Zitronat, das nach Zitrone statt nach Gummi schmeckt – Rubina an Santa


Hallo Santa,

Plastikvermeidung fällt mir irgendwie schwerer als das ausschließlich regionale Essen. Letzten Monat, während unserer #Regional-Challenge (max. 100 Autokilometer Umkreis/ also etwa 50-60km Luftweg) war das Problem ja vor allem, gute Bezugsquellen aufzutun. Da hatte ich hier Probleme bei Nüssen, losem Getreide/Mehl oder Hülsenfrüchten. Obwohl all das ja hier sogar wächst, gelangt es nicht automatisch auch in die Geschäfte.

Bei Plastik ist es dagegen so, dass es sich ständig irgendwo versteckt. Und wenn ich auch bei Frischwaren seit gefühlten Ewigkeiten auf Müllvermeidung achte, so sind doch viele Trockenwaren in Plastik verpackt oder haben ein Plastikfensterchen in der Papiertüte, einen Plastikdeckel, oder, oder… Ich war ja schon überrascht, dass selbst in den Ökokosmetika teilweise Plastik enthalten ist.

Bei Waren, zu denen es keine Alternativen direkt im Geschäft gibt, habe ich mich irgendwie daran gewöhnt. Auch wenn ich das damals, als dieser Plastikwahn anfing, als total nervig empfand. Vor 25 Jahren war es noch total normal, Getreide oder Trockenfrüchte im Reformhaus oder Bioladen lose kaufen zu könnten. Es wurde entweder in Papiertüten gepackt oder man brachte sein Gefäß/ Leinenschlauch mit.

Der Händler meinte damals, dass er bei Mottenbefall zu viel Verluste macht. Wenn Motten in eingeschweißten Tüten auftreten würden, könne er sie dagegen kostenneutral reklamieren. Und dann kam ja auch das Duale System (Wertstoffsammlung) auf und Müllvermeidung war plötzlich kein Thema mehr. Irgendwie ein Fehler im System.

Abgesehen davon, dass ich das hier in meinem Urlaubsdomizil vorgefundene in Plastik verpackte Gemüse und die Milchprodukte aufgebraucht habe, habe ich es in den ersten zwei Wochen geschafft, zumindest nichts mit Plastik zu kaufen. Hier im Haushalt gibt es neben den Plastikartikeln fast immer auch eine Alternative aus Metall, Holz oder Glas. Ich habe sogar gemahlenen Kaffee entdeckt, der alleine in Papier originalverpackt wurde. Hatte aber noch gar kein Kaffeeverlangen und nach einem Liter türkischem Schwarztee bin ich getränkemäßig weiter regional unterwegs. Das heißt, lokal. Es gibt frischen Minztee, Brombeerblättertee und Löwenzahn. Wobei der Muckefuck mir diesmal nicht so gelungen ist. Schmeckt eher etwas gemüsig. Habe wohl nicht lange genug durchtrocknen lassen vor dem Rösten und auch die Prise Zucker weggelassen/ weniger geröstet.

Der erste Fauxpas passierte mir ausgerechnet im Reformhaus.

Ich habe Haferflocken in einer Papiertüte gekauft, Seife ganz unverpackt, … ja und dann habe ich Zutaten für eines eurer Creme-Rezepte gesucht. Erst zu Hause fiel mir auf, dass die Kakaobutter ja in einer Plastikverpackung steckt. Schon verrückt, dass mein „kein Plastik“-Filter da plötzlich ausgeschaltet war.

Aber ich glaube, das ist ein ganz gängiges Muster. Wenn du etwas länger suchst und das Produkt nur in einer einzigen Darreichungsform angeboten wird, kaufst du es auch schon einmal in einer Verkleidung, die du normalerweise nicht auswählen würdest.

Deshalb finde ich es jetzt auch nicht mehr so verwunderlich, dass die Leute hier soviel Plastikverpacktes kaufen. Ich meine, es ist ja eigentlich normal, wenn man seine Einkäufe in den Geschäften in seiner Umgebung erledigt, solange es dort die Waren gibt, die man so zum Leben benötigt. Und wer nicht mittwochs vormittags bei den zwei Bauernständen einkaufen kann, muss hier schon etwas weitere Wege auf sich nehmen.

Bis zum Biobäcker brauche ich schon das Fahrrad und das nächste Reformhaus ist in der Stadt (mit Fahrrad 3/4 Stunde, mit Bahn 30 Minuten), Biofrischware kann ich in der Nähe samstags vom Bauern bekommen.

Ja, die Nachfrage beeinflusst das Angebot. Aber ich glaube, das gilt nur uneingeschränkt, wenn es auch Alternativen gibt. Als ich gestern im Reformhaus merkte, dass selbst Braukhof jetzt Müsli in bunten Plastiktüten verkauft, dachte ich, es wird Zeit, neben dem Kaufverhalten auch auf anderem Wege den Produzenten eine Rückmeldung zu geben. Ich fand gerade von denen die Papierverpackung immer so ansprechend. Die sahen viel edler aus, als die bunten von der Plastik-Konkurrenz. Habe mir vorgenommen, denen mal zu schreiben. Wenn das mehrer KundInnen machen, hilft es vielleicht.

Die Greenpeace-Kampagne gegen genmanipuliere Futtermittel hat ja auch Wirkung gezeigt. Landliebe und noch ein paar andere Firmen haben reagiert.

Irgendwie kommt mir bei diesem Thema die Geschichte mit dem Zitronat wieder den Sinn. Und lustigerweise passt das Ende der Geschichte zum Thema diesen Monats.

In der Weihnachtszeit backe ich auch schon mal Stollen und so. Bis vor drei Jahren gab es im Reformhaus auch echtes Zitronat aus Zitronenschalen. Auf einmal gab es nur noch diese auch Citronat genannte Succade. Aus dem Zeug, aus dem das konventionelle Zitronat seit Jahrzehnten besteht und das kaum nach Zitrone und von der Konsistenz wie Gummi schmeckt.

Als ich den Händler ansprach, meinte er, wenn die Firma jetzt diese anböte, dann würden die Kunden es wohl lieber haben. Die Nachfrage regle das Angebot. Nunja. Das macht sie. Aber es hatte nie beide nebeneinander im Angebot gegeben. Jetzt gibt es gar kein Zitronat mehr in diesem Reformhaus. Das Gummizeug haben die anderen Kunden wohl genauso wenig gekauft wie ich.

Bei Zitronat ist es nicht so schlimm. Ist ja kein Grundnahrungsmittel. Außerdem kandiere ich mir seitdem die Zitrusschalen einfach selbst.

Ist dann ganz verpackungsneutral und da ich ja ohnehin immer mal wieder eine Zitrone des Saftes wegen kaufe, kann ich dann auch gleich die Schale verwenden. Vorher habe ich diese für Tees oder als Gewürz auf meiner Heizung getrocknet oder sie gerieben und damit Zucker aromatisiert oder auch mal Salz oder Öl, weil ich das Aroma auch in herzhaften Speisen mag. Und vor Weihnachten kandiere ich mir jetzt bei Bedarf eben auch mal welche. Wie das geht?

Quelle: Daily cake

Zitrusschalen kandieren (Zitronat, Orangeat…)

  • Die äußere Schale von den ausgepressten Früchten etwa 3mm dick abschneiden.

(Das restliche Innenleben kann man noch für die Pektingewinnung für Marmelade nutzen. Bei 1:1 Zucker reicht – je nach Reifegrade – eine bis zwei Zitrone(n) für

700-1000g Früchte; ich experimentiere gerade ohne Zucker und nehme stattdessen Apfeldicksaft)

  • In einer Schale mit heißem Wasser übergießen und abkühlen lassen.
  • Das Wasser abgießen und erneut mit heißem Wasser übergießen. Zugedeckt über Nacht stehen lassen. Abgießen.
  • Mehrfach mit einer Nadel in die Schalen stechen.
  • Ab hier gibt es zwei mir bekannte Möglichkeiten:

Variante A (eignet sich auch für entkernte frische Kirschen, Erdbeeren, Rhabarber, Schlehen…)

  • Läuterzucker (in Wasser gelöster Zucker, der solange gekocht wurde, dass es eine sirupartige Konsistenz ergibt. Etwa 1:1) erhitzen und die Schalen in einem kleinen, hohen Gefäß damit übergießen/ bzw. in den Topf geben, untertauchen und 24 Stunden zugedeckt darin durchziehen lassen.
  • Am zweiten Tag die Früchte herausnehmen, einen Teil des Läuterzuckers durch neuen Zucker austauschen (der Sirup kann noch fürs Backen verwendet werden; einfach Flüssigkeit teilweise durch Sirup ersetzen und sonstigen Zucker weglassen).
  • Erhitzen bis sich der Zucker löst und wie am ersten Tag, die Schalen darin für 24 Stunden zugedeckt durchziehen lassen.
    • Das Ganze noch 2-3mal wiederholen, bis die Schalen durchsichtig sind. Nachher ruhig auch mal zwei Tage ziehen lassen. Am Ende herausfischen und auf einem Kuchengitter abtropfen und trocknen lassen

Habe so auch schon entsteinte Kornelkirschen und Schlehen kandiert.

Der übrigbleibende Sirup ist bei Früchten auch für Getränke oder Desserts geeignet.

Habe dieses Jahr einmal verschiedene Früchte nacheinander in dem gleichen Sirup kandiert (Erdbeere, Rhabarber, Kirschen), um Zucker zu sparen. Dabei ist das Aroma schön intensiv geworden und der letzte Sirup war am Ende sogar Honigartig dickflüssig, also auch aufs Brot schmierbar. Ich habe ihn kleine Gläschen gefüllt. Kam auch als Geschenk gut an. Der von den Zitronenschalen ist etwas herber, aber im Kuchen wie gesagt prima zu verwenden – hält sich ja aufgrund des Zuckergehaltes auch länger; muss also nicht gleich verarbeitet werden, einfach heiß randvoll in Marmeladengläschen einfüllen, kurz kopfüber stellen, damit auch der Hohlraum unter dem Deckel erhitzt = pasteurisiert wird und aufrechtstehend abkühlen lassen. Hält sich ungeöffnet bei sauberem Glas mindestens ein Jahr, das wisst ihr ja von meinem Einmach-ABC.

Variante B (besonders für Leute mit Holzofenheizung geeignet!)

  • Die gewässerten Schalen in einem Sirup aus einer Tasse Wasser und zwei Tassen Zucker solange köcheln lassen, bis sie durchsichtig sind. Soll bei Orangen etwa 2 Stunden dauern. Bei Grapefruit hat es etwa eine Stunde gedauert.

Diese Variante ist nur für feste Früchte und Zitrusschalen, Melonenschalen, Ingwer… etc. geeignet. Andere Früchte würden zerfallen.

Viel Spaß beim Ausprobieren.

Liebe Güße

Rubina

 


 

tt30-logoWeitere Infos und jede Menge Interaktion findet Ihr auch auf der Facebookseite „Die Nachhaltigkeitschallenge 2014„, über Twitter unter @Finding_S und über den Blog der Deutschen Gesellschaft des Club of Rome. Und ja, einen Hashtag gibt’s auch:#FS_NC14

 


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