Challenge No.5: Meyer&Meyer konsumieren Bio on a budget


Alles neu, macht der Mai. Falls ihr Lust auf einen Soundtrack habt während ihr diesen Text lest… wie wäre es mit „Alles neu“ von Peter Fox? Nicht sonderlich politisch korrekt oder gar öko, aber doch irgendwie ein guter Sound, um sich hineinzustürzen in unsere Nachhaltigkeitschallenge.  „Mir platzt der Kopf, alles muss sich verändern… ich such den Knopf… la, la, la…“.
Die Nachhaltigkeitschallenge 2014 möchten wir beginnen mit einem Monat, in dem wir konsequent Bio-Lebensmittel kaufen. Und auch wenn wir am Kauf direkt nicht beteiligt sind, nachhaken, Bio-Angebote bevorzugen (oder auch mal hinterfragen und dem regionalen vor dem australischen Bio-Apfel den Vorzug geben) und so weiter und so fort. Mit dem richtigen finanziellen Rückhalt ist das eigentlich kaum noch schwierig. Bio findet man mittlerweile so ziemlich überall. Aus diesem Grund haben wir noch eine kleine Extra-Schwierigkeit eingebaut, die wir „Bio on a budget“ nennen. Wir wollen zeigen, dass man sich auch mit einem kleinen Budget von 5 Euro am Tag durchaus Bio-Produkte leisten kann. Keine überteuerten Müsliriegel vielleicht und erst recht kein tägliches Fleischgericht, aber gutes Essen ohne Pestizidbelastung.

Kathrin Hartmann zeigt in dem Buch ‚Ende der Märchenstunde‘ auf, dass es nicht gut bestellt ist um den Begriff des nachhaltigen Konsums. Auch wenn so grundsätzliche Aussagen kritisch zu beurteilen sind, proklamiert sie, dass jeder Hartz4-Empfänger weniger CO2 produziert als Lifestyle Ökos oder Lohas. Ihrer Meinung nach reicht es nicht,  bessere Alternativen zu kaufen. Einen besonders großen Hebel habe das Nicht-Kaufen. Tja, und wie sehr wir damit nun übereinstimmen oder auch nicht, in unserer  Challenge diesen Monat geht es ein wenig auch um genau das: nicht nur alles in bio kaufen, sondern allgemein weniger und vor allem nur wirklich Wesentliches kaufen. Es ist erstaunlich, aber wenn wir es richtig anstellen, dann könnte es ein gesünderer, CO2 ärmerer und befriedigenderer Lifestyle werden, den wir kennenlernen. Let’s see!

Wir wissen in jedem Fall, dass auch die Bio-Zertifizierung nicht in jedem Fall als Heilsbringer firmieren kann und ja, auch wir kennen Bio-Skandale. Leider. Aber grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass bei Produkten, die Bio-zertifiziert sind, keine Behandlung mit Pestiziden oder Kunstdünger stattgefunden hat. Auch gentechnisch veränderte Arten sind tabu. Das ist erstens gut für unsere eigene Gesundheit, zweitens für die Böden und drittens fürs Klima. Chemie in unseren Böden stellt eine große Belastung für verschiedenste Ökosysteme dar. Vom Boden gelangt der Dünger, der in der Regel kaum abbaubar ist, zudem schnell ins Grundwasser, in Seen, Flüsse und letztendlich in die Meere. Die negative Klimawirkung konventioneller Landwirtschaft resultiert hauptsächlich aus dem Einsatz großer Mengen mineralischer Düngemittel, die bei Produktion und Einsatz hohe Treibhausgasemissionen verursachen. Darüber hinaus verbrauchen Biobauern ein Drittel weniger Energie für die gleiche Menge Nahrung als konventionelle Bauern. Durch die organische Düngung bauen ihre Wiesen und Äcker mehr Humus auf und binden so Kohlendioxid. Bei Tierprodukten sichert das Bio-Siegel zu, dass die Tiere artgerechter gehalten und nicht mit Wachstumshormonen oder Antibiotika behandelt werden. Mehr dazu könnt ihr auch noch einmal in einem guten Aufsatz des iöw nachlesen.

