Alternativen zu Plastikspielzeug und Tipps für Kindergeburtstage – DIY Lösungen


Spielzeug ist heutzutage oft aus Kunststoff. Leicht, günstig und leider auch schnell wieder kaputt. Zum Reparieren taugt der Werkstoff Plastik nicht wirklich und ein neues Produkt ist aufgrund des niedrigen Preises schnell wieder beschafft. Der Industrie scheint es recht zu sein, denn dadurch wird die Nachfrage nach neuen Produkten rapide angekurbelt. Außerdem entsteht unnötiger Müll, den man eigentlich hätte vermeiden  können, wenn man sich Alternativen anschaut.

Puppen mit Text Plastik sucht Alternative

Aber erst einmal zu den Gründen, warum man Plastik so gut es geht vermeiden sollte:

  • Verschwendung von Ressourcen und Energie
  • keine garantierte Recyclingquote von 100%
  • gesundheitlich bedenkliche Inhaltsstoffe

Ressourcenverschwendung und Recycling-Irrglaube bei Plastikprodukten

Plastikmüll, eine unschöne Ressourcen-Verschwendung! Denn dieser Plastikmüll gehört nicht in die gelbe Tonne oder den gelben Sack. Laut der Verordnung des Deutschen Dualen Systems sind dort nur Verpackungsabfälle zu entsorgen. Ordentlich getrennt gehört Spielzeug in die Kunststoffcontainer der Wertstoffhöfe.

Abgesehen davon, dass solche Touren sicherlich nicht von der Mehrzahl der Familien unternommen werden, kommt in der Regel das Auto zum Zuge. Eine Treibstoffverschwendung, die womöglich nicht einmal zum Recycling des abgegebenen Plastikmülls führt. Meist landet dieser Müll, wie auch der Restmüll, in hochmodernen Heizkraftwerken. Dies trifft im Übrigen auch für die Mehrzahl des Plastikmülls zu, der feinsäuberlich im gelben Sack oder der gelben Tonne entsorgt wurde. Das Beispiel des Tetrapaks zeigt diese Mogelpackung sehr deutlich. Denn anstatt der offiziell angegebenen 71 Prozent Recyclingquote sind am Ende des Aussortierprozesses nur 35 Prozent verwertbar, der Rest landet in der Verbrennung.

Eigentlich müsste diese Verpackung aufgrund des deutschen Rechts bepfandet werden. Warum dem nicht so ist, erfährt man in diesem sehenswerten, zirka 30-minütigen ZDF Zoom Beitrag „Die Mogelverpackungvom 22.04.2015, der einige Links zu meinen Recherchen überflüssig macht. (Dazu bitte den Reiter Video anklicken, sonst erhält man nur einen Zusammenschnitt auf 3 Minuten)

Lego   DSCN7370

Gesundheitliche Aspekte bei Plastikprodukten

Der Umweltaspekt ist nicht der alleinige Grund, Plastikspielzeug zu vermeiden, denn Plastik beinhaltet gesundheitlich bedenkliche Inhaltsstoffe. Seit Bisphenol A (BPA) in Kinderflaschen und Schnullern verboten wurde, ist bekannt, dass dieser Zusatzstoff Auswirkungen auf die Gesundheit und das Verhalten der Kinder hat. Aber nicht nur der ist in Plastik enthalten. Weichmacher gehören ebenso dazu. Man muss das Plastik noch nicht einmal in den Mund nehmen. Es dampft einfach aus und wir atmen es ein. Auch durch den natürlichen Zerfall des Plastiks, landet Mikroplastik durch kleine Kratzer oder Bruch im Hausstaub. Zu diesen beiden Aspekten existieren bereits zwei Beiträge von mir mit den Titeln „Gesundheitliche Implikationen von Plastik“ und „Mikroplastik“.

Jetzt mag man sich in Sicherheit wiegen und darauf vertrauen, dass alle Produkte für Kinder dank der dazu existierenden Gesetze gesundheitlich in Ordnung sind. Doch leider gibt es dazu einige Schlupflöcher, die ich in einem weiteren Beitrag mit dem Titel „Plastikschadstoffe: Gesetze, Auskunftspflicht und Informationsmöglichkeiten“ beschrieben habe. Unter anderem zeigt er auf, dass die Größe des Gegenstandes das Maß aller Dinge ist um diverse, sonst verbotene Stoffe, für Kinder in Spielsachen wieder zuzulassen.

