Power to Change: 5% der Gesellschaft reichen für wahren Wandel


Wow, ich treffe einen echten Regisseur. Also den Regisseur eines Kinofilms, den ich so richtig schätze! Manche Leute würden vielleicht gerne einmal Steven Spielberg, die Coen Brüder oder Quentin Tarantino treffen. Manche vielleicht sogar Lars von Trier (obwohl ich zugeben muss: DEN würde ich auch mal gerne treffen)… aber heute treffe ich jemanden, der WIRKLICH etwas zu sagen hat, und das zu meinem Herzenthema: Energiewende. Na, wer errät, wer es ist? Es ist….Trommelwirbel…:

Carl-A. Fechner, den ich, Anna Katharina Meyer von FindingSustainia habe interviewen dürfen! Yuhuuu!

Anna: Wie schön, dass Sie sich Zeit für mich nehmen. Für mich und unsere Leserinnen und Leser! Vielleicht erzählen Sie kurz, worum es in ihrem Film „Power to Change“ geht.

Der Film

Fechner: Gerne! In meinem Film geht es um eine Energierebellion. Also auf die Umstellung unserer Welt auf ein dezentrales Energiesystem. Ein System basierend auf 100% Erneuerbaren Energien, das wir bis zum Jahr 2030, in etwa, anstreben. Und das sind nicht nur wir. Das sind vor allem Menschen, die sich intensiv damit beschäftigen: Klimaforscher zum Beispiel. Dieser Film zeigt Wege auf, um diesem Ziel näher zu kommen. Verschiedene Protagonisten mit sehr verschiedenen Ansätzen werden dort vorgestellt. Sie spiegeln die Bandbreite der Gesellschaft wieder und sind zum größten Teil aus Deutschland.

Anna: Warum unbedingt aus Deutschland?

Fechner: Hier spüre ich einfach ein riesiges Engagement.

Anna: Naja, die Bundesregierung ist ziemlich zögerlich im Moment.

Fechner: Ja, es geht im Film auch weniger um die Politik sondern darum, dass einzelne Menschen etwas bewegen können.

Anna: Klingt gut! Genau das ist auch unser Ansatz bei all unserem Wirken rund um Finding Sustainia!

Fechner: Unsere Bandbreite reicht von einem Berliner Hartz IV-Empfänger, der in einem Caritas Auftrag dafür kämpft, dass andere Hartz IV-Empfänger darin geschult werden Strom zu sparen. Damit sind Einsparpotenziale von 20 bis 30 Euro im Monat möglich.

Anna: Und klar, jede nicht verbrauchte Kilowattstunde zählt!

Fechner: Bis zum Hauptabteilungsleiter der Firma Audi, der Power to Gas – Projekte vorantreibt. Jeder unserer Protagonisten ist davon überzeugt, dass wir eine Energierebellion brauchen: einen großen, umfassenden, gewaltfreien Aufstand von unten.

Die Idee

Anna: Und wie sind Sie auf die Idee gekommen einen solchen Film zu machen?

Fechner: Ich bin ja Chef eines kleinen Filmproduktionsunternehmens. Und seit 27 Jahren machen wir schon Filme. 2010 haben wir bereits einen Film über das Thema Energieautonomie gemacht: die 4. Revolution.

Anna: Ja, ein absoluter Klassiker mittlerweile in der Energiewende-Szene.

Fechner: Ja, er war sehr erfolgreich. In Deutschland war es der meistgesehene Kinodokumentarfilm und er wurde in 28 Sprachen übersetzt. Wir dachten auch eine Weile, dass wir es bei diesem Erfolg belassen sollten. Aber mit der Zeit merkten wir: es gibt immer noch so viel Gegenwind von gewissen Industrieunternehmen, die enormen Einfluss auf Regierungsinstitutionen haben… da mussten wir einfach noch einmal loslegen.

Anna: Eine tolle Einstellung! Nicht nur meckern sondern die Veränderung aktiv vorantreiben.

Fechner: Ja, wir wollten diesen Frust und auch teilweise die Erstarrung in der Gesellschaft aufbrechen.

Anna: Und dafür ist so ein bildgewaltiges und emotionales Medium wie der Film genau richtig, aus meiner Sicht!

Neue Impulse

Fechner: Genau! Wir wollten Impulse geben. Aber auch Informationen liefern: wir wollten zeigen, wie weit wir technisch und gesellschaftlich bereits sind. Es geht nämlich eben nicht nur um Technik. Es geht um neue Teilungsmodelle, um einen anderen Umgang mit Energie, und, und, und…

Anna: Aber manchmal sind es doch sogar Bürgerinitiativen, die die Energiewende blockieren.