Welche Siegel es überhaupt gibt und wofür sie stehen, erfahrt ihr hier. Leider gibt es Aspekte, die bisher nicht abgedeckt sind. Zum Beispiel der energieintensive Öko-Anbau in Gewächshäusern und das ganze Thema Verpackung, siehe unsere Plastikdiät letzten Monat. Sei’s drum, wahrscheinlich wisst ihr auch schon jede Menge und habt Euch eine eigene Meinung gebildet…
Ein paar Sätze möchten wir nun noch zum zweiten Teil der Challenge verlieren: unserer Budget-Begrenzung. Wir sind uns relativ sicher, dass es machbar ist, mit 5 Euro pro Tag hinzukommen. Vor allem, wenn man auf dem Markt regional und ohne viel Schnickschnack einkauft. Je unverarbeiteter, desto günstiger – logisch, oder? Man kann auch auf dem Markt kurz vor Schluss günstiger einkaufen oder nach nicht ideal geformtem Obst und Gemüse fragen. Brot in Bioqualität ist relativ teuer. Selbst backen ist einfacher als man gemeinhin annimmt und viel, viel günstiger. Großpackungen, z.B. im 2-5 kg Gebinde kann man auch gut im Reformhaus kaufen. Einfach nachfragen und Geld sparen! Reste wegwerfen wird automatisch zum Tabu werden… you’ll see. Und aus diesem Grund sind auch Tipps zu selbst gemachter Gemüsebrühe und Zitronenabrieb eine Überlegung wert. Das Grün von z.B. Karotten-, Roter Beete kann man gut in Green Smoothies oder Suppen verarbeiten. Es enthält oftmals mehr Nährstoffe als das Gemüse selbst. Hier gibt es interessante Tipps, was man alles sonst mit Gemüsegrün und Resten machen kann. Eine Ernährung basierend auf (vor allem regionalem) Gemüse, Kräutern (am besten wild), etwas Obst, Hülsenfrüchten und Getreide, und nur selten mal Fleisch, Eiern und Milchprodukten ist günstig – und vor allem sehr gesund.
Grünzeug wie Löwenzahn (Blüten und Grün), Brennnesseln, Gänseblümchen, Bärlauch, und, und, und gibt es gratis in der Natur. Spaziergänge sind also angesagt. Sieht auch echt super in einem Salat aus und schmeckt dabei. Dieses Grünzeug lässt sich zum Beispiel auch in einem Green Smoothie z.B mit zwei Äpfeln und man muss nicht mehr an seine 5 a day denken. Auf www.mundraub.de seht ihr auch, wo ihr etwas umsonst pflücken könnt. Kreativität lohnt sich! Auch Foodsharing wäre etwas, das es diesen Monat zu entdecken lohnt.
Empfehlen können wir auch Möglichkeiten, regionale Gemüsekisten von nahegelegenen Bauern zu ordern. Da gibt es schon jede Menge Angebote. Und in Berlin gibt’s zum Beispiel den FUUDkorb. Eine Kiste voll mit regionalem, saisonalem Bio-Obst und Gemüse: erschwinglich, nachhaltig und direkt zu Dir an die Freie Universität (FU) geliefert. Eine schöne Initiative.

