Chat zum Sonntag, No. 29 – Meyer&Meyer


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20.07.2014        11:05 – 12:25

Anna: Guten Morgen, Santa! Welcome, outside world, from the Yoga Tent! Ich behaupte, heute haben wir den schönsten Platz für unseren Chat gefunden. No. 29 – Wassertrüdingen. Afrika-Karibik-Festival. Yeaaah!

Santa: Hallo Anna, neben mir auf der Palette. Ich bin gerade so richtig entspannt. Jeden Morgen Green Smoothies aus Wildkräutern, Yoga Origami auf dem Festival, dann immer wieder ein tolles Reggae-Intermezzo, zum Beispiel von Patrice und Orange, Kräutersammeln mit Stephanie, gemütliche Mahlzeiten mit Stephanies Familie und Caroline, unsere eigene Kosmetik-Manufaktur…

Anna: Jaaaaa, es war ja wirklich schon ewig geplant unser African-Bavarian Weekend! Und auch wenn es gleich schon vorbei ist, war es einfach fantastisch!

Santa: Wir haben definitiv aus jeder Minute etwas herausgeholt, inklusive Entspannung. Was sagst du zu Auhausen, Annalein?

Bayrisch-afrikanische Idylle

Anna: Ich glaube, weil Du genau die richtigen Leute dort kennst, ist es wunderbarer Ort. Ich durfte bei Familie Schnitker im Klosterzimmer direkt neben dem Kirchturm schlafen, Ausfahrten mit dem Traktor machen, um Kuhweiden und Schweineställe zu besuchen… Hühnerställe und Störche gab’s gleich um die Ecke, ach, von all dem guten Gemüse ganz zu schweigen. Gerade als Städter bin ich ziemlich geflashed!

Santa: Das ging mir auch so, als ich das erste Mal vor nun 8 Jahren dort war. Seitdem habe ich Entspannung und Urlaub immer mit Auhausen verbunden, während es mich davor immer in die Ferne zog. Ich habe in Auhausen und von den Auhausern unheimlich viel über genussvolles naturnahes, nachhaltiges und regionales Leben gelernt. Die Schnitkers sind ein super Beispiel dafür. Dazu muss man nur in den Garten gehen und die Vielfalt an Blumen, Gemüse, Kräutern und Obstbäumen betrachten. Oder zu Wolfgang ins Stadl gehen, während er entweder alte Möbel abbeizt oder ein Insektenhotel baut.

Anna: Ja, die Insektenhotels sind eine spannende Sache. Bald mehr dazu! Als Du mit Deiner Süßen unterwegs warst, habe ich Wolfgang nämlich ausführlich dazu interviewt. Genauso ist seine Weisheit groß, wenn es um Tees und Liköre geht. Mmmhhh, lokaler Walnusslikör. Neben dem guten Bier genau das Richtige für uns, wenn wir schon auf Kaffee und fernländische Köstlichkeiten verzichten. Schon komisch, gleich wieder in Düsseldorf zu sein. Obwohl ich natürlich den Bus- und Bahnverkehr, der im tiefen Bayern etwas zu kurz kommt, zu schätzen weiß. Was vermisst Du am Meisten, wenn Du zurück in Paris bist?

Santa: Auf jeden Fall die Ruhe und das Persönliche. In Paris ist es mir doch immer wieder zu hektisch und zu schnell, vor allem wenn ich von A nach B muss. Ich habe in Auhausen auch wirklich gute Freunde wie Caroline, Stephanie und Fritz. Die vermisse ich natürlich auch sehr. Zum Glück habe ich ja noch ein paar Tage, um mich weiter zu entspannen. Als ich noch in Maastricht studiert habe, war ich bis zu fünf Mal im Jahr dort. Jetzt versuche ich es mindestens zwei Mal im Jahr, auch damit meine Tochter weiß, woher die Eier kommen, was eine Kuh wirklich ist und damit sie sich in der Natur aufhalten kann.

