Meyer&Meyer fragen: Starbucks, wie fair bist du?


Hello Starbucks, how do you do?
Mit euch verbinde ich viele gute Erinnerungen! Als ich mit 15 einen Schüleraustausch in Chicago machte, war ich hin und weg von euren damals so hippen Pappbechern und eurer trendigen Art. Außerdem liegt ihr in der Kausalitätskette meines bestandenen Jurastudiums 2010 in London auch ganz weit oben. Ich schrieb meine Dissertation und eigentlich jede weitere signifikante Arbeit in einer kleinen Starbucks Filiale im Londoner Viertel Bloomsbury, auf der Lambs Conduit Street bei mir um die Ecke. Freunde nannten diese besagte Filiale nur noch mein Office. Und so fühlte es sich auch an. Ich war so oft da, von morgens bis abends, dass ich zu eurer Weihnachtsfeier eingeladen wurde. Ich durfte sogar noch weiter arbeiten, während nach Ladenschluss geräumt und gewerkelt wurde. Ein sehr nettes Team hattet ihr da!

Und so war es nicht nur in London! Egal wo ich auf der Welt unterwegs war freute ich mich, dass ich bei euch einen a) fairen und b) anständigen Espresso bekam, ohne viel nachdenken zu muessen. Als ich mich dann immer mehr mit Nachhaltigkeit und den damit verbundenen Realitäten/Kontexten beschäftigte, begann dann doch die Zeit des Nachdenkens… .

Erst einmal kam mir in London Costa’s Rainforrest Aliance Siegel unter, dann sah ich Pret A Manger’s bio, fair und Rainforest Alliance Siegel. Und völlig verwirrt war ich dann letztlich als auch McDonalds auf einmal bio, fair und Rainforest Alliance zertifizierten Kaffee verkaufte. Die Zertifikate bei eurer Konkurrenz klingen zuerst einmal höherrangig, vor allem die mit Bio-Siegel, oder trügt mich da der liebe Schein? Ich war zum letzten Mal als Teenager bei McDonalds. Jetzt soll der Kaffee dort bessere Standards haben als bei euch, Starbucks- Fairtrade Ikone? Und er schmeckt dort sogar richtig gut, so ungern ich das zugebe.

Diese Siegelflut verwirrt! Bitte entschuldigt, dass ich hier so aus dem Nähkästchen plaudere und eure Zeit so sehr in Anspruch nehme. Ich habe ein wenig naiv angenommen, dass euer Kaffee zu 100% fair sei und lese, dass dies eigentlich nicht der Fall ist und eigentlich nur eine kleine Prozentzahl (ich glaube, ich habe letztens 5% gelesen) wirklich fairtrade zertifiziert ist. Was bedeutet das nun? Ich las euren Global Responsibility Report – Goals 2012 und sah mich Begriffen wie „gerecht“ bzw. „sozialverträglich“ und „nachhaltig“ bzw. „umweltverträglich“ gegenüber. Ich habe leider die Hinterfrageritis: Wenn ich es richtig verstehe, bedeuten „gerecht“ bzw. „sozialverträglich“ bei euch allerdings nicht fairtrade und „nachhaltig“ bzw. „umweltverträglich“ schon lange nicht biologisch zertifiziert, oder? Eure Shared Planet Principles klingen auf den ersten Blick sehr nett, aber wer sind hierbei die Judikative und Exekutive, wenn ihr eventuell doch mal etwas nicht sozial- oder umweltvertraegliches macht? Ein allgemein gültiges Zertifikat hat mit allen seinen Schwächen immerhin unabhängige Zertifizierer am Start.

Als Juristin fällt mir da direkt die Unterscheidung zwischen Soft and Hard Law ein. Soft Law ist nicht rechtsbindend und besteht hauptsächlich aus Absichtserklärungen oder Leitlinien, die oftmals sehr blumig formuliert sind (naja, in diesem Wortlaut haben wir’s nicht gelernt im Studium, aber bei Meyer&Meyer dürfen Anna und ich uns zum Glück ja außerhalb unseres üblichen beruflichen Habitats bewegen – ein Hoch auf unseren Selbstversuch!). Jedenfalls wird in keinster Weise garantiert, dass diese Absichten auch eingehalten werden. Ich möchte mir allerdings sicher sein, dass der Kaffee, den ich bei euch konsumiere, nicht nur bio und fair beabsichtigt, sondern auch wirklich, tatsächlich und international bindend bio und fair zertifiziert ist. Glaubt ihr, dass ist möglich, ich meine, dass man wirklich wissen kann, was ma (hier: Frau Meyer) da trinkt?

Auch wenn mir Pret A Manger in Deutschland nicht begegnet ist, finde ich die Art der Offenlegung über ihre Produkte doch bemerkenswert, siehe ihre Pret A Manger Sustainability Erklärung. Wieso könnt ihr das nicht auch? Der Ethical Consumer in UK lässt euch im Product Guide – Coffee Shops zudem ziemlich weit unten rangieren. Zuerst war ich schon ein wenig enttäuscht über dieses Ergebnis. Ich aber finde es trotzdem toll, dass ihr Fairtrade ueberhaupt alltagstauglich gemacht habt. Da seid ihr Pioniere! Was mir fehlt ist, dass ihr nun auch weiter mitgeht oder gar voranschreitet.

Gerne lasse ich mich von euch belehren. Sehr gerne sogar! Oder informiert mich doch einfach über eure Beweggründe! Vieles verstehe ich ja gar nicht über die Multidimensionalität eines Giganten wie euch. Von der Drogeriemarktkette dm haben wir z.B. letzte Woche einen sehr interessanten Brief zu ihrem Umgang mit dem leidlichen Kassenbon erhalten.

Ich freue mich auf eure Antwort!

Mit besten Grüssen,

Santa von Meyer&Meyer

 


 

tt30-logoWeitere Infos und jede Menge Interaktion findet Ihr auch auf der Facebookseite „Die Nachhaltigkeitschallenge 2014„, über Twitter unter @Finding_S und über den Blog der Deutschen Gesellschaft des Club of Rome. Und ja, einen Hashtag gibt’s auch:#FS_NC14

 

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