Fechner: Das ist aber ein nur sehr kleiner Teil der Gesellschaft. Die Masse der Bevölkerung will Erneuerbare Energien. Sie tut nur zu wenig dafür. Viele gehen davon aus, dass das schon irgendwie klappen wird. Teilweise sind sie auch verunsichert, weil die Regierung auch auf der Bremse steht und die Presse nicht immer hilfreich ist. Und natürlich gibt es diejenigen, die sich sagen: gerade rechnet sich eine Ölheizung doch und dann sind Entscheidungen für die nächsten Jahrzehnte getroffen, die in die falsche Richtung gehen.

Anna: Ja, sobald das Denken einsetzt, dass man als Einzelner nichts verändern könne. Und dass eine einzige Ölheizung ja keinen Unterschied mache. So sehen auch viele einen Flug von Düsseldorf nach Berlin. Puuuhhh… genau das ist auch unsere Botschaft: jeder kann etwas bewirken. In beide Richtungen.

Die 5%-Regel

Fechner: Allerdings! Denn eigentlich bräuchte es nur 5% der Bevölkerung… Und obwohl es um eine sehr existentielle Frage geht, ist das Engagement für die Energiewende doch oftmals recht verhalten. Aber deshalb sind auch die 5% so wichtig. 5% einer Gesellschaft können das Gesicht einer Gesellschaft verändern. In jede Richtung, genau wie sie sagen. Und das habe ich mir nicht ausgedacht, das hat Gunnar Myrdal herausgefunden in 1974. Er ist Nobelpreisträger und er schrieb, dass es eine wichtige Bedingung für diese Regel gibt: diese 5% müssen gut durchmischt sein. Es darf also nicht nur eine bestimmte Bevölkerungsgruppe aktiv werden. Die Studentenrevolution ist zum Beispiel gescheitert. Da waren vor allem junge, gebildete Männer beteiligt. Und es war für andere schwer, sich mit ihnen zu identifizieren. Die Energierebellion, die wir in unserem Film zeigen, hat da eine bessere Ausgangslage! Sie ist auch sehr weiblich. Es sind unglaublich viele Frauen aktiv in diesem Thema. Das ist die positive Botschaft!

Anna: Spannend! Von dieser Regel hatte ich noch nicht gehört.

Das Buch zum Film

Anna: Begleitend zu Ihrem Film haben Sie auch kürzlich ein Buch herausgebracht. Das finde ich wirklich gut! Denn man erreicht verschiedene Leute eben auch über verschiedene Medien. Was erhoffen Sie sich von der Veröffentlichung Ihres Sachbuches?
Fechner: Ich beabsichtige die faszinierenden Informationen und Möglichkeiten zur Energiewende so aufzubereiten, dass sie jedermann verstehen und nutzen kann. Außerdem hoffe ich, dass der Funke überspringt und sich die Leserinnen und Leser nach der Lektüre entschließen, aktiv für erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit zu kämpfen.

Anna: Neben all den klassischen Optionen an Ihren Film und an Ihr Buch zu kommen, empfehlen Sie ganz besonders das Gemeinschaftserlebnis. Was ist damit gemeint?

Fechner: Also eine Option ist es, den Film zu sich zu holen. Man tut sich mit 30-40 Leuten zusammen und kann ihn zum Beispiel im Unternehmen schauen oder im Ortsverein. Oder man holt ihn in sein eigenes Kino, indem man dem Besitzer sagt, dass man 30-40 Leute zusammen hat, die alle Eintritt zahlen werden. Der Film ist in über 300 Orten in Deutschland bereits gelaufen. Man kann über Lehrer gehen, die den Film ihren Klassen zeigen. Oder man kauft ihn einfach als DVD. Und man kann ihn auch ausgesprochen gut verschenken!

Die Wirkung

Anna: Letzte Frage: Welche Wirkung wünschen Sie sich von Ihrem Film am meisten?

Fechner: Wir möchten die Kraft für Veränderung vermitteln. Und ich möchte mit meinem Film genau dasselbe erreichen wie mit meinem Buch: dass Menschen voller Enthusiasmus und Kraft sagen: da mach‘ ich mit! Das ist eine tolle Bewegung, da bringe ich mich entsprechend meiner Möglichkeiten ein. Ich wünsche mir außerdem, dass Menschen für sich selbst Entscheidungen treffen, die in diese Richtung gehen. Und klar, wir möchten eine Rebellion entfachen!

Anna: Dem ist nichts hinzuzufügen! Ganz, ganz herzlichen Dank, Herr Fechner, für dieses inspirierende Interview!

 

Hier auch der Trailer zum Film: https://www.youtube.com/watch?v=lP3v2GICC0E

Den Film selbst, das gerade erschienene Buch zum Film sowie weitere DVDs und Bücher zu den Themen Nachhaltigkeit, Energiewende und soziale Gerechtigkeit könnt Ihr unter www.fechnermedia-shop.de beziehen.

Für die Koordinierung einer Filmvorführung könnt Ihr Euch an das fechnerMEDIA-Team wenden: verlag1@fechnermedia.de

 

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