Nachhaltig Frühstücken – Zu Gast bei Santa


Mehr als zwei Jahre ist es her, dass ich Santa bei einem Aufenthalt in ihrer Wahlheimat Paris kennen- und bewundern lernte. Bei Buchweizenpfannkuchen und grünem Smoothie erzählte sie mir, wie gesunde, nachhaltige Ernährung für sie aussieht. Gern möchten wir unser Gespräch von damals mit Euch teilen. Enjoy! 

Santa (8 von 10)

Daija: Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach, schreibst Du in einem Beitrag auf Finding Sustainia. Du bist eigentlich begeisterte Fleischesserin. Heute bezeichnest Du Dich als Vegan Lover und ernährst Dich im Sinne der Nachhaltigkeit größtenteils vegan. Was hat Dir bei der Umstellung geholfen?

Santa: Ich liebäugele schon seit etwa 7 Jahren mit dem Veganismus. Konsequent vegan ernährt habe ich mich erst in dem Monat, in dem wir von Finding Sustainia uns einer entsprechenden Challenge gestellt haben. Meine Mutter hat in meiner Kindheit häufig vegan gekocht, sodass mir die Küche vertraut war. Allerdings hat mein Vater gleichzeitig viel Fleisch zubereitet, weil er das wichtig fand und es mir auch schmeckte. Ganz leicht gefallen ist mir die Umstellung also nicht, doch insgesamt fühle ich mich mit einer größtenteils veganen Ernährung mehr im Reinen mit mir selbst.

Daija: Wie sieht Deine Ernährung heute aus?

Santa: Seit dem Ende der Challenge esse ich wieder Fleisch, wenn auch deutlich weniger, zuerst einmal sporadisch und in Schwangerschaft und Stillzeit nun etwa einmal die Woche. Dabei höre ich auf mein Bauchgefühl und schaue darauf, was mein Körper braucht. In der Schwangerschaft litt ich an Eisenmangel, und auch jetzt in der Stillzeit muss ich auf eine ausreichende Versorgung achten.

Allerdings weiß ich heute auch, mit welchen pflanzlichen Lebensmitteln ich meinen Eisenbedarf gut abdecken kann, und vor allem, dass ich sie mit Vitamin C kombinieren muss, um die optimale Aufnahme zu gewährleisten. Zum Grünzeug gibt es daher oft bei uns frisch gepressten Orangensaft.

Ansonsten habe ich aus jeder unserer Challenges etwas mitgenommen. Unsere Mahlzeiten bereite ich hauptsächlich aus regionalen, möglichst naturbelassenen Zutaten zu, und kaufe Lebensmittel so gut es geht lose.

Santa (9 von 10)

Daija: Vegan, regional, saisonal, unverpackt, unverarbeitet – das klingt erst einmal drastisch einschränkend.

Santa: Vegan, regional, bio und plastikfrei bilden den grundsätzlichen Rahmen. Außerhalb der Challenges bin ich in keinem dieser Bereiche ganz streng – in unserer derzeitigen Gesellschaft ist das auch fast unmöglich. In mancher Hinsicht möchte ich das auch nicht. Zum Beispiel bin ich mit der indischen Küche aufgewachsen und ganz regional zu leben würde bedeuten, dass ich auf viele Gewürze meiner Kindheit verzichten müsste. Das würde wirklich einen Verlust von Lebensqualität bedeuten.

Es geht mir vor allem darum, weniger nachhaltige Produkte nicht mehr in rauen Mengen zu kaufen, sondern mich bewusst dafür zu entscheiden – als Bonbon sozusagen.

Santa (5 von 10)

Daija: Was sagt Deine Familie zu diesem Ernährungsstil?

Santa: Mein Mann unterstützt mich als Theoretiker vor allem theoretisch, auch wenn er sich selbst mit den Details nicht auseinandersetzt. Außerhalb des Hauses entscheidet er sich manchmal für weniger nachhaltige Varianten, vor allem Süßigkeiten, doch mittlerweile zieht er, glaube ich, meine Küche vor und es schmecken ihm viele Dinge draußen einfach nicht mehr. Und er lädt gerne und oft Kollegen zum Essen zu uns ein, was ich jetzt einfach mal als Kompliment an meine Kochkunst uminterpretiere. (lacht) Meine Tochter ist jetzt 3 Jahre alt, Vegetarierin, und viele Dinge kennt sie nicht anders; daher ist es für sie keine Umstellung.

Santa (6 von 10)

Daija: Du hast früher andere Kinder oft um ihre Dickmanns beneidet.

Santa: Ja, viele meiner Klassenkameraden bekamen früher Geld für ein Pausenbrot mit und kauften sich davon Dickmann in einem Weißmehlbrötchen. Ich habe nie eines gegessen, aber ich war schon manchmal neidisch. Meine Mutter war bei solchen Sachen eher streng, zumindest als ich klein war. Ich war mit 13 zum ersten Mal bei Mc Donalds und dann mit 15 in Chicago als Austauschschülerin. Damals kamen mir Junk Food Ketten wie ein wundervolles Schlaraffenland vor (lacht).

Daija: Das kommt mir bekannt vor, bei mir zu Hause war es ähnlich. Meinst Du, Du wirst es bei Deinen Kindern genauso handhaben?

Santa: Ja, ich denke, dass ich eher streng bleiben werde, was Süßigkeiten und Junkfood angeht – allerdings so undogmatisch wie nur möglich. Im Restaurant isst meine Tochter z.B. leidenschaftlich gerne Pommes Frites und darf sich beim Einkaufen auch eine Sache aussuchen; das vermeidet die Wutanfälle beim Einkaufen, die wohl jede Mutter kennt. Bisher greift sie allerdings meist zu Obst oder Saft und ab und an zu einer Tüte Kartoffelchips. Damit kann ich leben. Choose your battles wisely!