Wie immer gibt’s auch jede Menge tolle Blogs zum Thema. Franzi, deren Blog „das Gemüseregal“ heißt, hat es sogar eine Woche lang mit 20 Euro geschafft. Ihren detaillierten und spannenden Bericht findet ihr hier. Aber es war auch eine sehr grenzwertige Erfahrung… 20 Euro sind wirklich sehr, sehr wenig.
Anna hat auf dem Rheinischen Bauernmarkt ihren ersten Testkauf vollzogen. Ihre Planung sieht so aus, dass sie morgens warme Haferflocken, Dinkel oder Hirse mit Obst isst. Damit bleibt man locker unter einem Euro und kann sich am Wochenende ein großes Frühstück gönnen. Auch für’s Abendessen ist ein Euro eingeplant: selbstgebackenes Brot, Aufstriche, ein bißchen Rohkost. Macht drei verbleibende Euro für ein gutes Mittagessen. Das Foto zeigt Zutaten für vier schöne Gerichte. Ein bißchen gemüselastig, klar. Und vegan. Aber vor allem: lecker!
Santa ist diesen Monat ca. 20 Tage in Paris und da ist ein Budget von 5 Euro am Tag eine ganz besondere Herausforderung. Ein Espresso kostet schon so viel, aber sie glaubt fest daran, dass sie es schaffen wird. Sie wird sonntags auf dem Biomarkt in Paris nach Gemüse wie Karotten, Rote Beete usw. Ausschau halten, an denen noch Grün dran ist.  Dieses verwendet sie dann für Smoothies oder als Spinatersatz. In Paris Odeon ist nicht sehr viel Potenzial für’s Selberpflücken. Das wird sie machen, wenn sie diesen Monat eine Woche in Auhausen ist. Morgens wird es dann wohl ein Smoothie und Haferflocken geben, mittags Salat z.B mit Buchweizen oder Hülsenfrüchten und abends dann z.B. Reis oder auch mal Pasta mit Gemüse oder Suppe. In Norwich kam sie während der veganen Challenge mit etwa diesem Essplan mit 20 Euro in der Woche aus. In Paris wird es wohl teurer, aber sie hat ja auch 35 Euro zur Verfügung. Allgemein möchte sie immer wieder vorkochen und Reste werden dann für den nächsten Tag zu Bratlingen und ihre Gemüseschalen direkt zu Stephanies Gemüsebrühe, die sie dann über den Tag verteilt trinken möchte.  Sonntags soll auch mal ein Ei drin sein, oder ein Crêpe in der Crêperie gegenüber, wenn’s das Budget erlaubt.
Automatisch sind größere Mengen an Fleisch und anderen tierischen Produkten mit einem kleinen Budget und einem hohen Anspruch an Qualität eher unrealistisch.  Wenn man während der Woche vorrausschauend kocht, dann ist sonntags vielleicht ein Sonntagsbraten für die Familie oder ein gutes Stück Käse zum Frühstück drin. Aber stellt euch nur vor, wie viel gesünder unser Ökosystem mit einem verminderten Fleischkonsum wäre und wieviel mehr man sich auf ein Stück Fleisch oder ein Ei freut. Hier ein schöner, informativer Film zu diesem Thema.
Auch der Artikel „Biolebensmittel für Sparfüchse“ könnte diesen Monat für uns interessant sein oder das Buch „Arm aber bio“. Die Autorin hat in einem Selbstversuch mit 4,35 Euro am Tag gelebt – das war zum Zeitpunkt des Experiments der Betrag, der alleinstehenden Hartz-IV-Empfängern für die tägliche Ernährung zugebilligt wurde. Inzwischen gab es zwar eine Erhöhung von 10 Euro im Monat, aber wenig ist es allemal.
Wir sind uns auch bewusst, dass unsere Monatschallenge ein Experiment ist und wir uns einschränken werden… aber wir sind fest davon überzeugt, dass wir viel darüber lernen werden, was einfaches, gutes Essen ausmacht. Wir freuen uns auf diese Erfahrung und hoffen, dass ihr dabei seid.

Eure Santa und Anna

 


 

tt30-logoWeitere Infos und jede Menge Interaktion findet Ihr auch auf der Facebookseite „Die Nachhaltigkeitschallenge 2014„, über Twitter unter @Finding_S und über den Blog der Deutschen Gesellschaft des Club of Rome. Und ja, einen Hashtag gibt’s auch:#FS_NC14

 


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