Chat zum Sonntag, No. 32 – Meyer&Meyer


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10.08.2014        15:11 – 16:24

Santa: Grüß dich Gott, liebe Anna! Heute fühle ich mich besonders ursprünglich in Oberbayern, nach einem Besuch in dem altbayrischen Dorf bzw. dem Wasmeier Museum

Anna: Oh, das freut mich! Mir ist es dieses Wochenende eher nicht gelungen, mich richtig gut auf unsere Challenges einzulassen. Weder im Bereich Plastik, noch bezüglich dem Thema Ursprünglichkeit. Möchtest Du zuerst erzählen oder soll ich?

Santa: You go on! Hab mal wieder viel zu viel zu erzählen.

Anna: Das ist gut. Ich bin schon sehr gespannt. Naja, bei mir ist es dieses Wochenende so, dass ich für einen Sammelband zur Energiewende einen Aufsatz schreibe. Dafür habe ich mir dieses Wochenende Zeit genommen. Es geht um Social Media, vor allem Twitter, und die entsprechenden Diskussionen zur Reform des Erneuerbaren Energien Gesetzes. Ich sitze also seit Freitagabend am Rechner und bin im Netz. Ganz entgegen unserer Zielsetzung. Aber es ist eine große Ausnahme. Ich habe dieses Angebot bekommen und möchte es auch nicht ausschlagen. Tja, und nebenbei hatte mein Freund Gäste, für die wir eingekauft haben. Käse in Plastik zum Beispiel. Aber sie bekommen bei uns schon keine Wurst zum Frühstück und da wollte ich nicht auch noch ein weiteres Fass aufmachen. Ich selbst verzichte gerne mal, aber unsere Challenge dann auf seine Freunde zu übertragen, erschien mir übertrieben. Ach, so war es… und es fühlt sich nicht besonders toll an. Nun will ich alles, alles hören, was Du TOLLES erlebt hast. Deine Bilder sind vielversprechend!

Santa: Das Museum ist ganz spektakulär dahingehend, dass ich mich direkt entschleunigt fühle. Dort gibt es Brot aus dem Steinofen, dem noch richtig viel Zeit gegeben wird, Steinsalze, Liköre und Essiggurken, die selbst eingelegt werden.

Anna: Mmmhhh…

Santa: Ansonsten war es bei mir aber auch eher durchwachsen. Wir sind in dem Landhaus meiner Schwiegerfamilie, allerdings in einem separaten kleinen Holzhäuschen, das das „Bienenhaus“ genannt wird. Sehr urig, mit schönen alten Bauernmöbeln und nur im Sommer bewohnbar. Das fühlt sich natürlich schon sehr ursprünglich an. Wenn ich für uns koche, dann achte ich schon darauf, dass es plastikfrei zugeht (mit kleinen Ausnahmen, z.B. für Kindersnacks für meine Tochter, damit sie die „guten“ Süßigkeiten isst und nicht, was es sonst so überall gibt). Aber wenn ich in der Schwiegerfamilie esse, dann geht’s doch deftiger, und ja, mit mehr Plastik zu. Genau wie du, will ich natürlich keinem etwas aufzwingen und ich möchte auch noch Spaß an der Challenge haben.

Anna: Ja, nicht wirklich einfach alles.

Santa: Was ich auch Schönes gemerkt habe: Letztens fiel mir auf, dass so ziemlich alles für meine Tochter zu klein geworden ist und ich musste mir Gedanken machen, wie ich ohne zu kaufen über Winter und Herbst komme. Und da fand ich auf einmal in unserem Schrank bei den Schwiegereltern einen großen Sack mit Kleidung, den ich letztes Jahr zurück gelegt und dann wieder vergessen hatte. Außerdem bekam ich auf einmal auch einiges Gebrauchtes und sehr Schönes geschenkt. Und jetzt nochmal kurz aus dem Zusammenhang:  Im Wasmeier Museum habe ich eine ansprechende Aktion gesehen über die großen Vier, also vom Umgang des Menschen mit Bär, Wolf und Luchs.  und darüber, wie das Zusammenleben auch in der durch den Menschen geprägten Kulturlandschaft funktionieren kann. Im Wasmeier Museum gab es auch ein Kasperletheater in einer Scheune und die Kinder saßen auf Heuballen. Und viele selbstgemachte Mitbringsel aus dem eigenen (Kräuter-)garten. Alles bayrisch und so schön!