Daija: Vieles von dem, was Du beschreibst, klingt für unsere LeserInnen vielleicht erst einmal einschränkend. Was bedeutet für Dich Genuss?

Santa: Ich genieße sehr viel bewusster als früher. Ich war schon immer ein Riesenfoodie und wäre unglücklich, wenn ich kein leckeres Essen mehr bekommen würde. Mit den Challenges haben sich allerdings auch meine Geschmacksnerven verändert und ich kann nicht mehr zu süß und salzig essen. Ich darf alles essen – Schokolade, Fleisch, Kaffee – aber ich muss es nicht immer haben. Wenn sie auf den Tisch kommen, dann genieße ich sie als etwas Besonderes. Während einer Challenge gelten natürlich strengere Regeln.

Santa (1 von 10)

Daija: Ganz ehrlich muss ich sagen, dass ich den grünen Smoothie so ganz ohne Obst schon gewöhnungsbedürftig finde.

Santa: Ja, das geht Besuchern oft so. Du hast gerade auch die Hardcore-Variante vor dir. (lacht) Anfangs haben wir unsere Smoothies auch mit Apfel oder anderem saisonalem Obst gesüßt, und den Fruchtanteil immer weiter reduziert. Eine langsame Umstellung verändert im Laufe der Zeit die Geschmacksnerven.

Santa (10 von 10)

Daija: In deinem Blogbeitrag zum ‚Perfektionismusfasten‘ beschreibst Du Deine Versuche, euren Umzug so nachhaltig wie möglich zu gestalten, und wie viel Zeit und Energie dies kostet. Wie machst Du das denn im Alltag als Selbstständige mit zwei kleinen Kindern?

Santa: Es ist hier nicht immer so aufgeräumt wie heute (lacht). Ich verwende so wenig Zeit wie möglich auf Hausarbeit. Ich bügele zum Beispiel nicht – oder fast nicht. Und einmal die Woche hilft uns jemand im Haushalt.

Während des Umzugs habe ich wirklich sehr viel Zeit damit verbracht, Dinge gebraucht zu finden, die uns noch fehlten. Früher bin ich während der Challenges manchmal durch die halbe Stadt gereist, um Produkte verpackungsfrei oder regional zu bekommen. Derzeit mit kleinem Baby bin ich pragmatischer und gehe eher Kompromisse ein. Summa summarum läuft es aber gut bzw. so, dass ich mich gut fühle.

Im Alltag werden viele Dinge zu Automatismen. Beim Einkaufen und der Nahrungszubereitung habe ich Routinen entwickelt, die mir viel Zeit und Gedanken sparen, wie z.B. ein loser Essensplan. Wenige, aber gute Küchen-Utensilien sind Gold wert. Mein Vitamix z.B. hilft mir, sehr schnell und einfach Pestos, Nussmilch, Smoothies, aber auch Raw Desserts und gesunde Eiscreme herzustellen. Durch mehr Nachhaltigkeit spare ich viel Zeit. Das Angebot an Produkten ist einfach nicht so groß. Ich muss nicht aus 100 Sorten von Frühstückszerealien eines aussuchen, sondern kaufe Haferflocken und mache mein Müsli dann selbst.

Santa (3 von 10)

Der Frühstückstisch:

Ein typisches Frühstück in Santas Haushalt besteht aus Buchweizenpfannkuchen mit Karottengrünpesto, Müsli mit frischen Früchten und selbstgemachter Nussmilch, grünem Smoothie und Kräutertee. Sonntags kommen Ei und Kaffee dazu. Da sie gern mit Lebensmitteln, die regional und saisonal verfügbar sind, improvisiert, gibt sie euch heute Anleitungen statt strikter Rezepte an die Hand.

Buchweizenpfannkuchen

Buchweizenmehl mit Wasser anrühren, bis die Konsistenz etwa zähflüssiger Schlagsahne ähnelt. Pesto nach Geschmack untermischen. Es geht auch ohne Pesto, aber dafür mit gehackten Kräutern, Zwiebeln, Knoblauch oder anderen Gewürzen. Den Teig dann von beiden Seiten in Olivenöl goldbraun braten.

Karottengrün Pesto

Karottengrün, Knoblauch, gemischte Kräuter nach Saison und Verfügbarkeit und Olivenöl oder, in Deutschland regionaler, kalt gepresstes Rapsöl, in einem Mixer geben und kurz pürieren. Für die Luxusversion Nüsse oder Samen zugeben. Geröstete Cashews geben zusätzlichen Käsegeschmack. Es gehen auch andere Gemüsegrün-Sorten,wie etwa Rote Beete-Grün oder aber wilde Kräuter, z.B. Löwenzahn-Grün.

Müsli

Haferflocken, einen Schuss Leinöl, gemahlene Schwarzkümmelsamen, Leinsamen und Nussmilch mischen, kurz stehen lassen. Mit Obst der Saison (Rhabarber, Beeren, Äpfel) und bei Lust und Laune mit Xylit-Schoko-Drops garnieren.

Grüner Smoothie

Eine Rote Beete und eine Möhre in Stücke schneiden (oder wie Santa ganz reinschmeissen), zusammen mit dem Rote Beete- und Karottengrün und anderen Zutaten, die Kühlschrank und Fensterbank hergeben, in den Mixer geben. Wer es gerne süßer mag, kann z.B. getrocknetes Obst oder einen Apfel (mit Gehäuse) dazu geben. Mit Wasser in einem leistungsfähigen Mixer pürieren.

Santa (7 von 10)

 

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