorn! Besonders gut geeignet für die Samengewinnung mit Kindern sind Fruchtgemüse wie Tomaten, Paprika, Gurken oder Zucchini sowie Hülsenfrüchte wie Bohnen und Erbsen. Auch Rucola, Radieschen oder Salat bilden im Garten bereitwillig Samen, wenn sie die Zeit dafür bekommen. Und den Platz: Gemüsepflanzen, die für die Küche klein geerntet werden, wachsen bis zur Samenreife zu ansehnlichen Pflanzen heran.

Ausführlichere Informationen zum Thema finden Sie in der Publikation: Essgärten für Kinder. Slow Food für Gemüsezwerge und Naschkatzen. 

 

Mmmmhh, da bekommen wir gleich Lust hinaus zu gehen und loszulegen! Vielen Dank, Frau Hudson, für diese Inspiration. Und wenn Sie von Kräuterlimonade schreiben, dann können wir uns den Hinweis auf Stephanies Rezept für eine tolle Zitronen-Ingwer Limonade nicht verkneifen.

Wem die guten Tipps zum Kräuteranbau von Slow Food noch nicht ausreichen, sei außerdem auf unserer Seite so mancher Artikel unserer Kräuterfreundin Caroline empfohlen. Ob es um Kräuter für die Zeit der Schwangerschaft geht oder um heilsame Kräuter für Entbindung und Stillzeit. Lasst es euch gut gehen! Green Parenting rocks!

Und falls ihr Slow Food noch gar nicht kennt, hier ein kleines Portrait zum Abschluss.

Bis ganz bald!

Eure Sustainians

 

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slowfoodlogoÜber Slow Food

Slow Food ist eine weltweite Bewegung, die sich dafür einsetzt, dass jeder Mensch Zugang zu Nahrung hat, die sein Wohlergehen sowie das der Produzenten und der Umwelt erhält. Der Verein tritt für die biologische Vielfalt ein, fördert eine nachhaltige, umweltfreundliche Lebensmittelproduktion, betreibt Geschmacksbildung und bringt Erzeuger von handwerklich hergestellten Lebensmitteln auf Veranstaltungen und durch Initiativen mit Ko-Produzenten (Verbrauchern) zusammen.

Slow Food Deutschland ist ein eingetragener Verein, der 1992 gegründet wurde, mit Bundesgeschäftsstelle in Berlin. Die Slow-Food-Bewegung zählt in Deutschland Mitte 2015 13 500 Mitglieder in 85 Convivien (lokalen Gruppen). Weltweit umfasst das Slow-Food-Netzwerk Millionen von Menschen, die sich mit Überzeugung und Leidenschaft für gutes, sauberes und faires Essen einsetzen, davon etwa 100 000 Mitglieder in über 150 Ländern. www.slowfood.de

 

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