Plastik-Petition

Anna: Heute also wieder einmal ein kleines Bayern-Special. Auch ich habe Anna: einen tollen Artikel aus bayrischen Landen beizusteuern. Hast Du auch schon gehört, ein 18-jähriger hat eine Petition gegen Plastikverpackung gestartet . Great!

Santa: Ich habe auch davon gehoert. Ich liebe es, wenn sich jemand dazu aufgerufen fuehlt, so eine Aktion anzuzetteln.

Anna: Genauer geht es um diese Werbeheftchen, die jeweils in Plastik gehüllt sind. Vor allem wegen dieser gruseligen Pakete haben wir auch gleich nach Einzug wieder ein Hinweisschild angebracht „Bitte keine Werbung“. Ich hoffe, er wird erfolgreich sein mit dieser Aktion. Teilnehmen kann man wohl nicht mehr, aber er hat mehr als 70.000 Unterstützer gefunden.

Santa: Grossartig!

Seifen-Wunder

Santa: In Sachen Kosmetika bin ich weiterhin sehr glücklich mit der DIY Kosmetik. Außerdem habe ich diese durch eine Alepposeife ergänzt.

Anna: Ah, diese Alepposeife wollte ich mir doch auch noch zulegen! Ihr nehmt sie als Shampoo? Und anstelle von Duschgel? Auch für die Hände?

Santa: Für alles! Nachdem die Haare von meinem Mann so schön glänzten, habe ich es auch mal ausprobiert. Er ist ja absolut kein Öko, aber liebt sie, weil sie so platzsparend ist und naja, mit auf transatlantische Konferenzen genommen werden kann. 🙂

Anna: Very smart. Ich habe gerade ein wenig recherchiert. Man scheint sie als Shampoo, Fleckenentferner, Zahncreme und nach langen Wanderungen zur Krampflösung benutzen zu können. Wow! I guess that’s what I need for September. Zwei Wochen in den italienischen Bergen. Nur Aleppo, kein Plastik und wenig Gewicht. Ist Eure denn auch mit Lorbeeröl?

Santa: Ja, die von meinem Mann schon. Hab auch eine Andere gekauft mit Rosmarin, aber noch nichts ausprobiert. Ich finde toll, dass sie vegan, biologisch abbaubar und wirklich sehr gut rückfettend ist. Man braucht wirklich keine Creme mehr und sie lässt sich auch als Rasierseife verwenden.

Pacha Mama

Santa: Letzte Woche war ich auch auf einem Festival ganz anderer Art, als ich es kenne: dem Pacha Mama Camp.

Anna: Pacha Mama heißt auch die Serie aus der meine Weste stammt. Aber da gibt es keinen Zusammenhang, glaube ich.

Santa: Ich war nur einen Tag dort, aber es war ganz schön interessant. Die Leute campen da alle, es gibt gemeinsames Singen, Kinderaktivitäten, Yoga, Workshops, einfache vegetarische und vegane Mahlzeiten und einen ganz schönen Gemeinschaftscharakter. Vor dem Essen wurde ein Kreis gebildet. Es war nicht ganz meins, aber es war schon toll, wie viele Leute dort waren und sich sehr wohl gefühlt haben. Man hat auch gemeinsam auf die Kinder aufgepasst, die meistens nackt herumrannten und allgemein auf einander geachtet. Ich war auf jeden Fall beeindruckt und fand die Interaktion sehr ursprünglich.

Anna: Wow, Du bist eindeutig zum Festival-Junkie geworden!

Santa: Das mit den Festivals hätte ich auch nicht gedacht. Es ergibt sich gerade einfach so. Allerdings muss ich sagen, dass ich immernoch nicht allzu gerne campen würde. Ich habe aber im Wasmeier Museum ein Holztipi gesehen, das aus Abfallholz gefertigt ist…da würde ich mit dir für ein paar Nächte einziehen, habe ich mir gedacht.

