Sandabbau, verschwindende Inseln: „Wie Sand am Meer“ war gestern – Gastbeitrag von Maike Radermacher


Gerade jetzt im Sommer in der Urlaubszeit gerät eine Ressource in den Blick und unter die Füße, die kaum jemand als so wertvoll wahrnimmt. Sand – die nach Wasser am zweithäufigsten verbrauchte Ressource überhaupt. Unsere Erde ist quasi auf Sand gebaut, die Weltwirtschaft hängt davon ab. Was die meisten jedoch nicht wissen: Sand wird knapper und überall wird er abgebaut. Zu einem Preis, den die Umwelt zahlen muss. Sand scheint eine grenzenlose Ressource zu sein.

Und wofür genau brauchen wir soviel Sand?

Wir verwenden Sand als Schlüsselbestandteil bei der Herstellung von Glas, Elektronik und Kosmetik. Allem voran wird er aber in Form von Beton verbraucht. Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) schätze 2014, dass die Welt jährlich rund 30 Milliarden Tonnen Sand allein für die Herstellung von Beton verbraucht. Mit dieser Menge Sand, könnte man eine 27 Meter hohe und 27 Meter breite Mauer um den Äquator herum bauen. Der Bedarf an Sand für die Bauindustrie ist auf unaufhaltsamen Kurs, sodass das Angebot an Sand abnimmt. Sand und Kies sind heute die nach Gewicht am meisten geförderten Materialien der Welt.

Gibt es Sand denn nicht „wie Sand am Meer“?

Es gibt immer mehr Hinweise darauf, dass dies bei weitem nicht der Fall ist. Da sich Sand erst nach Tausenden von Jahren durch Erosion bilden, beginnt die Nachfrage das Angebot zu übersteigen. Die Nachfrage nach Sand wird – angetrieben vom globalen Bevölkerungswachstum und zunehmender Verstädterung – weiterhin wachsen. Das macht Sand zu einem global, begehrten Rohstoff. So wertvoll, dass inzwischen eine sogenannte Sandmafia Sand illegal abbaut und verkauft. Und das auf Kosten von Mensch und Natur.

Wow- wir sind baff! Welche Länder verbrauchen am meisten Sand?

Die Sandförderraten in Europa und Nordamerika sind hoch, doch die größten Sandverbraucher sind die schnell wachsenden asiatischen Länder: China allein verbraucht 60% der weltweiten Sandproduktion. In den letzten 2 Jahren hat das Land mehr Zement verbraucht als die USA in 100 Jahren.

Und auch der Inselstaat Singapur hängt von den kleinen Körnchen ab: Das Land benötigt den Sand, um Wohnraum für seine wachsende Bevölkerung zu schaffen. Der Großteil des Sandes wird aus dem Ausland importiert: 24 indonesische Sandinseln wurden vollständig abgetragen, um Singapur zu füttern. Und nicht nur hier geht Land verloren: Weltweit sind 75 bis 90% der Strände auf dem Rückzug. Alternativen müssen her und Aufmerksamkeit für dieses Phänomen geschaffen werden!

Erst einmal klingt das Ganze sehr deprimierend. Was kann ICH persönlich tun, um meinen Sandverbrauch zu minimieren?

Neben alternativen Baumethoden können auch wir als Verbraucher unseren Umgang mit diesem unerkannten Helden überdenken und anpassen. Zum einen sollten wir die Gebrauchsdauer von Produkten maximal ausnutzen und beim Kauf „neuer“ Gegenstände Gebrauchtwaren wählen. So wird weniger produziert und Sand eingespart. Ferner sollte der Individualverkehr eingeschränkt werden, da hierdurch weniger Straßen gebaut und saniert werden müssen. Außerdem werden Autos mit Erdöl angetrieben, welches wiederum beim Fracking mithilfe von Sand abgebaut wird. Energiesparmaßnahmen sparen nicht nur Energie, sondern auch Sand ein, da weniger Kraftwerke und Staudämme gebaut werden müssen, die aus Beton und somit Sand bestehen. Außerdem nimmt laut Umweltbundesamt die Wohnfläche pro Einwohner in Deutschland in den letzten Jahren zu: Während im Jahr 2000 ein Deutscher durchschnittlich 39,5 m² nutzte, lag diese Fläche 2014 bereits bei 46,5 m². Wir können uns also fragen, ob wir wirklich so viel Platz benötigen. Und beim Hauserwerb ist die Sanierung eines Altbaus definitiv umweltfreundlicher als ein neues Haus zu bauen.

Danke, liebe Maike, für die Einführung in das komplexe Sand-Thema.

p.s. Diese Infografik von Trademachines macht den Status Quo unseres Sandverbrauchs besonders gut deutlich:

www.trademachines.de

 

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