Challenge No.9: Bilanz – slow & vegan


Wie lief für euch das vegane Leben? Welche Gaumenfreuden habt ihr für euch entdeckt? Welche Herausforderungen überwunden? War es wirklich so schwer, wie ihr es euch vorgestellt habt?

Ja, diese Fragen hätten wir schon vorher ins Netz stellen können, sollen, wollen, aber wir waren diesen Monat so „slow“ wie möglich unterwegs. So slow, dass Santa in Norwich richtig ankommen konnte – nach dem vielen Hin und Her, ihr kennt sie – und Anna zwei Wochen mit ihrem Liebsten durch italienisch malerische Kulissen wanderte. Seien wir ehrlich, Zusätze wie Minimalismus und Entschleunigung lassen sich (zumindest für uns) nicht mit ständiger Internet-Präsenz verbinden. Auch wenn wir es eigentlich lieben, das Netz.

Slow und vegan lassen sich übrigens hervorragend miteinander kombinieren. Denn durch Entschleunigung haben wir Zeit gewonnen. Zeit, um uns zum Beispiel  auf dem Markt erst einmal bekannt zu machen mit der Vielfalt an Obst,Gemüse, Nüssen und Hülsenfrüchten. Und Zeit, um zu entdecken,  was sich in einer veganen Küche sonst so schmackhaftes abspielt. Santa beschäftigt sich nun mit Heritage Gemüsesorten, z.B. hat sie sich in Jubilee Tomaten verliebt, gelb, grün und dunkelrot und soooo lecker. Der Duft allein lässt sie schon sentimental werden. Und Hirse hat es ihr auch gleich angetan, in Form von pikanten Hirsepfannkuchen und Hirse-Birnen-Mandel-Brei. Übrigens hat Santa es diesen Monat tatsächlich geschafft, nur mit einer Hose, einem Rock und drei Oberteilen auszukommen. Es war sehr faszinierend und vor allem einfach, sich wirklich überhaupt keine Gedanken zu Kleidung zu machen. Sie hat auch versucht, mit gar nicht so wenig Erfolg, im Moment zu sein und sich Zeit für den Alltag, also auch Wäsche, Spülen usw. zu nehmen. (Außer im Bereich Kochen ist Santa sonst eher nicht als Haushalts-Ass bekannt.)Genau dieser Gedanke des Down-Scalings enthält sehr viel Potenzial für uns. Mehr leben, weniger haben. Kann man das so sagen?

Anna liebt jedenfalls ihre selbstgemachte Soja- und Hafermilch, Green Smoothies und den Rheinischen Bauernmarkt in Düsseldorf. Außerdem hat sie sich von einer Reihe toller Kochbücher inspirieren lassen. Auch wenn es ihr extrem schwer gefallen ist, auf Käse zu verzichten… in den eigenen vier Wänden klappt die Kompensation einwandfrei! Und mit einer erfolgreich umgesetzten Entschleunigung hatten wir die  Zeit, zu kochen und uns Gedanken zu machen, was man wo isst. Wie wäre es also mit DIY Gewürzketchup, Sauerkraut oder eingelegtem Gemüse? Und wie findet ihr Brot und Kuchen im Glas für Zeiten, wenn man, ja, wenn man halt nicht so viel Zeit hat? Slow und vegan heißt für uns: einfache, gute, regionale Küche, viel DIY und Selbstbestimmung. Santa hat ihren veganen Tagesablauf genauso beschrieben wie Anna. Und wir hoffen, dass euch unsere Rezepte und Erfahrungen zur Nachahmung angeregt haben.

 

Und Gedanken möchten wir uns weiterhin machen, auch wenn es mal schnell zugehen wird oder wenn uns mal ein Stück Käse, ein Ei oder gar ein Stück Fleisch anlächeln. Achtsamkeit und Bedachtheit sind wichtige Prinzipien, die wir gerne auch nach diesem Monat mit in unseren Alltag nehmen möchten. 6 Eier in einem Kuchen wären für uns nicht mehr drin – das wären doch 6 wertvolle Sonntagseier, oder? Wie wir schon oft betont haben, lassen sich Nachhaltigkeit, ein In-Sich-Ruhen oder gutes Gewissen, Gesundheit und Schönheit und auch mehr Zeit und gute Finanzen sehr gut miteinander kombinieren. Just rethink what you need and eat! Jede vegane Entscheidung geht in die eigene Positivbilanz der oben genannten Faktoren ein. Es gibt viele zufriedene Veganer, die wir im Rahmen unseres Selbstversuchs kennenlernen durften wie z.B. Andrea und Diana, die treu die Challenges mitmachen. Sie konzentrieren sich auf das Wesentliche, bleiben ihren Prinzipien treu und haben selten ein Gefühl von Verzicht. Hier einer, der vegan in deutschen Landen massentauglich gemacht hat und seine Selbstzufriedenheit gerne nach außen kehrt: Attila Hildmann und unser Interview mit ihm.

Annas Interview mit Susanne Schwan hat uns persönlich berührt und eine Gänsehaut beschert. Susanna und Attila sind beide keine Prediger und genießen ihr Leben. Und wir Meyer- ja, wir lieben es auch, das vegane Leben, obwohl wir sicher nicht so konsequent sind. Aber wir versuchen eine vegane Ernährung zur Regel zu machen! Unsere Gründe, nochmal zum Nachlesen in unserem Brief an die ZEIT-Autorin, Frau Raether, die bisher kein großes Verständnis hatte für solche wie uns.

  

Quelle: 2000m2.eu, ARC2020

Vegan ist mittlerweile viel mehr nur als die Frage, ob man ein Tier töten darf. Tierische Produkte sind ein Politikum geworden, wie man in folgendem Artikel der Albert Schweizer Stiftung sehen kann: Tierische Produkte sind sehr ressourcenintensiv, die Massentierhaltung schadet Tier und Mensch (Hormone, Antibiotika arghhhhh- we don’t want that). Wir müssen umdenken. Wahrscheinlich kommt es nicht dazu, dass die ganze Menschheit vegan wird, aber weniger tierische Produkte können wir doch konsumieren, oder? Und wenn dann bitte aus anständigen Quellen, am besten direkt vom Bio-Hofladen. Gesünder ist es alle Male! Teurer als der schnelle Einkauf bei Aldi auch, aber dafür ist einfach ein Weniger angesagt und das gute Gefühl, die Augen nicht einfach zu verschließen.

Und jetzt nochmal in der Kurzversion. Welche Lehren ziehen wir nun aus all diesen intensiven Erfahrungen? Was halten wir fest:

1. Es fühlt sich gut an, alleine durch veränderte Essgewohnheiten einen großen Widerspruch zwischen Wissen und Handeln auflösen zu können.

2. Mit einem kritischen Blick auf das dominierende System unserer Landwirtschaft und den entsprechenden Folgen für Tiere, Ressourcenverbrauch, Umwelt und Klima ist es für uns eine logische Konsequenz nicht nur vegetarisch, sondern vor allem vegan zu essen.

3. Das kulinarische Angebot unserer Erde ist eindeutig aufregend genug, um auch ohne tierirische Produkte glücklich zu werden. Wir möchten festhalten, dass die Lebensmittel, auf die man verzichtet, sich aufwiegen lassen mit kulinarischen Neuentdeckungen. Und wenn wir in Zukunft tierische Produkte konsumieren, dann als etwas Besonderes, wie in alten Zeiten, als es den guten alten Sonntagsbraten gab.

4. Eine gesundheitlich unbedenkliche Ernährung ist auch ohne tierische Produkte möglich, wenn man auf Ausgewogenheit achtet und für eine ausreichende Zufuhr von B12 und Vitamin D sorgt. Das eine oder andere Sonnenbad ist leider nicht ausreichend.

5. Die herkömmliche europäische Küche basiert dennoch sehr stark auf tierischen Produkten, so dass es einer gewissen Planung bedarf, außerhalb der eigenen vier Wände zufrieden

satt zu werden. Mit etwas Übung und Kreativität lässt sich aber auch dieses Hindernis überwinden. Selbst kleinere Städte bieten immer wieder ein überraschend gutes veganes Angebot!

6. Jede vegane Entscheidung geht ein in die Positivbilanz. Ob jemand streng und konsequent als Veganer lebt oder sich einem überwiegend veganen Lebensstil verpflichtet, ist eine individuelle Entscheidung. Genauso ist es ja auch eine individuelle Entscheidung, Fleischberge zu essen… also nicht besonders aussagekräftig unsere Lektion Nr. 6… aber wichtig ist sie uns trotzdem.

7. Die Umstellung auf eine vegane Ernährung verlangt Offenheit für Neues und auch im sozialen Umfeld ein gewisses Maß an Verständnis und Toleranz. Gleichzeitig haben wir uns vorgenommen, gut auf unsere innere Stimme zu hören. Zuviel Druck treibt uns nachher allzu schnell zum Frikadellenbrötchen. Wir haben nicht den Anspruch perfekt zu sein.

8. Die vegane Community im Netz ist großartig und auch die Auswahl an veganen Kochbüchern steigt stetig. Get support – der Austausch ist bereichernd und hilft enorm!

9. Es ist möglich. Wir habe

n es probiert und unser veganer Monat hat unser Leben reicher gemacht. Ist es nicht schön, sich auch mal Zeit für das, was man is(s)t zu nehmen? Wenn alles immer schnell gehen muss, dann verliert man ebenso schnell den Blick auf wichtige Facetten unseres Lebens.

10. Überhaupt ist „Zeit“ ein sehr wichtiger Faktor. Unsere Zusatzchallenge „Slow“ bzw. „Entschleunigung“ hat einfach großartig gepasst. Zu einem veganen Leben – und ganz einfach zu unserem Leben. Wie ihr uns kennt, ist dieses Thema lange Zeit viel zu kurz gekommen. Aber auch hier: möglich ist so einiges, man muss es nur wollen und die Offenheit für neue Erfahrungen haben, inklusive Perfektions-Reduktion.

Quelle: Theresa Meyer

Alles ist connected! Vegan ist wichtig genauso wie die Reduktion von Verpackung, das Beachten des Ursprungslandes deiner Zutaten, deiner Reisemeilen, wieviel und ob du Auto fährst. Scary? – Maybe, but only in the beginning! Da sind wir uns ganz sicher. Und wie gerade schon gesagt, alles geht in deine Positivbilanz ein. Nachhaltigkeit ist kein Fass ohne Boden. Fangen wir bei uns an und schauen, was geht und wie viel geht, von allem ein bißchen, dann etwas mehr und so weiter und so fort! Im Monat Oktober möchten wir versuchen, innerhalb der 2.7 Tonnen CO2, die jedem von uns eigentlich zustünden, zu bleiben, also 2.7 t geteilt durch 12. Wer macht mit? Let’s do it!

Alles Liebe

Eure Meyer

 


 

tt30-logoWeitere Infos und jede Menge Interaktion findet Ihr auch auf der Facebookseite „Die Nachhaltigkeitschallenge 2014„, über Twitter unter @Finding_S und über den Blog der Deutschen Gesellschaft des Club of Rome. Und ja, einen Hashtag gibt’s auch:#FS_NC14

 


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