„Green is the new Black“: Maike Rademacher zu Nachhaltigkeit in der Modeindustrie


Glitzernde Laufstege, bunte Schaufenster und rote Schilder mit der weißen Aufschrift SALE. Viele von uns freuen sich über ihr zuletzt ergattertes Schnäppchen. Uns macht die Vorstellung davon, wie so ein Teil produziert werden muss, schon stutzig… und wir haben Maike Rademacher befragt, die sich damit beschäftigt, wie wir alle zu mehr Nachhaltigkeit in der Modeindustrie beitragen können.

Santa & Anna: Wie kann es sein, dass ein T-Shirt nur 10 € kostet?

Maike: Viele von uns hinterfragen dies nicht oder verdrängen es.  In Deutschland kauft jeder im Schnitt 60 Kleidungstücke im Jahr, also fünf Kleidungsstücke im Monat. Das ist fünfmal mehr als noch vor 20 Jahren. Parallel bringt die Fast Fashion-Industrie immer schneller, günstiger und mehr trendige Mode in die Läden. Das geht nur, weil die Anziehsachen immer billiger produziert werden. Auf Kosten der Umwelt und derer, die sie herstellen.

Santa & Anna: Ja, es gibt wirklich viele Baustellen. Fangen wir mal mit der Umwelt an. Tell us more!

Maike: Die Herstellung von Textilfasern benötigt Unmengen an Rohstoffen. Polyester – welches sich in 60% unserer Kleidung befindet – basiert auf Erdöl. Baumwolle hingegen verbraucht wertvolles Wasser und belastet das Grundwasser (und die mit Baumwolle arbeitenden Mesnchen) mit giftigen Pestiziden. Bei der Weiterverarbeitung von Fasern zu Kleidungsstücken wird nicht nur Energie benötigt, das Färben von Textilien verunreinigt auch Flüsse und Seeen.

Santa & Anna: Und aus sozialer Sicht?

Maike: Bei der Herstellung von Kleidung werden auch Menschen ausgebeutet: Kinderarbeit, Überstunden und ein Lohn, der geringer ist als der vorgeschlagene Existenzlohn.

Santa & Anna: Wir sind ja starke Befürworter, dass es internationale oder zumindest EU-weite Standards geben muss, die diesen Trend unterbinden. Durch Besteuerung und Sanktionen oder auch durch die Belohnung vorbildlicher Unternehmen. Was kann ich als Verbraucher/in tun, um meinen Beitrag zu leisten und aus diesem Teufelskreis auszusteigen?

Meike: Damit die Modeindustrie ihre Prozesse verändert und die Branche nachhaltiger wird, ist ein gemeinsamer Ansatz erforderlich. Es gibt bereits viele Organisationen, die positive Reform fördern. Und ihr habt recht: Regierungen sollten Gesetze verfassen, die die Branche besser kontrollieren. Wenn wir Konsumenten nur noch nachhaltig hergestellte Kleidung nachfragen, müssen die Modehersteller gezwungenermaßen handeln, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Andererseits brauchen wir nachhaltige Modemarken und Shops, um bewusst einkaufen zu können.

Santa & Anna: Hast du ein paar praktische Tipps für uns?

Als Konsument haben wir viele – teils einfache und gar nicht teure – Möglichkeiten, unser Einkaufs- und Nutzungsverhalten von Kleidung grüner zu machen. Wir sollten weniger kaufen und, wenn wir tatsächlich etwas brauchen, zu nachhaltigen Labeln greifen oder 2nd Hand Klamotten kaufen. Außerdem sollten wir unsere Anziehsachen länger tragen und reparieren, wenn sie mal kaputtgehen. Auch beim Waschen lässt sich Energie und Verschmutzung sparen: Volle Ladungen waschen, nicht zu heiß waschen und Öko-Waschmittel nutzen sind nur einige Maßnahmen, um „sauber zu waschen“. Wer seinen Alltag nachhaltiger gestalten möchte, sollte bei der nächsten Shoppingtour überlegen, ob ihr/ihm fast fashion tatsächlich noch steht. Die nachhaltigste Hose ist die in deinem Kleiderschrank!

Santa & Anna: Dem können wir vollstens zustimmen! Wie haltet ihr euren Kleiderschrank nachhaltig und fühlt euch dennoch attraktiv in eurer Kleidung?

Wer Lust hat, schaue sich auch mal Santas Interview in der Huffington Post zu ihrem Jahr ohne Kleiderkauf an. Hier entlang…

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