Anna: Oh ja, so ein Tipi könnte mir auch gefallen.

Erfahrungsaustausch

Santa: Hast du schon Christians Bilanz von Woche 1 plastikfrei gesehen? 15kg Mirabellen haben er und seine Familie geerntet und verarbeitet!

Anna: Ja, hab Christians Bericht gelesen. Das Duschgel sollte doch eigentlich das kleinste Problem sein.

Santa: Ja, für uns zumindest. Sollten ihm bei der nächsten Tagung mal die Alepposeife mitbringen! Ich muss sagen, dass ich mich immer wieder frage, wie ich mich „ursprünglicher“ fühlen und verhalten könnte. Klar, ich mache gerade die meistens Sachen from scratch. Ich habe für sonntags sogar Schokolade selber gemacht. Habe mich da riesig drauf gefreut, mit einem Kaffee und selbst gemachter Haselnussmilch (allerdings aus der Küchenmaschine).

Anna: Wie machst Du die Haselnussmilch denn?

Santa: DIY Haselnussmilch ist sooo einfach, günstig und spart Verpackung. Es schmeckt wie flüssige Pralinen meiner Meinung nach. Dazu werfe ich eine Hand Haselnüsse, Trockenfrüchte und Wasser in den Vitamix und fertig ist sie nach 2 Minuten. Im Urlaub habe ich mir sonst gerne die von Provamel gekauft. No need anymore.

Anna: Okay, das probiere ich auch aus. Überhaupt haben wir ja schon jede Menge Tipps bekommen diesen Monat.

Santa: Ja! Wir haben den Vorschlag erhalten Müsli aus der Flasche zu kaufen… vielleicht etwas für dich, Müsli-loving Meyer? Und er oder sie hat auch eigens eine Zeitungspapiertüte gebastelt für den Gemüse- und Obsteinkauf. I love it!

Anna: Die Müsli-Info habe ich verpasst! Wo gibt es Müsli in Flaschen?

Santa: Cl Lu schreibt, dass es das Müsli bei wuuuMuesli in Milchflaschen gibt, siehe hier

Anna: Da haben wir es mal wieder: ein Dilemma. Ich könnte mir nun dieses Müsli in Flaschen liefern lassen. Aber ich weiß nicht, welcher Umwelteffekt größer ist… der des Transports – oder die Plastikverpackung an sich. Arrrrgggghhhhh…

Santa: Kann ich verstehen. Ein Müsli kann man sich eigentlich auch prima selbst anmischen. Haferflocken, Nüsse, Rosinen (wenn man mag) und was auch immer…

Anna: Und ziemlich teuer ist’s mit 9,99 ebenfalls… Wahrscheinlich werde ich also warten, bis ein solches Müsli auch in unsere Läden kommt.

Anna: Im Moment finde ich das Urkorn-Müsli von dm ganz gut. Es sind Kornarten drin, die man sonst gar nicht mehr so findet und Früchte, Rosinen, etc. mische ich mir selbst dazu. Damit spare ich auch schon ein wenig Plastik.

Santa: Dass man sich mit unseren Challenges auch mal wie ein Outlaw fühlen kann, das war jedenfalls Christians Formulierung, merke ich auch immer wieder. Es geht leichter im stillen Kämmerlein. Wie du weißt, erziehe ich meine Tochter ja vegetarisch und meistens auch vegan. Da sie zudem noch Weizen und Kuhmilch nicht verträgt, ist es schon eine gewisse Belastung für Andere, auch wenn ich eigentlich immer ganz gut ausgerüstet irgendwo ankomme… und dass ich ihr dazu kein Fleisch gebe, provoziert einige schon massiv. Finde es gar nicht leicht, mich da manchmal in meiner Mitte zu fühlen.

Anna: Das glaube ich sofort. Kennst Du „Frau Schubert bloggt„? Sie hat jede Menge toller Tipps. Und ich selbst bin ja auch sehr glücklich mit der Umstellung auf Baumwoll-„Watte“-Pads und Zahnseide aus einem schicken Glasröhrchen. Zum Nachfüllen.