Die einzelnen Gründe gegen Plastikprodukte, also

  • die Mikroplastikproblematik,
  • die mangelnden und lückenhaften Gesetze
  • und die Problematik des Recyclingkreislaufs

sind besonders in ihrer Kombination schädlich und es macht Sinn, den Gebrauch von Plastikprodukten so weit wie möglich einzuschränken.

 

Alternativen zu Plastikspielzeug

Beim Spielzeug fallen einem gleich Stoffpuppen und Stofftiere ein, die unsere Groß- oder Urgroßeltern noch hatten. Einfache aus Wolle oder Leinenstoffen genähte Puppen. Auch die Puppenkleider wurden damals oftmals noch aus Stoffresten und Wolle selbst hergestellt. Was spricht eigentlich dagegen solche Spielsachen als Alternative wie auszukramen oder auf die Suche zu gehen? Unter dem Begriff Waldorfpuppen oder Käthe Kruse Puppen werdet ihr im Netz fündig. Sie sind nicht immer billig, aber dafür rundum weich, ohne Knopfaugen und zum Knuddeln wirklich geeignet. Sogar unbedenklich bei Winzlingen. 😉

Waldorfpuppe

 

Als Alternativen bietet sich wie schon im 2. Teil der „Erfahrungsberichte plastikfrei“  oder in „#Bewusstmit plastikfreiem DIY“ beschrieben, verstärkt das Selbermachen an. Do It Yourself. Es wird dadurch in der Regel etwas günstiger. Bei „Naturkinder“ werdet ihr mit Tipps und Schnitten für eine Waldorfpuppe fündig.

Für diejenigen, die lieber in einem etwas kleineren Rahmen selbst Hand anlegen, gibt es Anleitungen für einfache Schmusetiere oder Handpuppen aus verwaisten Socken, aber auch andere nachhaltige Ideen, wie zum Beispiel Adventskalender, Haargummis und Ketten.

© smarticular.net

Das Selbermachen hat seine Vorteile. Zum einen weiß man definitiv was drin ist, hat einen unerschöpflichen Nachschub, kann die Sachen leicht reparieren und manchmal kann man sie sogar bedenkenlos essen, wie zum Beispiel diese Bastelutensilien mit ihren Anleitungen:

P1520546
© smarticular.net

Altersgerechte Spielgegenstände schafft man auch schnell mit vorhanden Materialien. Da wären zum Beispiel eine Murmelbahn oder ein Balanceboard  zu nennen, die neben dem Spielspaß auch die Motorik trainieren.

Für eine große Murmelbahn oder auch einen langen Autotunnel bieten sich dickere Pappröhren an, die man kostenlos in großen Kopiergeschäften oder bei Planenmachern bekommt.

Autotunnel 2Dieser hier abgebildete Autotunnel eignet sich am besten in Innenräumen mit glatten Bodenflächen für Weitfahrwettbewerbe. Die Neigung der Röhre auf dem Foto ist für die Praxis noch etwas zu steil. Durch weitere und flachere Konstruktionen ist dies schnell behoben und die Röhren werden sicherlich bald zu interessanteren und wagehalsigeren Versuchen  umgebaut.

Autotunnel 1

 

Ein weiteres gemeinsames Bastelprojekt stellt eine Trommel dar, die z.B. aus einem Tonblumentopf mit Loch im Boden und 7 Lagen Brotzeitpapier hergestellt wird. Die Lagen sind mit Kleister (z.B. o.g. DIY Kleister) komplett zu bestreichen und in unterschiedlichen Richtungen über die Öffnung des Topfes aufzukleben. Das Papier darf dabei auch schmäler als der Topf sein. Wichtig ist, dass der Rand mindestens 2 cm umgeklappt wird und am Topf gut anhaftet. Generell ist darauf zu achten, dass kaum Luftblasen durch die übereinandergeklebten Bahnen eingeschlossen werden. Beim Trocken strafft sich das Ganze noch und schafft einen tollen Klang.

Trommel und Regenmacher 1

Ein Regenmacher ist auch ein spannendes Projekt, bei dem Nägel in die Seitenwände einer Pappröhre geklopft werden. Diese sollte man in einer Spirale anordnen. Die Röhre wird unten entweder mit Papier oder einem Stoffrest verschlossen. Dies kann durch Kleben oder mit einem Bindfaden geschehen. Dann wird die Röhre mit etwas Reis gefüllt. Nachdem die andere Öffnung ebenso verschlossen wurde, dreht man die Röhre um und ein leises und langanhaltendes Regengeräusch ist zu vernehmen.