Anna: Ja, alleine für mich war es ja schon eine intensive Naturerfahrung. Und ich bin ja eigentlich auch recht dörflich aufgewachsen. Für Stadtkinder sowieso ein Muss! Auch die Tatsache, was man aus Ästen und Rinden alles basteln kann. Hier ist Stephanies Mutter die Expertin. Blumenvasen aus Eichenstämmen, Deko aus Steinen, etc… Auch auf dem Festival hat mir der Upcycling-Stand „Kleinkarriert“ gefallen.

Upcycling

Santa: Wirklich ein netter Stand mit Kronkorken-Ohrringen, einem Windspiel aus Löffeln, Etageren aus Schallplatten und sonstigen lustigen Ideen. Was ich hier aber auf dem Fest für mich entdeckt habe sind die Palettensitze, auf denen wir gerade chatten. Wenn ich mal groß bin und einen festen Wohnsitz habe… mit den indischen Stoffen und Kissen, die meine Mama mir bestimmt abtritt… mmmhh… Einfach zwei Paletten ineinanderstecken, fertig! Allgemein ist aber auch dieses Fest, so alternativ und schön es ist, eine Konsum-Hochburg, vom Essen bis zu den Ständen mit Klamotten, Schmuck und Tand. Mittlerweile kann ich mir Sachen allerdings anschauen, ohne irgend einen Kaufreiz zu fühlen.

Anna: Ja, es ist schon extrem, wieviel man kaufen soll. Aber bewusst ist mir das erst seit unserer „Kein Zeug“-Challenge. Schon interessant. Genauso wie mir bei jedem Supermarkt-Besuch all das Plastik auffällt. Und in diesem Monat natürlich all das Gemüse und Obst aus der Ferne. Na klar, ich möchte die Globalisierung nicht zurücknehmen, aber Flieger alleine mit Blumen und Obst vom anderen Ende der Welt sehe ich sehr, sehr kritisch! Oje, Anna… ein bißchen unentspannt bist Du schon geworden. Whatever… Auch auf der Rheinkirmes ist mir aufgefallen, wie viel Kram in den riesigen Losbuden hing. Dinge, die so richtig niemand braucht, die aber irgendwo produziert werden müssen. Mit wertvollen Ressourcen.

Santa: Unnötiges Zeug (oder das, was ich als unnötig empfinde) stößt mir mittlerweile auch auf. Es gelingt mir aber mittlerweile besser, meinen Mund und auch meinen Kopf dann zu schließen. Ich will ja keinem und mir auch nicht die Laune verderben. Mir ist hier auch augefallen, wie exotisch die Zutaten alle sind. In Palmöl gebackenes Känguru-Fleisch zum Beispiel. Ich werde auf jeden Fall einiges aus der regionalen Challenge beibehalten. Bei Obst und Gemüse habe ich es auch vorher schon getan, aber heimische Öle und Kräuter sind für mich mittlerweile ein absolutes „must“ bei jeder Mahlzeit.

Beziehungsfragen

Anna: Ja, das Schöne ist, dass wir durch unsere Challenges wirklich Neues und Gutes entdecken. Nur so kommen wir aus dem Modus „ich werde ja immer unentspannter, weil ich alles ablehne“ in den „ich bin im Einklang mit der Welt, weil ich weiß wie’s geht, ohne auf Genuss zu verzichten“-Modus. Heimische Nuss- und Kräuteröle gehören auf jeden Fall dazu! In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Zeo2 habe ich einen interessanten Artikel gelesen: „Wieviel Öko verträgt die Liebe?“ Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass Verständnis für den jeweils anderen ganz wichtig ist. Aber dass eben auch die Tatsache sehr hilfreich ist, dass es unglaublich leckere vegane Gerichte gibt.

Santa: Ist das der Artikel, in dem Michael Bilharz vom Umweltbundesamt (UBA) porträtiert wird? Ich habe ihn leider noch nicht gelesen, also: tell me more please!

Anna: Ja, gern! Aber Du musst ihn auch noch lesen. Wirklich! Bisher haben wir Herrn Bilharz ja vor allem auf einer sehr professionellen Ebene kennengelernt. Wir haben mit ihm überlegt, wie man den UBA-Emissionsrechner für unsere Challenges einsetzen kann und inwiefern das UBA die Nachhaltigkeitschallenge 2014 unterstützen bzw. bereichern könnte. In dem Artikel ist sein Leben sehr persönlich beschrieben. Früher war er sehr eingenommen von seinem Engagement und hatte für die Liebe keine Ressourcen. Jetzt arbeitet er ja fürs UBA, kommt dort seinem Engagement nach, hat eine Familie und beschreibt, wie wichtig es ist, in einer Beziehung die wirklich großen Dinge mit großem Nachhaltigkeitseffekt zu diskutieren. Welchen Stromanbieter, welches Reiseziel, welche Form der Alltagsmobilität? Statt den Partner für neue Kleidungsstücke zu kritisieren, könne man zum Beispiel ein paar Euro an die Clean Cloth Campaign spenden. Am Besten gemeinsam. So verändere man tatsächlich Strukturen. Für weniger bedeutsam hält er es, dem Partner vorzuschreiben, die Heizung runter zu drehen oder kürzer zu duschen. „Eine Klimakultur entwickeln.“ „Blockwart-Dasein vergessen.“ Diese Sätze beschreiben seine Philosophie. Ich habe woanders auch gelesen, dass man das Richtige tut, wenn man aufhört dem Falschen so viel Raum zu geben. Mmmhhh, wenn das so einfach wäre. Aber ungefähr in dieselbe Stoßrichtung gehen ja all unsere Aktivitäten auch.

Santa: Das klingt tatsächlich wie ein sehr lesenswerter Artikel. Ich werde ihn auf jeden Fall in den nächsten Tagen lesen. Es ist der Beziehung bzw. der inneren Nachhaltigkeit tatsächlich nicht so dienlich, dem Partner Dinge vorzuschreiben oder Dinge persönlich zu nehmen, die eigentlich nicht die eigene Person betreffen. Das sind alles Erkenntnisse, die ich langsam, aber stetig zu inkorporieren versuche. Das sind auch gute Abschlussworte, bevor du gleich fährst und wir noch ein bisschen die Musik und Stimmung hier aufsaugen. Schön war`s mit dir und Stephanie und Caroline und uns allen zusammen.

Roll-Nächte

Anna: Jetzt habe ich noch gar nichts von der tollen #Rollnacht erzählt, die ich am Donnerstag in Düsseldorf besucht habe. Eine grandiose Veranstaltung. Getragen von Ehrenamtlichen, CO2-neutral, etc. Ach, vor allem hat es aber Spaß gemacht! Bei lauter Musik durch die Stadt zu cruisen.

Santa: Rollnacht rocks! Ach ja, und auch von der tollen Aktion mit den Pfandbechern hier auf dem Festival haben wir noch gar nicht gesprochen. Statt sich anzustellen um den Pfand zurückzubekommen, oder die Becher gar rumstehen zu lassen, gibt es hier überall Behälter: Becher rein = Spende.

Anna: Und diese schöne Postkartenaktion. Statt immer nur zu „posten“ könnte man ja mal wieder richtige Postkarten an seine Liebsten schreiben. Mit Grüßen vom Zeltplatz! Nice. Also wir haben’s gleich umgesetzt!

Santa: Korrekt!

Anna: Und auch über diesen Artikel im Zeit-Magazin haben wir nicht gesprochen. Fleischlose Ernährung – Her mit der Wurst. Dieser Titel schon! Aber es würde jetzt den Rahmen sprengen. Außerdem gibt es im Netz schon einige Reaktionen, wie die vom Graslutscher. Aber auch hier… wir sparen uns an dieser Stelle jeden Kommentar. Auch wenn’s schwerfällt. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Aber ich muss jetzt wirklich los! Ich wünsche Dir noch weitere zauberhafte Tage in Auhausen. Ich verziehe mich gleich in ein kühles Zugabteil gen Düsseldorf. Auch wenn ich noch sehr, sehr lange mit Dir hier sitzen könnte! Au revoir!!!

 


 

tt30-logoWeitere Infos und jede Menge Interaktion findet Ihr auch auf der Facebookseite „Die Nachhaltigkeitschallenge 2014„, über Twitter unter @Finding_S und über den Blog der Deutschen Gesellschaft des Club of Rome. Und ja, einen Hashtag gibt’s auch:#FS_NC14

 


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