Santa: Ich bin begeistert! Das ist eine Seite ganz nach meinem Geschmack!

der globale acker

Quelle: 2000m2.eu, ARC2020

Flächenverbrauch plastisch

Santa: Erst auf dem Land sehe ich, was wirklich ursprünglich ist…und nachdem man unser Interview mit Carla zu den 2000m2 gelesen hat, die uns tatsächlich zustehen würden. Ich finde das Projekt einfach nur großartig.

Anna: Ja, Recht hast Du! Ich freue mich auch schon auf den Bauernhof Il Bagnolo, den wir in Italien für uns ausgeguckt haben. Ich werde berichten. Und sobald ich mal wieder in Berlin bin, besuche ich gerne „unseren Weltacker“. Das Interview hat eine riesige Resonanz erfahren. Freude!

Santa: Ich auch! Das wird aber bei mir etwas dauern, weil es von Norwich mit dem Zug eine gefühlte halbe Weltreise wäre.

Anna: Naja, spätestens im November sind wir ja zusammen in Berlin. Zum 10-jährigen Jubiläum des Think Tank 30.
Wieviel ist genug?

Santa: Heute habe ich mal ein Brot gekauft aus dem Wasmeier Museum, allerdings komme ich prima ohne aus seit Bio on a Budget. Die Buchweizenpfannkuchen reichen mir einfach.

Anna: Deine Pfannkuchen sind wirklich großartig. Aber auf gutes Brot verzichten… nee, nee, nee… I love your pic!

Santa: Früher hatte man ja eigentlich auch nur ganz wenige Kleidungsstücke und hat dann einfach nur gewaschen. Ich würde es interessant finden zu sehen, mit wie wenig ich zurecht kommen könnte. Ich trage ja jeden Tag etwas Anderes.

Anna: Stimmt. ich auch. Also im September könnte ich mir eine Challenge „how much do you need“ oder so ähnlich vorstellen. Bin nämlich nur mit einem Rucksack unterwegs und werde sicherlich einiges zu berichten haben.

Santa: Jeder hat ja seine eigenen Steckenpferde. Ich kann gaaaaar nie wieder auf einen Smoothie und damit auch nicht auf eine anständige Küchenmaschine verzichten, auch wenn es ursprünglicher ohne wäre. Ob unsere Vorfahren wohl Smoothies gemacht haben?

Anna: Ähhhh, ich denke mal – eher nicht. Ohoh, soll das heißen… wir müssten drauf verzichten? Noooooooooooooooo!!! Ohne meinen Green Smoothie an jedem Nachmittag komme ich kaum noch klar.

Santa: Ich auch nicht! Auch wenn die „Erfinderin“ der Green Smoothies, Frau Boutenko, sich Affen angeschaut hat, die Obst und Grünzeug wickeln und daraufhin die Smoothie konzipiert hat. Sogar einen Ehrendoktortitel hat sie dafür erhalten.

Anna: Na gut, das haben unsere Vorfahren dann wahrscheinlich auch so gemacht. Sie wurden nur nie berühmt damit. We are safe.

Santa: Uff… Damals gab es jedenfalls noch keine Hypes. Meine Schwiegermutter hat etwas Lustiges gesagt, als wir im Wasmeier heute zu Mittag aßen und Hühner zwischendrin die Essensreste aufpickten: „Früher hatte man ein Grauen davor, dass Hühner beim Essen durch die Gegend laufen und jetzt ist das wieder in Mode.“

Anna: Ja, das hat sie wirklich lustig beobachtet!!! Ich habe ein Coffee-Date, Santa. Gibt es noch etwas zu berichten?

Santa: In diesem Sinne wünsche ich dir ein schönes Date oder besser Rendevouz oder Kaffeeklatsch. Enjoy, my dear! Ich schaue jetzt mal, dass ich ein wenig Muße finde, ein gutes altes Buch zu lesen.

Anna: Vielen Dank! Und Dir eine gute Zeit mit einem guten Buch!

 


 

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