 

Nachhaltige Kindergeburtstage

Einen nachhaltigen und für die Kinder spannenden Kindergeburtstag zu gestalten fällt uns Eltern oft schwer, denn heute ist es eher unüblich wie im Stile unserer Kindheit zu feiern. Mit Action in animierten Schwimmhallen oder lauten Freizeitparkts wird schon früh um die Gunst der eingeladenen Kinder gewetteifert. Gegengeschenke für jedes Gastkind gab es früher auch nicht. Fehlt das, gibt es von manchen Kindern schon lautstark Protest. Da hart zu bleiben und dem eigenen Kind den Sinn einer Geburtstagsfeier zu erklären, ist oft nicht leicht. Besonders wenn sich Eltern von Jahr zu Jahr mit noch ausgefeilteren Events überbieten.

Im Alter von 6 Jahren ist dann Kino angesagt und mit einer Horde 12-Jähriger wird zum Kletterpark oder Downhill-Bullcart-Rennen gefahren. Bei unseren Kindern haben wir diesen Prozess so lang wie möglich herausrausgezögert und mit Spielprogrammen wie in alten Zeiten Geburtstage gefeiert. Bis zum 11. Geburtstag meines Sohnes hat das wunderbar geklappt. Jedes Jahr Sackhüpfen oder Dosenwerfen geht da allerdings auch nicht. Altersgerechte Spiele immer wieder spannend und neu anzubieten, bedarf einer guten Vorbereitung.

10 Geburtstagsspiel-Ideen findet ihr in meinem Beitrag auf der Seite von Smarticular. Sie sind für Kinder im Alter zwischen 2 und 11 Jahren und können die Vorbereitungen vielleicht etwas erleichtern.

Bootspiele
© smarticular.net

Für kleinere Kinder ab 2 Jahren bietet sich zum Beispiel  das „Schiffe ziehen“ oder für ältere Kinder ab 7 Jahren der „Teebeutel-Weitwurf“ unter erschwerten Bedingungen an.

P1530493

Ich hoffe es waren ein paar brauchbare Anregungen für eure plastikfreie Spielzeug-Umsetzung dabei. Ich wünsche euch dazu viel Spaß und gutes Gelingen. Vielleicht habt ihr noch tolle Ideen oder Anleitungen, dann verlinkt diese doch einfach unterhalb des Beitrags in der Kommentarfunktion.

Grüße

Claudia

tt30-logo

Weitere Infos und jede Menge Interaktion findet Ihr auch auf der Facebookseite “Finding Sustainia“, über Twitter unter @Finding_S und über den Blog der Deutschen Gesellschaft des Club of Rome

 


18 Antworten zu “Alternativen zu Plastikspielzeug und Tipps für Kindergeburtstage – DIY Lösungen”

  1. Meine Favoriten sind: Schneckenbänder gehäkelt, die kann man immer für alles gebrauchen.

    Und: kleine Sandsäcke. Die kann man als Beschwerer nehmen für Höhlen oder einfach für alles Mögliche.

    Meine Lieblings Stoff Puppenmacherin: Maria von dem Label Mariengold.

    Kastanien und Eicheln sammeln und Aprikosenkerne. Damit kann man einfach alles spielen.

    • Hallo Britta,
      was sind den Schneckenbänder? Hast du da ein Bild oder ’nen Link / Beschreibung dazu. Kann mit dem Begriff leider alleine nichts anfangen. Macht mich grad neugierig 🙂

      Ja, Sandsäcke wären super geeignet gewesen, doch ich glaube meine Mutter hätten Sandsäcke in Innenräumen in den Wahnsinn getrieben. 😉 Wir haben Bücherstapel damals als Alternative verwendet. Burgen und Höhlenbauen ist einfach immer ’ne tolle Beschäftigung und kuschelig obendrein. Alleine das Austüfteln bis alles stabil steht. Wie oft sind diese Bauten eingestürzt. Solches Bauen schult einfach in vielerlei Hinsicht (Frust, Verbessrung, Neuanpacken, Lösungen suchen, Hilfe holen und natürlich auch der Erfolg und der Stolz am Ende). So was fehlt einem schnell gekauften Zelt oder der Faltburg total.

      Naturmaterialien wie Kerne und Samen und Nüsse sind immer super zum Schussern.

      Danke für die schönen Ergänzungen und die Erinnerungstretminen 🙂
      Grüße Claudia

Schreibe einen Kommentar zu Claudia Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert