Chat zum Sonntag, No. 20 – Meyer&Meyer


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17.05.2014, 20:19 – 21:40

Anna: Hallo liebe Santa, wie geht es Dir? Bin ganz neidisch, dass Du wieder auf dem Land bist! Obwohl… auf Paris war ich auch neidisch. Sehr schöne Abwechslungen hast Du gerade in Deinem Leben.

Santa: Ich muss sagen, in Sachen Challenge und Entschleunigung gibt es tatsächlich keinen besseren Ort als Auhausen. Es gab zwei ganz besondere Highlights für mich. Ich hab Peter, unseren Webdesigner, besucht und mit ihm Tassen mit Handabdruck für den Muttertag der Großmutter getöpfert uuuuuund eine ganz liebe Bekannte, Diana, eine Schneidermeisterin hat mir das Nähen beigebracht.
Anna: Wow! Presents and fashion on a budget! Man könnte auch sagen: Bio on a budget – PLUS.

Santa: Ich möchte einfach wissen, wie man bestimmte Dinge selbermachen kann. Ich wäre auch nie auf die Idee gekommen, Holunderblütensirup selberzumachen wie Stephanie. Mir fehlt es nicht an Phantasie, aber an rudimentärem Basiswissen, wie man was macht.

Anna: Ich habe im letzten Frühsommer zum ersten Mal Holunderblütensirup gemacht. Und im Spätsommer dann Holundersirup. Fantastisch! Aber Dank Stephanie habe ich jetzt gelernt, dass man die Blüten vorher nicht waschen darf. She’s really great. Und, hast Du schon etwas genäht?

Handarbeit

Santa: Ich habe nur mitgeholfen, bestimmte Klamotten von mir zu reparieren und umzunähen. Ich finde es auch super, wenn man sich Vintage oder Second Hand kauft und es sich dann auf den Leib umschneidern lässt. Habe da z.B. ein wunderbares grünes altmodisches Betty Barcley Kostüm, das jetzt passend gemacht wird. Ich bin natürlich noch gar kein Profi, aber einen Saum werde ich jetzt umschlagen können, Nähte kann ich jetzt trennen und ein paar weitere Kleinigkeiten habe ich mir einfach abgeschaut. Was ich auch so schön fand, dass beide keine Bezahlung wollten und ich mich dann einfach mit Kartoffeln bedanken werde, die ich über unsere Caroline beziehe.

Anna: Kartoffeln als Währung. Klingt lustig. Gib Ihnen doch noch ein kleines Fläschchen Holunderblütensirup dazu! Süße Grüße.

Konsum

Anna: Während ich mich im Moment sehr kostengünstig und gut ernähre, habe ich es in anderen Bereichen krachen lassen. Bist Du immer noch im Sinne von Good matters, goods don’t unterwegs?

Santa: Jep, habe mir bisher nichts gekauft. Bin derzeit sogar immer noch ohne Laptop unterwegs und überbrücke, indem ich meistens den von meinen Mann und notfalls mal mein Handy nehme. Jetzt gerade sitze ich an Carolines. Trotzdem brauche ich bald doch irgendwann mal einen Neuen. Das wird dann mein Joker.

Anna: Wenn schon Joker, dann richtig 🙂

Santa: Absolutement! Mein Leben ist zwar nicht wirklich on a budget  – ich buche meine Zugtickets last minute am Schalter oder gehe meistens eher zu teuren Yoga-Kursen, aber ich habe doch im Spirit der Nachhaltigkeitschallenge 2014 von Bio on a Budget einiges weitere gelernt, wie z.B. jetzt das Reparieren, selbstgemachte Geschenke und vieles mehr.

Anna: Ich dagegen habe mir eine tolle Weste von Maloja gekauft. So schön hätte ich sie dann doch nicht selbst machen können. Und funktional ist sie außerdem. Ich habe auch brav die 3 goldenen Regeln für einen ordentlichen Einkauf befolgt, Maloja ist ein symphatisches deutsches Unternehmen und meine Wertschätzung ist riesig.

Santa: Dadurch, dass ich nach Monaten wieder in Paris bin, bin ich richtig glücklich, meine Garderobe dort wieder neu zu entdecken. Das ist wie Shopping, vor allem mit dem Umnähpotenzial.

Anna: Ich habe eine Sommer- und eine Winterkollektion. Auf meinen Kleiderschrank und den Keller verteilt. Das hat zwei Vorteile. Der Schrank ist nie zu voll und zum Saisonwechsel bekommt man automatisch „neue“ Klamotten. Oder sagen wir, das Gefühl von NEU… Außerdem habe ich ein Shampoo von Farfalla gekauft. Hab mich über den Naturkosmetik Beauty Blog gut informiert und dieses feine Wildrosenshampoo hat lauter Bestandteile, die nicht aus einem Chemiebaukasten stammen. Dort wird auch eine sogenannte Shampoo Brush empfohlen. Hat jemand damit Erfahrung? Eure selbstgemachte Kosmetik schätze ich natürlich auch sehr.

Santa: Ja, die DIY Kosmetik von Stephanie ist toll und auch super günstig. Das Parfum, das wir damals aufgesetzt haben, ist übrigens sehr gut geworden. Das Leben on a budget ist genau das Richtige für die Umwelt und dieses Gefühl von Selbstbestimmtheit erfüllt mich Städter, der gerade mal so weiß, dass die Kuh nicht lila ist, mit großem Stolz.

Anna: Mmhh, das Parfum werde ich im Juni testen. Bin schon gespannt! Ich als Städter No. 2 habe mich letztens mal informiert wie das so mit den Hühnern und den Eiern ist.

Hühner und Eier

Anna: Ich hatte nämlich mal wieder ein wenig missionarisch (shame on me!) zum Besten gegeben, dass die Kühe ja geschwängert werden müssen, um Milch zu geben. Und dass die Kälber natürlich nichts abbekommen und, und, und… das ganze Drama. Und was wurde ich da gefragt? Wie es mit den Hühnern eigentlich ist. Tja, wie ist es denn eigentlich? Legen sie nicht ihre Eier, um sie auszubrüten? Und entreißen wir jeden Tag einem Huhn ihren wohlverdienten Nachwuchs? Ähhh… sowas sollte man eigentlich wissen, oder?

Santa: Das stimmt absolut! Allerdings hätte ich weniger Skrupel, Milch von einer Kuh zu trinken, wenn ich weiß, dass das Kalb trotzdem weiter trinken kann. Dafür würde ich dann auch, von mir aus, 5 Euro pro Liter ausgeben oder mehr. Dasselbe gilt für Eier. Hier auf dem Hof, auf dem Caroline arbeitet, wird kein Huhn geschlachtet und sie haben Platz und können scharren. Das kann ich mit mir schon eher vereinbaren als dieses normale lieblose Verhalten, wie Kükenschreddern und die Platznot. Eier, die unter solchen Bedingungen entstanden sind, möchte ich nicht kaufen.

Anna: Mir geht’s da ganz ähnlich. Naja, jedenfalls habe ich mich informiert und es ist wohl so, dass ursprünglich Wildhühner nur Eier legten, wenn diese befruchtet waren und die Laune gegeben, diese auch auszubrüten. Mittlerweile sind unsere Hühner so gezüchtet, dass sie am laufenden Band Eier legen, ohne dass ein Hahn in der Nähe sein muss. In diesen Fällen hätten sie wohl keinen Vertrag damit, dass der Mensch ihnen die Eier entwendet. Befruchtete Eier gibt’s natürlich auch… manchmal ist der Hahn ja doch in der Nähe, und wenn man schnell genug sei (einen Tag habe man wohl Zeit) könne man sie ebenfalls wegnehmen und essen. Das alles hier schreibe ich ohne Kommentar… Wie ist es denn mit den Hühnern in Auhausen?

Santa: Da ist, soweit ich weiß, ein Hahn dabei und die Eier werden dann vormittags irgendwann geholt. Meine Tochter liebt es mit Caroline ein Ei zu holen.

Fleisch = Gemüse

Santa: Fritz, der Bioland-Bauer, hat sich letztens bei der Klauenpflege mit dem Klauenschneider (nennt man ihn so? – Du verstehst schon, was ich meine…) und seinem Praktikanten bei der Brotzeit über die haarsträubenden Bedingungen von Hühnern und Puten und auch Schweinen unterhalten
Anna: Was hat er denn als besonders haarsträubend bezeichnet?

Santa: Dass Puten so gezüchtet werden, dass sie gar nicht mehr stehen können, weil sie mehr Brustfleisch produzieren sollen. Und auch Freilandhühner werden dann mit einer Maschine zusammengekehrt und einfach in einen Karton gepackt, bis er voll ist, und dann kommt die nächste Kiste. Die Hühner kommen schon mit großen Verletzungen zum Schlachter. Fritz war richtig betroffen und meinte, dass man Tiere doch nicht wie Getreide behandeln kann. Er hat auch Rinder, die geschlachtet werden und er ist jedes Mal traurig. Dadurch zeigt er für mich einen wirklicheren Zugang zu dem Tier und der ganzen Schlachtungs-Thematik. Er ist dabei und das Tier hat bis zuletzt gut gelebt. Er war schon als Kind beim Schlachten dabei. Ganz unabhängig davon, dass ein Tier stirbt, so hat er wenigstens einen klareren Ansatz. Er kauft nicht in Styropor verpacktes Fleisch und tut so, als wäre es Gemüse. Er weiß, dass sein Essen ein Gesicht hatte und er hat das Tier sogar geliebt. Sorry, Fritz, dass ich hier gerade so aus dem Nähkästchen plaudere!

Santa: In Auhausen habe ich viel Fundamentaleres über Nachhaltigkeit als in jeder Fachliteratur gelernt.

Anna: Und wir lernen von Dir! Und Fritz! Er wird’s Dir sicherlich nicht krumm nehmen. Grüß ihn mal von mir! Ich freue mich auf ein Kennenlernen.

Santa: Unser Treffen in Auhausen wird sicherlich wunderbar! Es wird schon einiges geplant. Lass dich überraschen. 🙂

Anna: Can’t wait!

Aus alt mach neu

Anna: Wir restaurieren gerade einen Esstisch für den Balkon. Ich hoffe, wir bekommen das gut hin. Aber noch besser als eine ordentliche FSC-Zertifizierung ist natürlich das Holz, das man eh schon als Tisch im Keller stehen hat. Genau das passt zum Budget-Aspekt unserer Challenge diesen Monat. Ein weniger an Konsum hat einen großen Nachhaltigkeitseffekt. Obwohl natürlich der Kauf guter Produkte auf das Angebot guter Produkte einen Einfluss hat. Nur so wird sich der Markt verändern… mal wieder ein kleines Dilemma…

Minimalismus

Santa: Ich möchte Konsumentscheidungen natürlich auch weiter hinterfragen, vor allem aber mich selbst. Ich merke, dass ich als Grundregel am besten mit Minimalismus fahre. Das scheint mir auch die nachhaltigste Lebensführung zu sein und die, mit der man mehr bei sich ist.

Anna: Wirklich spannend. Hättest Du das im Januar gedacht?

Santa: Ich habe nicht im Geringsten geahnt, was alles passieren würde.

Anna: Man muss sich solchen Herausforderungen einfach hingeben, um wirklich daraus zu lernen. Und wie es unser Ziel war: Den eigenen besten Weg zu finden. Und ein paar politische Stellungnahmen werden dabei auch noch rausspringen, ganz bestimmt. Denn es reicht schließlich nicht für sich selbst die einigermaßen richtigen Entscheidungen zu treffen. Wir brauchen MEHR!

Santa: Ja, richtig.

Öffentlichkeit

Anna: Kennst Du Futurzwei?

Santa: Ja! Hab mir mal das ein oder andere Video angeschaut. Eine nette Initiative.

Anna: Bevor man auf die Seite gelangt, muss man folgendem Satz zustimmen: „Wenn Sie FUTURZWEI besuchen möchten, müssen Sie sich verpflichten, mindestens eineder Geschichten, die Ihnen begegnen werden, weiterzuerzählen. Reine Konsumhaltung ist nicht.“

futurzwei

Quelle: futurzwei.org

Santa: Der Disclaimer hat mir auch direkt gefallen.

Anna: Und genau dafür schreiben ja auch wir einen Blog und verziehen uns nicht ins stille Kämmerlein. Auch wenn wir damit recht viel unseres Privatlebens preisgeben.

Santa: Wir sind defintiv un petit peu geeky und evtl. auch missionarisch unterwegs, aber im Angesicht all dieser neuen Erkenntnisse ist es ja auch schwer, immer den Mund zu halten. Außerdem bin immer wieder baff, wenn mich Freunde und Bekannte auf unser Projekt ansprechen und sagen, dass sie dieses oder jenes jetzt für sich umsetzen. Stephanies Gemüsebrühe oder auch ihr immer verfügbarer Zitronenabrieb kommen zum Beispiel sehr gut an. Viele sind jetzt auch stark auf die Plastikverpackungsthematik angesprungen.

Anna: Stimmt! Und hier auch mein Appell an unsere Leser: Sagt weiter, was Euch gefällt. Sagt uns, was Euch nicht gefällt.

Santa: Genau!

Gemeinsame Sache

Anna: Und nur durch diese Öffentlichkeit erreichen wir ja auch, dass zum Beispiel Initiativen wie das Magazin für Restkultur auf uns aufmerksam werden! Joining forces, könnte man sagen.

Santa: Oh ja, hab mich auch sehr über den Kommentar gefreut. Wir finden sicherlich ein gutes Format um unsere Gedanken zu teilen.

Anna: Außerdem können wir großartige Menschen wie Valentin Thurn, den Macher von Taste the Waste, davon überzeugen, uns ein Interview zu geben. Werde nächste Woche mit ihm sprechen. Ihr könnt gespannt sein.

Santa: Ich bin definitiv gespannt!

Verwöhnprogramm

Santa: So, meine Liebe, ich muss jetzt noch mein Köfferchen packen, das ich auch bewusst klein gehalten habe im Sinne des Minimalismus und natürlich muss ich noch ein Weinchen mit Caroline trinken.

Anna: Wohin geht es für dich als nächstes?

Santa: Die nächsten 5 Tage bin ich im Naturhotel Mohren. Das ist schon lange gebucht von meiner Mama. Es wird zwar nicht wirklich on a budget, aber streng bio. Werde mein Bestes geben, wenig zu konsumieren, und dann natürlich ein paar Tage anhängen im Juni.

Anna: Versuche einfach gut zu konsumieren! Das wird Dir dort nicht schwer fallen. Und klar, ein paar Tage dranhängen ist in diesem Fall natürlich Pflicht. Rules are rules.

Santa: Absolutely! Bin ja ein braves Meyerlein… weil ich es will und weil ich es richtig finde!

Anna: Wirklich ein tolles Geschenk hat sich Deine Mom da ausgedacht!

Santa: Und dort werde ich das Schlemmen wie nie zuvor genießen und es mir so richtig gut gehen lassen. Meine Mutter weiß wirklich, wie man verwöhnt.

Anna: Ob mit Dinkelpfannkuchen oder Hotelideen! Sehr schön. Meine übrigens auch. Vielleicht ist das eine mütterliche Eigenschaft.

Santa: Ja, vielleicht! Mal sehen, wie ich mich so machen werde als Meyer-Mama.

Anna: Wie Du dich machen wirst?! Du machst Dich doch schon!!! Ausgezeichnet. Mal sehen wie ich mich machen werde. Denn das steht tatsächlich in den Sternen.

Santa: Naja, wirst auf jeden Fall ein Jahr Challenge hinter dir haben und kannst deinem Baby eine ausgezeichnete Tour quer durch alle Nachhaltigkeitsbereiche geben.

Anna: Soviel ist schon mal sicher.

Santa: Schlaf gut, Anna! Diesmal hatten wir ja anstelle eines frühen Gesprächs ein spätes! Und wir schaffen es immer! No.20, oder?

Anna: Wo ein Wille ist…

Santa: Bis bald!

Anna: Genießt euer Weinchen!

Santa: Merci!

 


 

tt30-logoWeitere Infos und jede Menge Interaktion findet Ihr auch auf der Facebookseite „Die Nachhaltigkeitschallenge 2014„, über Twitter unter @Finding_S und über den Blog der Deutschen Gesellschaft des Club of Rome. Und ja, einen Hashtag gibt’s auch:#FS_NC14

 


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