Wie ist die Rose sanft erblüht
Im heiligen Odem dieser Nacht!
Das Sternbild, das in ihr schlief,
ist aus der Tiefe aufgewacht.
So ward im Herzensgrund erweckt
Die Liebe, drin das Weltall tönt.
O atme sie durch weiße Nacht,
dass Erd und Himmel sich versöhnt.
Paul Bühler
Die Natur hält für uns in jeder Jahreszeit wahre Schätze bereit. So gibt es auch Pflanzen, die uns mitten im Winter mit ihrer Blüte erfreuen wollen. Von ihnen stelle ich nun die Schneerose vor, die auch „Christrose“ oder „schwarze Nieswurz“ genannt wird.
Einige Märchen sprechen über die Rose, die durch Liebe und Hingabe auf einem verschneiten Boden zu blühen beginnt. Damit ist nicht etwa die Edelrose gemeint, sondern die Schneerose. Ich freue mich immer wieder, ihr bei Winter-Spaziergängen auf Hängen oder lichten Wäldern zu begegnen. Die Blütenblätter der Schneerose erscheinen nämlich im Dezember und blühen bis Februar. Die dunkelgrünen, ledrigen Blätter sind jedoch das ganze Jahr über sichtbar. Sie liebt ganz besonders kalkhaltige Böden.
So schön sie ist, sie sollte unter keinen Umständen gegessen werden. Alle ihre Pflanzenteile enthalten giftige Substanzen, am meisten ihre Wurzel. Vergiftungserscheinungen sind zum Beispiel: Schwindel, Durchfall, Herzauffälligkeiten, Nierenentzündung, Krämpfe und Lähmungen. Es ist wichtig, direkt einen Arzt aufzusuchen, wenn Teile von ihr gegessen wurden.
Im Christentum galt die Schneerose wegen ihrer Blüte zum Christusfest als heilig. Daher kommt der weitere Name „Christrose“. Den weniger schmeichelhaften Namen der „schwarzen Nieswurz“ hat die Schneerose durch den unangenehmen, die Nasenschleimhäute reizenden Geruch ihrer Wurzeln erhalten. Durch die dunkle Farbe der Wurzel ist sie die „schwarze Nieswurz“.
Die Wurzel zeichnet übrigens eine weitere Besonderheit aus: Im Wurzelstock wird Stärke gespeichert, die die Schneerose im Winter in Wärme umwandeln kann. So bringt sie die Energie dazu auf, in der kalten Jahreszeit (Schein-) Blüten zu bilden, die dann im Frühjahr grün werden.
Als Hahnenfußgewächs hat sie noch weitere Geschwister in ihrer Familie: Die grüne und die stinkende Nieswurz. Alle drei Arten enthalten Helleborin. Diese Substanz ist heilend und giftig zugleich.
Doch welche Heilwirkungen hat nun diese Schneeschönheit? Rudolf Steiner, Begründer der Anthroposophie, empfahl die Schneerose bei Krebserkrankungen. In der Homöopathie wird sie weiterhin in Helleborus niger bei Erkrankungen der Hirnhäute, Kopfschmerz, Wasseransammlung/Ödemen und akuter Nierenentzündung angewandt.
Der Schneerose wurden früher sogar Kräfte zugesprochen, böse Geister und die Pest zu vertreiben. So wurden Schweinen kurzerhand, als Talisman gegen die Schweinepest, Schneerosen in die Ohren bzw. durch die Ohrlappen gesteckt.
Ob sie nun böse Geister vertreiben kann oder nicht, sie bringt Licht in die dunkle Jahreszeit.
Wenn sie Ihnen begegnet, grüßen Sie sie lieb von mir.
Bis zum nächsten Mal!
Ihre Caroline